25. Februar 2006

Kafka-Maschine. Was könnte man sich darunter vorstellen? In Kafkas Literatur sind Zustände beschrieben, worin Menschen zu Opfern werden. Ohne daß die Kräfte, von denen sie ins Unglück geworfen werden, sich offenbaren.

Zu dieser quälenden Anonymität der wirkenden Kräfte kommt, daß Kommunikation nicht stattfindet. Beziehungsweise nicht gelingt, wo sie versucht wird. Schon im vergangenen Jahrhundert sind Kafkas Zustandsbeschreibungen als paradigmatisch gedeutet worden. In der Wahrnehmung gesellschaftlicher Systeme, welche dem Individuum Kommunikation über diese ihre Verhältnisse verweigern.

Aus soziologischen Theorien gibt es das Bild der "Megamaschine". Womit eine große Anzahl von Menschen gemeint ist. Deren Handeln nach bestimmten Regeln entsprechende Wirkungen entfalten. Ohne daß individuelle Ansichten und Entscheidungswünsche dabei eine Rolle spielen würden.

Beispiel. Der Bau der Pyramiden Ägyptens wäre so deutbar. Minimale technologische Ausstattungen. Massen von Menschen. Deren Handeln nach einem geeigneten Plan gelenkt, koordiniert wird. Sozusagen: eine "maschinisierte Menschenmasse" = Megamaschine.

Aus solchen Motiven beziehe ich die Vorstellung von einer "Kafka-Maschine". Die natürlich keine Science Fiction-Phrase ist. Auch längst nicht mehr als Faschismus-Derivat gedacht. Es scheint eher so zu sein, daß derlei Systeme und derlei Wirkungen längst in unseren Alltag implementiert sind. Unsere Gewöhnung daran macht gute Fortschritte.

[Kafka-Maschine]

Cut!

Ich habe mir mit einigem Vergnügen schon allerhand Action-Knaller angesehn. Bei meinem Faible für "billige Unterhaltung" geht es um vor allem emotionale Kategorien. Wodurch auch meine schäbigen Seiten ungeniert anklingen dürfen. Ein jeweils höchst unkorrektes Ereignis im "inneren Kino". Ein angenehmer Zeitvertreib, wenn ich von nennenswerteren Tätigkeiten ermüdet bin.

Großes "Sandalen-Kino" gehört erfahrungsgemäß zu den luftigsten Ereignissen. Wobei ich etwa Ridley Scotts "Gladiator" für ein sehr bemerkenswertes Beispiel aus der Trivialkiste halte. Dem gegenüber erschien mit Wolfgang Petersens "Troja" als das mit Abstand schlimmste Machwerk, das mir über lange Zeit unterkam. Jede Schlächterei in diesem Film ist tröstliche Abwechslung zu Schwulst und dümmlichen Dialogen.

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Zum Stichwort "Megamaschine" passen natürlich die Vorstellungen von Heerscharen sehr anschaulich. Die reale Mannschaft in diesem Film bestand (laut dem Stunt-Koordinator) aus "300 Bulgaren aus Sofia" und aus 500 Mexikanern. Der Rest, mit dem es auf einen Eindruck von zig Tausenden Kriegern kommen soll, sind computergeneriert = "siidschii", also: "cg".

So oder so, was sichtbar wird, ist ein äußerst wirkungsvolles Schlachtwerkzeug, bei dem das Individuum nichts zählt. Sozusagen die mechanisch offenkundige Version unserer Schreckensbilder. Im Gegebnsatz zur oben erwähnten "Kafka-Maschine", bei der man nicht mehr genau sieht, welches Räderwerk da wie funktioniert. Man erkennt die Werkzeuge nicht, erkennt kaum die Hände, von denen sie geführt werden. Man fühlt und erfährt bloß, wie sie sich auf einen auswirken.

Cut!

Ich hatte heute Post von einem Italiener erhalten, der mit großer Leidenschaft winzige Lastautos in extremer Detailliertheit baut. (1:87 läßt ein Lastauto so klein wie einen Zeigefinger sein: LINK.)

"Contemporary long nosed trucks like Scania or Volvo do not attract me. My interest lasts with Magirus Baubulle and Volvo N12 from '70s. The thing that makes me not like all trucks from '90s is that are completely covered by body, mudflaps etc. and no mechanical part is visible. Thy look like coaches more than trucks."

Barnaba Fedi möchte die FUNKTION in der Erscheinung erkennen können. Aus dem Erkennbaren zieht er Schlüsse auf die Vorgänge. Die Frage nach Ästhetik ist eben immer auch eine Frage nach Vorgängen, Funktionen, Zusammenhängen.

Was Barnaba anklingen läßt, stellt sich GEGEN das Konzept der "Black Box". Damit ist hier nicht ein Flugschreiber gemeint, der in abgestürzten Flugzeugen Hinweise auf die Unglücksursachen liefert. "Black Box" mein: man weiß, was hinten reinkommt, man weiß, was vorne rauskommt, aber man weiß nicht, was sich drinnen tut.

Gemessen daran wäre die Kafka-Maschine noch ein Stück radikaler. Man weiß nur mehr, was vorne rauskommt, was es an einem bewirkt. Wie das in der Praxis aussieht? Darüber ist noch zu schreiben ...

Cut!

Es scheint sich hartnäckig zu halten, "der Kosovo", was eigentlich "das Kosovo" meint, weil nun mal "das Feld" im Deutschen wie im Serbischen sächlich ist. (Siehe dazu auch den gestrigen Eintrag.)

Aber vielleicht ist das eine Pingeligkeit, die niemand braucht. Auf solchen Details zu bestehen. Nennt ja heute auch alle Welt "der Virus", was nun mal "das Virus" heißt. Nehmen wir es doch einfach mit anderen Kulturen nicht so genau. Wie üblich. Paßt schon ;-))

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Im "Standard" hat sich nun Soren Jessen-Petersen zur Sache geäußert. Zum kommenden Status des Kosovo. Der dänische Diplomat leitet seit 2004 die UN-Übergangsverwaltung in Prishtina. Mit 90-Prozentiger Mehrheit meint er die albanische Ethnie. Welche die serbischen Kosovaren einfach demographisch überflügelt hat.

Das Kosovo bezieht seine Bedeutung für die Geschichte Serbiens (heute vor allem auch für die nationalistische Legendenbildung) hauptsächlich aus der "Schlacht auf dem Amselfeld", bei der die Serben den Osmanen 1389 unterlegen sind. Eine Markierung am Anfang der 500jährigen Vorherrschaft der Osmanen auf dem "Balkan". Mit entsprechenden Konsequenzen für die christlichen Serben.

[Balkan-Reflex]

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