10. Mai 2006

Ein entlegenes Schaufenster in Graz. Eine Wäscherei? Keine Ahnung, was sich dahinter befindet. Darin sah ich diese wuchtige, frühe Art eines Diktaphons, etwa aus den 1960er-Jahren. (Ich denke, Kassettenrecorder waren erst in den 70ern auf dem Markt.)

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Bandgerät. Spulengerät. So haben wir diese Dinger genannt. Ich bin mit solcher Technologie aufgewachsen, denn mein Vater war "Schmalfilmer". Also im acht Millimeter-Bereich unterwegs. Geräte von "Stuzzi" galten als feine Ausstattung. (Die Profis hatten "Uher".) Der "Tricorder" war eine der Maschinen meiner Kindheit, mit der ich experimentieren durfte. Dieser hier, aus dem "Tonbandmuseum Korneuburg", sieht aus, als hätte ihn jemand aus meinen Kindertagen entnommen. Selbst das Etikett auf der Spule ist mir vertraut. Und viele Mikrophone sahen tatsächliche wie Elektrorasierer aus.

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Bei Aufnahmen wurde die "Aussteuerung" an einem "magisches Auge" abgelesen. (Rechts, über den drei Reglern.) Man mußte Listen führen, um auf langen Bändern Stücke wieder zu finden. Die Maschinen hatte mechanische Zählwerke. (Hier oben, zwischen den Spulen.)

Cut!

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Der Singer-Songwriter Chuck LeMonds hat sein neues Album "Pink Roshi" nun fertig und wird es am 9. Juni im oststeirischen Schloß Freiberg präsentieren.

Cut!

"Denn, so formuliert es Marcel Bazzonet, Direktor der Comédie Française, er habe zwar irgendwie von Handkes Überzeugungen gehört, aber erst jetzt das ganze Ausmaß begriffen."

Das schrieb Martina Meister in der "Frankfurter Rundschau". Drei Wochen des Nachdenkens hat der Direktor gebraucht. Bemerkenswert, daß er darauf verzichtet hat, von diesen drei Wochen wenigstens zwei Nachmittage aufzuwenden, die genügen würden, um die zwei am meisten angefochtenen Bücher Handkes zu LESEN: "Eine winterliche Reise ..." und "Sommerlicher Nachtrag ..." Um diese Texte mit der von Bazzonet gewürdigten Arbeit von "Historikern und Journalisten" zu vergleichen:

"Bazzonet betrat den Saal lächelnd, setzte sich vor eine Wand von Mikrofonen und begann eine leidenschaftliche Verteidigungsrede: Ja, er habe das Stück abgesetzt, nachdem er von Handkes Präsenz auf der Beerdigung von Slobodan Milosevic gelesen hatte. Drei Wochen lang habe er nachgedacht, habe er das Unheil des Balkankrieges Revue passieren lassen. Er habe an die Arbeit der Historiker und Journalisten gedacht, welche die Verbrechen aufgeklärt haben, und - seine Stimme ist längst laut und zitternd und zornig - deshalb betrachte er Handkes Auftritt auf Milosevics Beerdigung als Ohrfeige gegenüber den Aufklärern und als Schmähung der Opfer." [Quelle]

Ich hab gestern schon gefragt, um genau WELCHE, nein: WESSEN Opfer sich der Direktor Sorgen macht. Wenn man in Abzug bringt, daß Handke Rampenlichter nicht gerade meidet, was einem Künstler aber freistehen muß, denn das Rampenlicht ist nun mal eine der "primären Geschäftszonen" des Kunstfeldes, wenn man also wegrechnet, daß es Handke einiges Vergnügen machen dürfte, sich mit der Medienbranche Matches zu liefern, bleibt vor allem die Frage, worin genau Bazzonet die "Ohrfeige gegenüber den Aufklärern" vermutet. (Kann er seine Annahmen mit Zitaten belegen?)

Es ist keine Domäne Handkes, die Nähe von Tätern zu suchen. Bleibt zu fragen: mit welchen Intentionen? Mit welchen Ergebnissen? Ich denke zum Beispiel an die Autorin Slavenka Drakulic („Keiner war dabei“), welche sich genau dem gewidmet und gestellt hat. (Dazu später noch.)

Michael Roloff, der einige Bücher von Handke ins Englische übersetzt hat, sandte mir das Protestschreiben, das Ulla Unseld-Berkéwicz an Marcel Bozonnet geschickt hat. Darin wird dem Direktor seine Schlamperei (oder Heuchelei?) vorgehalten:

Ohne sich die Mühe zu machen, die Behauptungen der Journalistin zu überprüfen, stiliserte er sich öffentlich -- und ohne das geringste Risiko einzugehen -- zum Verteidiger der Opfer und Helden in Sachen Menschenrechte. [Der komplette Text!]

[Zu Peter Handke]

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19•06