15. Juni 2006
Mein Dämon Vogeltanz hat es mir geschrieben. Da wollte ich es nicht glauben.
>>doch: schüssel in siegerpose, beide
wangen mit österreichflagge á la hooligan bemalt, hält einen wm-schal hoch, auf
dem steht: "österreich isst weltmeister"... und das auf einem offiziellen
mcdonald´s-plakat... morgen schieß ichn foto für dich!<<
Mittags hab ich das Plakat in Weiz gesehn.
Fake? Doppelgängerr? Zwar hat Österreich auch die Seite einer Operettenrepublik und
diese Seite wird gelegentlich auf Regierungsebene bedient. Aber den Bundeskanzler als
Fußballfan ausstaffiert, für eine Fastfood-Kette werbend, kann ich mir damit nicht
erklären. Und obwohl ich es gesehen hab, kann ich es nicht glauben.
Oder ist das der aktuelle Pegelstand auf der
Populismus-Skala? Es wird ja merklich skrupelloser agiert.
Unlängst hat die Innenministerin ihr Talent
zur Brandstiftung am sozialen Frieden im Lande erprobt. Das hätte man wohl als Zeichen
lesen können. Daß sie eine (heute) wissenschaftlich umstrittene Studie --
"Sozialwissenschaftliche Kurpfuscher" [Eintrag
vom 28. Mai 2006] -- vom Hörensagen her gegen Muslime umdeutet. Egal, daß sie davon
später NICHTS verifizieren konnte, der Schaden war angerichtet. Der Pöbel war
geschmeichelt.
Nun der Kanzler im Kielwasser einer
Fußballweltmeisterschaft, für die sich Österreich nicht einmal qualifiziert hat. In der
Pose der zivilen Krieger, von denen manche gerne über einander herfallen, gelegentlich
auch über Andere. Gar nicht wenige von ihnen vor allem gegen Muslime sehr feindselig
eingestellt. Zufall?
Dagegen war ja die ebenfalls der ÖVP
angehörige Frau Ferrero-Waldner (auf dem Weg Richtung Amt des Bundespräsidenten) bloß
ein charmanter Vorfall. Mit ihren Disko-Besuchen in weißem Leder und ihren Anflügen
gegen "linke Emanzen". [Eintrag vom
30 April 2004] Monkey Business!
[Wir
Kinder des Kalten Krieges]
Cut!
Unlängst schien mir, daß Eminem aus den
Interessensfeldern meines Sohnes herausgepurzelt sei. [Eintrag
vom 7. Juni 2006] Gepurzelt? Das Bild läßt vermuten: in hohem Bogen rausgeflogen.
Wobei ich bemerkenswert fand, daß das Poster an der Wand blieb, statt im Altpapier zu
landen. Offenbar kann man durch symbolische Akte auch den Fernen, den Unbekannten etwas
ausrichten.
Auf meine Nachfrage erfuhr ich den Grund für
Eminems Ächtung: "Er langweilt!" So also enden Mainstream-Rebellen mitunter.
Cut!
Darf ich als bekannt voraussetzen, daß die
"Kleine Zeitung" mit
Sicherheit KEIN "linkes Kampfblatt" ist? Schon gar nicht von "linken
Emanzen" betrieben wird? Die "Kleine" gehört dem Katholischen Pressverein,
also einer Seite, die erhebliche Wirtschaftskompetenz für sich reklamiert. Da war eben zu
lesen:
Rainer Strunz schrieb, daß die Gewinne der im
Wiener Börsenindex ATX zusammengefaßten Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr um 53
Prozent (dreiundfünfzig!!!) gestiegen seien. Was unter anderem mit einem Rückgang des
Steuersatzes um 3,7 Prozentpunkte und geringem Anstieg des Personalaufwandes erläutert
wurde.
Man nehme noch dazu, daß vor allem große
Player äußerst "steuerschonende" Modi pflegen können, wodurch dem Gemeinwesen
Mittel entgehen. Man rechne ein, daß die Arbeitsbedingungen für immer mehr Menschen
merklich schlechter werden.
Das heißt in Summe, es wächst die
Unsicherheit, Einkommen sinken, Rücklagen vieler Menschen schmelzen, "Working
poor" nehmen zu, also Menschen, die zwar bis zu zwei Jobs haben, aber dennoch nicht
genug verdienen, um durch den Monat zu kommen. Die Companies verdienen an solchen
Bedingungen. Menschen, die ausgebrannt aus solchen Bedingungen rausfliegen, müssen vom
Staat aufgefangen werden.
Anders ausgedrückt: Gewinne werden
privatisiert, Verluste dem Gemeinwesen aufgebürdet. Denn: "Gewinne explodieren, aber
Löhne am Boden". Anders ausgedrückt, da die Politik nicht ausreichend gegensteuert,
wird die Republik von einzelnen Players ausgeplündert.
Cut!
Zur Aufheiterung hier noch ein Stück
Blockwart-Prosa, die mir dieser Tage zugesandt wurde:
>>du steckst bis zu den ohren in
deiner ganz persoenlichen scheisse. man kann nicht einmal im web mit dir geht. denn du
stinkst, du stinkst so wie der widerliche ziegenbock und handkes english meckerer roloff
wen ein trottel einen trottel wechselseitig
zitiert, wie du es mit dem rollaffen und auch dem windschiefen wortschober handke machst,
wird die scheisse trotzdem nicht wohlriechender<<
Das würdigt nicht nur meine Fragen, mit
wechen Quellen man denn eigentlich all die Vorhaltungen zu belegen gedenkt, die dem Autor
Peter Handke seit rund einem Jahrzehnt zugestellt werden. Das bedenkt auch Michael Roloff, der einige
Bücher von Handke übersetzt hat.
[Zu
Peter Handke]
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