15. September 2005

log514a.jpg (23463 Byte)

Jürgen Kapeller, als Boss der T.U.B meist dem IT-Geschäft verschrieben, hat nun Laune, sich wieder stärker dem Kulturbereich zu widmen. Was sich in einem Plauderstündchen auf dem spätsommerlich gestimmten Gleisdorfer Hauptplatz klären ließ. Wobei ich ein wenig abgelenkt wurde, als hinter seinem Rücken ein 60er-Jahre Mustang vorbeizog, natürlich zu weit weg für mich, aber da ich gerade erst einen erwischt hatte, hielt sich der Schmerz in Grenzen.

Schlimmer wars mir da schon in der Vorwoche mit dem 71er Buick Riviera, dessen legendäres Bootsheck ich beim Vorbeifahren aus der Straßenbahn im Hof einer Vespa-Werkstatt in Graz gesehen hatte. Als ich hinkam, bedauerte der Chef, ja, das sei eine Kundschaft von ihm, er wisse aber weder den Namen noch sonst was.

Cut!

Sonny Barger ist vermutlich der in Europa bekanntestes "Hells Angel". Wenn man eingefleischte Janis Joplin-Fans ausnimmt, die natürlich von Freewheeling Frank Reynolds wissen. Aus der Zeit, da "Pearl" noch wie ein trotziger Teenager aussah.

Sonny Barger war mutmaßlich ein böser Burscher, bis ihm das Alter ausreichend zusetze und der Kehlkopfkrebs eine Kanüle in der Kehle beibrachte. Was unter anderem dazu führte, daß er sich für ausgemachte Tanten-Texte hergibt. Unter "Ridin' High Livin' Free" wird eine Sammlung der "härtesten Motorradgeschichten" ausgegeben, die klar macht, was in den Köpfen der Schnösel vorgehen mag, welche sich Lederfransen an Jacken und Motorrad kleben.

Ich bin sentimental. Es ist ja erst einige Wochen her, daß ich mich von meiner 750er (ab-so-lut frei von Lederfransen) getrennt hab. Also lese ich sogar solchen Schrott. Gelegentlich. Wodurch ich nun von einem Ron erfuhr, der Harleys langweilig findet und Moto Guzzi fährt. Unter anderem in arktische Zonen. Was mir einen wunderschönen Ortsnamen zugespielt hat. Von einem Platz, an dem die Sonne zu manchen Zeiten 24 Stunden lang nicht untergeht:

Tuktoyaktuk

Cut!

Die Kampfschrift der Schrifstellerin und Nationalratsabgeordneten Andrea Wolfmayr faßt, wie schon erwähnt, eine ganze Reihe von Elementen zusammen, die als politische Konsequenz für uns Kinder des Kalten Krieges verblüffend schlüssig die "alten Verhältnisse" weiterschreibt.

Nun stellt zwar die ÖVP seit 60 Jahren den Landeshauptmann [Überblick] der Steiermark, regiert also das Land en suite. Aber die Aussicht, Waltraud Klasnic könnte diesmal nicht wiedergewählt werden, verleitet ihre Gefolgsleute, den Opponenten Umsturzwillen und eine Art Putsch-Laune zu unterstellen.

Konsequent schreibt Wolfmayr den Pjöngjang-Modus herbei, daß hier nur eine Partei und eine Person zur Regierung taugen würden (nochmal 60 Jahre?), alles andere sei Verwirrung in den Köpfen der Menschen. Hat Wolfmayr das von Stalin gelernt? Aber nein! Sowas schaffen wir Kinder des Kalten Krieges aus dem eigenen Background heraus.

Zugleich warnt Wolfmayr vor dem Kommunisten Kaltenegger, weil der Kommunismus ja, wie sie einfach so behauptet, die "Zerschlagung unserer Zivilgesellschaft" beabsichtige. Obwohl man genau das in Österreich an keiner Ecke feststellen oder gar belegen kann. Schon gar nicht an Kaltenegger, der (wie peinlich!) im Kontrast zu etlichen ÖVP-Granden als äußerst redliche Person erscheint. Er wird vermutlich nicht gewählt WEIL, sondern OBWOHL er die KPÖ vertritt.

Wolfmayr schreibt:
"Kommunismus wählen, das ist -- nach dem Fall des Eisernen Vorhanges, der Berliner Mauer!!! -- blanke Dummheit. Sind wir wirklich nicht klüger geworden, haben wir nichts aus der Geschichte gelernt?!"

Wer ist "Wir"? Und was gab es zu lernen?

Wolfmayr hat keine Scheu, ihren Ehemann in den Wahlkampf zu zerren:
"Mein Mann als Ungar hat den Kommunismus mit gemacht, er ist vor ihm aus seiner Heimat geflohen! Und wir in unserer sicheren Steiermark wissen nicht, was wir tun, wenn wir aus lauter Langeweile oder Verunsicherung das wieder zulassen!"

Zoltan ist ein netter Kerl und exzellenter Koch, der Kommunismus im einstigen Ungarn nicht der selbe wie in Ex-Jugoslawien oder Kuba oder China oder ... was immer als kritikwürdig an diesen Systemen zur Debatte stehen muß, davon schreibt Wolfmayr ja nicht. Sie spielt uns hier bloß Stereotypen zu, plündert dafür bedenkenlos auch ihr Privatleben, allerdings sehr selektiv, und unterstellt (als ganz aufrechte Demokratin), daß Andersdenkende, Andershandelnde aus "Langeweile oder Verunsicherung" handeln ...

[Balkan-Reflex]

[kontakt] [reset]

37•05