4. März 2006
Harald Friedl, hier neben Autorin Barbara Neuwirth auf einem
Kurzbesuch in Gleisdorf (in meiner bevorzugten Pizzeria, bei Gül), ist in ganz
verschiedenen Genres zuhause. Literatur, Musik und
Film. Nun wird seine aktuelle Arbeit bei der "Diagonale" in Graz Premiere haben:
"In Europa verschwinden immer mehr alte Geschäfte,
die in einer modernen Shopping-Kultur, in der Geiz als geil verkauft wird, keinen Platz
haben."
Um dieses Thema kreist "Aus der Zeit".
Zu sehen am 22. März, um 20 Uhr, im Annenhofkino und am 26. März, um 11 Uhr, im
Schubertkino.
Cut!
Im Wirkungsfeld einer "Kafka-Maschine" hat es
Vorteile, wenn man mindestens so schlau ist wie die Berater der Firma, die einem
eigentlich helfen sollten, daß beide Seiten des Vertrages sich erfüllen können.
In meinem Fall, mit Tele2UTA, haben die zuständigen Leute
über Monate keinen Anlaß gefunden, meinen zunehmend gestörten ADSL-Zugang zum Internet
auf ein paar einfach Fakten hin abzuklopfen. Und zu den richtigen Schlüssen zu kommen.
Aus dieser Erfahrung lassen sich drei Fragen ableiten, die
man als Kundschaft ganz schnell klären sollte.
+) Liegt eine Sperre vor?
+) Ist das Modem synchronisiert?
+) Macht das Modem ein auffälliges Betriebsgeräusch?
Mein neues Modem, das ich nun seit knapp einer Woche
benütze, ist absolut still. Es macht kein Geräusch. Also lag ich richtig, das
auffällige Singen, das sich über Monate langsam verstärkt hatte, als Hinweis auf einen
abweichenden Zustand des Gerätes zu deuten.
Daß die Synchronisation des Modems über Monate immer
länger gedauert hat, war ebenso ein klares Zeichen: die Maschine tickt nicht mehr
richtig. Irgendwann hab ich es vermieden, das Modem auszuschalten, weil es mehr als eine
Stunde brauchte, um eine Verbindung herzustellen. Aber das war für die Technik-Crew von
Tele2UTA kein Hinweis, daß man mir ein funktionstüchtiges Modem liefern sollte.
Eines Tages, da war ich schon Wochen ohne verläßlichen
Zugang, staunte der sehr freundliche Herr Tsch. vom technischen Support plötzlich:
"Jetzt seh ich das erst. Sie haben ja eine Sperre!" Er konnte mir nicht
erklären, wie es dazu gekommen sei. Er sah in der Datenbank bloß, daß ein Fehlbetrag
von Euro 4,36 Anlaß der Sperre war. Weshalb war ich davon nicht verständigt worden?
Vier Euro Punkt sechsunddreißig. Man hatte zwar DANACH
einen weiteren Rechnungsbetrag abgebucht, aber nicht diese 4,36. Man hatte mich auch über
die Sperre nicht informiert. (Ich habe hier ein Motiv aus dem Film "I, Robot"
aufgegriffen. Der sich ja irgendwie um die Frage dreht, wo Intelligenz und Emotionen
zuhause seien.)
Ich unterhielt mich mit Herrn Tsch. ein Weilchen über
diese Sperre und deren Anlaß, weil ihm das selbst sehr irritierend vorkam. Die Sache ist
bis heute nicht geklärt. Aber kurz darauf war die Sperre weg. Ohne daß man mir erklären
konnte, wodurch und warum.
[Kafka-Maschine]
Cut!
Die Kunst. Und ihre Bedingungen. Und ihre
Erscheinungsformen. Und dieses: "Schön und gut, aber was kostet's?" Ist, wie gestern angeschnitten, die Frage auf dem Tisch, ob
man es mit einem Original oder einer Kopie zu tun habe, darf die grundlegendere Frage als
geklärt vermutet werden: Ist das Kunst?
Etwas präziser ausgedrückt: Ist das ein Kunstwerk? Also
ein Werk, das als von Kunst beseelt gelten darf. Ich bringe die Seele, die Beseeltheit ins
Spiel, damit deutlich bleibt: Die Kunst ist dem Bereich der Transzendenz zugeordnet und
sinnlich nicht erfahrbar.
Allerdings kann man die Sache auch über handwerkliche
Kategorien spielen. (Sie kennen den Einwand: Das kann doch jeder! Was also angeblich jeder
kann, so meint dieser Einwurf, könne keine Kunst sein.)
Ob nun ein Werk ein Kunstwerk sei, darüber hinaus ein
Original, sind sehr zentrale Fragen im Betrieb. Wen interessiert das? Nicht nur jene, die
(nach Weibel) sagen möchten: Es gehört mir und nur ich habe es.
Was Kunst und was ein Kunstwerk sei, wird vor allem von
Kunstschaffenden verhandelt. Außerdem vom Fachpersonal der Historigraphie, vorzugsweise
in der Abteilung "Kunstgeschichte". Im Feuilleton wird darüber verhandelt. Der
Markt mischt kräftig mit. Galerien, Auktionshäuser und alle anderen Arten von Agenturen
der Vermarktung.
Es steht Ihnen natürlich jederzeit frei, etwas zu
erwerben, was bloß nach Ihren Vorstellungen oder Auffassungen ein Kunstwerk sei. Aber die
Hauptinstanzen solcher Klärungen bleiben deshalb trotzdem normative Kräfte von großer
Wirkung.
Was diese Kräfte immer wieder neu an Ergebnissen
produzieren, versteht man als "Kanon". Was kanonisiert ist, steht (mindestens in
der Kunstfrage) für gewöhnlich außer Diskussion. Die "Mona Lisa" von Da Vinci
steht außer Frage. Picassos "Junge mit Pfeife" ebenso. Das sind markante
Beispiele für kanonisierte Werke.
Da ich unlängst den beeindruckenden Franz
Schuh erwähnt habe, von ihm war im "Standard"
grade sehr schlüssig zu lesen, was unter "Kanon" zu verstehen sei. All das stellt klar: Was Kunst sein soll und was nicht, ist sehr
wesentlich Verhandlungssache. |
|
Kritik, das heißt vor allem:
prüfen. Dazu braucht man Kriterien. Deshalb ist es unverzichtbar, bei Kontroversen nach
den Kriterien zu fragen, die jemand anzuwenden beliebt. In diesem Zusammenhang sollte
einleuchten, daß die Zwecke, die man Kunstwerken oder der Kunst gerne anheftet, genauso
diskussionswürdig sind und bleiben.
[kontakt] [reset] |