28. April 2006
Nach all den feinen Eßbarkeiten am Anfang der letzten
Seiten ... Nein!!! Eine miserablige Metapher wie diese, nämlich: "geistige
Nahrung", verbitte ich mir. Als wären diese Wahrnehmungs- und Denkakte dem
Stoffwechsel vergleichbar, was ja unweigerlich zu Ausscheidungen führt, die loszuwerden
wir gewöhnlich in eher verschämter Zurückgezogenheit abwickeln.
Die Physik vermag uns nicht einmal schlüssig darzulegen,
was denn ENERGIE sei. (Die beim Futtern gewiß eine Rolle spielt.) Um wie viel
geheimnisvoller ist dagegen: Geist! Zumindest in dem, was er leistet und WIE er es tut.
Aber damit ist es gleich wie mit der Energie. Wir wenden Begriffe auf etwas an, das uns
sehr unklar ist.
Habe ich das von den "Konstruktivisten" behalten?
Dieses Bonmot, daß unser Gehirn, wenn wir es begreifen wollten, so simpel gemacht sein
müßte, wir wären damit zu blöd, auch nur irgendwas zu begreifen.
Lesen im Sinne von Literarität hat eben genau NICHTS mit
dem Futtern und dem Fressen gemein. Auch nicht mit dem genießerischen Speisen. Lektüre
ist von ganz andere Art des Erlebens. Ich behaupte das jetzt einfach, ohne Beweise an- und
auszuführen. Dagegen: "geistige Nahrung", das läßt mich an jene
proletarischen Tage denken, da meine Mutter geträumt haben mag, ich wäre mindestens der
Matura, schließlich einem angemessenen Studium gewachsen. Was ich dann konsequent beides
vermied.
Das proletarische Nichtverstehen brachte mir unter anderem
in den Wintern kleine Geschenke ein, die man "Studentenfutter" nannte.
Mischungen aus Nüssen, Rosinen und solchen Sachen. Die man ja hätte genießen können,
wenn sie nicht mit dieser fordernden Assoziation gekoppelt gewesen wären: daß der Bub
studiert.
Was durch Futtern vorangebracht werden sollte. Statt das zu
betonen, was EIGENTLICH entscheidend ist: Wahrnehmungs- und Denkakte. Schlußfolgerungen.
Geistiges! Dem ja ein genießender Leib durchaus zujubelt. Man braucht es bloß
begrifflich nicht zu vermischen oder gar zu verwechseln. Aber!
Dieses Buch, das da oben über meinem Küchentisch in
Schwebe ist, stammt von Gerardo. Von Gerhard Kofler, den ich gestern
erwähnt habe. Denn ich habe erst abends verstanden, welcher Hinweis in der zitierten Email steckte, wo an einer Stelle steht:
>>Und die Geschichte des neapolitanischen Lieds
beginnt mit "Jesce sole" (Komm heraus, Sonne) im 13. Jahrhundert (Anonym).
(Später wird einmal in "Poesie di mare e terra" jemand darauf antworten mit.
"Turna sole", Komm wieder, Sonne...)<<
Ich hab bloß beim Fotografieren das falsche Buch erwischt.
Nämlich "Poesie von Meer, Erde und Himmel". Davor war "Poesie von Meer und
Erde" erschienen; also: "Poesie die mare e terra", wie in der Mail
erwähnt. (Beide im Wieser-Verlag.)
Darin befindet sich die Textstelle, die er mir in der Mail angedeutet hatte:
Cut!
Regina Senarclens de Grancy ist Geschäftsführerin der
"Chance B". Das ist ein
Gleisdorfer Sozialbetrieb, der Menschen mit besonderen Bedürfnissen durch ein ganzes
Leben begleitet. Was meint, dieser Betrieb unterstützt Menchen in einer Lebensspanne vom
Säugling bis ins hohe Alter.
Entsprechend orientiert sich de Grancy laufend, welche Modi
und Standards quer durch Europa in diesem Bereich gepflegt werden. Dazu erzählte sie,
daß England Menschen mit Handicaps einen sehr hohen Beitrag zur Wahrung von Autonomie
verfügbar halte. Mit einem verblüffenden Effekt, der in salopper Verkürzung so klingt
... de Grancy: "Das Taxigewerbe boomt, den Psychotherapeuten geht das Geld aus."
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