5. Mai 2006

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Ein schönes Tier. Liegt völlig anders in der Hand als die aufgetauten Tiefkühlversion. Trockener. Fast samtig. Riecht auch anders. Und erfüllt die ganze Wohnung mit einer Art von Anwesenheit, wenn man zum Braten ein wenig Knoblauch, Kräuter und Wein verwendet hat. Ganz entgegen dem Kampfbegriff "Küchengeruch", den ich unlängst erwähnt habe.

Vielleicht war es ja so, daß im "Küchengeruch" das bekämpft werden mußte, was er ausdrückte, was durch ihn im Raum stand. Dieses Elend einer marginalisierten Existenz, deren holpernde Aufwertung gerade wieder ansteht: Muttertag. Man kann mir viel erzählen, über glückliche Mütter, deren Herz im Hüten des Hauses aufgehe. Solche Mütter mag es ja auch geben. Wenn der Kerl, der das Geld macht, kein Arschloch ist und überdies genug davon nach Hause bringt, mögen sich Bedingungen auftun, die ein Leben für Heim und Herd verlockend machen. Kann sein.

Fragt sich nur, woher dieses weite "Schlachtfeld Familie" kommt, dessen härteste Fälle es regelmäßig in den Lokalteil der Tageszeitungen schaffen, manche sogar auf die Seite 1. Naja, wird schon seine Gründe haben.

Fisch! Wie der duften kann. Was mich erneut an Gerhard Kofler erinnert, der mich einmal in sein bevorzugtes italienisches Restaurant in Wien eingeladen hatte. Wo ich im "Il Mare" Branzino kennengelernt habe.

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Dessen Zubereitung einschloß, daß einem der Wirt das Tier auf einem Beistelltischchen sorgsam zerlegte. Literaturwissenschafter Klaus Zeyringer, hier im ungeblitzten Zustand, war in die Sache verwickelt:

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Was eine andere Verknüpfung andeutet. Die mir eben erst wieder eingefallen ist. Betrachtet man den Scan des Kofler-Gedichtes "Komm wieder Sonne", den ich am 28. April hier eingebunden hab, könnte einem auffallen, daß von der Rückseite her eine Markierung durchscheint.

Wir hatten einige Zeit die Schrulle, Gerhards Gedichtband wie ein Orakel zu verwenden. Der umfaßt rund tausend Seiten. Es war unser Vergnügen, diesen Band an beliebiger Stelle aufzuschlagen und das Vorgefundene als Anstoß in unsere Korrespondenzen einzubeziehen.

Da ist eine Stelle mit "21/11/02"markiert, wo man wiederum, die schon erwähnte "Sonne" durchschimmern sieht:

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Das komplette Gedicht stammt aus Koflers "Poesie von Meer und Erde". Sollte mich jemand fragen, wozu denn Lyrik gut sei, wäre eigentlich bloß diese Geschichte zu erzählen. Vom duftenden Branzino, vom poetischen Orakel, von solchen Deutungen des Lebens, vom Wein und davon, daß es eben nicht egal ist, welches Gewicht Worte haben.

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