30. August 2005 Verflixt!
500 Einträge. Wann hat das begonnen? Am 31.
Dezember 2003. Und nun? Nein, natürlich keine Jubiläumsstimmung. Doch gestern,
dieser Tag des 500. Eintrages, hat einige Erstaunlichkeiten mit sich gebracht.
Man wird sich kaum erinnern, ein Weilchen hatte ich ein
Satzfragment, ein Fundstück, zu meinem Favoriten erklärt:
"Hell die Glocke!"
Dieses Satzfragment wurde nun von einem neuen Fundstück
verdrängt, das mir gestern zugefallen war:
"Wer ist Vogelsang?
Nein, nicht fragen! Sowas erklärt sich außerrational ...
Außerdem hab ich gestern erfahren, daß der Dichter Wolfgang Bauer verstorben ist. Und
durfte lesen, daß ein Spaßvogel ihm ganz ernst hinterherschrieb: "Leb wohl!"
(Das ist doch, streng betrachtet, eine sehr katholische Botschaft.)
Apropos Dichter. Gestern erhielt ich erstmals seit sehr
langer Zeit wieder einmal Post vom merkwürdigen Brachialdichter Hansi N. Neststreu. Eine
von Geheimnissen umgebene Person, die sich dem Vormärz verschrieben hat. Aber das
Dechiffrieren der Neststreu-Texte gelingt meist auch bloß als außerrationales
Unterfangen.
Neststreu ist der Prophet des Grundsatzes "Reimen was
das Zeug hält" [LINK].
Und ich WEISS, er hat da draußen, in den Weiten des Webs, noch ein paar verstreute Fans.
Hier seine kryptische Post:
ein pudel, der das alter küßt
und gerne hinterm ofen liegt
dort pupst und sehr gesellig ist
schreckt hoch, wenn wo ein hölzerl fliegt
und schnappt nach faden waden
reimpause!
hölzerl fliegt
pudel hupft
leben verrinnt
Cut!
|
Ich war gestern in
der Bastelstube. Dies ist ein sogenanntes "Counter-E". Sein näherer Zweck wird
noch zu erläutern sein. Er hängt ein wenig mit der Gruppe "SPLITTERWERK" zusammen, deren
Leute grade ihre Koffer für Sao Paulo packen. Das
ursprüngliche "SPLITTERWERK"-E spielt eine Rolle im Remix, der
zum "steirischen herbst" weist. Mehr über all das demnächst ...
Cut!
Ach ja! Mein Operetten-Österreicher war auch gestern noch
der Ansicht, ich sei ein Nazi. Er möchte das aber lieber doch nicht beim Innenministerium
melden [LINK],
sondern einfach weiter die Leute in meiner Umgebung in Unruhe versetzen. So machen wir das
in der Operette Österreich. |
Der Literaturbetrieb ist von allerhand
Illusionen getragen. Aber auch von manchen Realitäten, die überraschend sind. Zum Tod
des Dichters Wolfgang Bauer sei aus einem Text von Gerfried Sperl zitiert, der im "Standard" unter anderem schrieb:
|
Hier haben wir es
wieder einmal mit einer Gräfin zu tun, die es eigentlich nicht geben kann, aber Realität
übersteuert nun mal Absichtserklärungen. (Zur Abschaffung der Adelsprädikate und
-privilegien siehe: LINK!) Schon klar, daß sich die "Neuen Eliten" der Steiermark
nicht grade anstellen, um sich mit den alten Eliten zu überwerfen. So viel
sozialgeschichtlicher Realitätssinn muß im Operetten-Österreich gesichert bleiben.
Wie beleidigt man eigentlich ein Abendland? Und wer genau
ist dann weswegen genau beleidigt, wenn sowas passiert?
Was Wunder, wenn wir im Kontext des Balkan- Komplexes auch
an den "alten Werten Europas" so festhalten. Die zwar letztlich höchst unscharf
beschrieben sind, aber doch mit größter Sicherheit viel "Orientalisches"
ausschließen. Ganz egal, wie ENG letztlich unsere Verflechtungen mit den FRÜCHTEN der
morgenländischen Kultur sind. Und da meine ich jetzt nicht so was Naheliegendes wie
Kaffee ...
[Balkan-Komplex] |
Cut!
Ich habe mir gestern
sanfte Schelte eingehandelt, weil ich schrieb: "Aber österreichische Kunstschaffende
zeigen seit Joseph II. Tendenzen, sich im Schoße der Obrigkeit wohl zu fühlen." Es
sei nicht angemessen, ALLEN Kunstschaffenden Österreichs solche Tendenzen zu
unterstellen. (Ja warum denn nicht? ... Kleiner Scherz!)
Gut. Ich gebe zu, ich möchte mich darauf berufen, daß
dieses mein Logbuch wenn schon, dann am ehesten einem Genre zuzuordnen ist, dem spitze
Überhöhung und noble Unschärfe als konstituierend anzurechnen sind. So ist nun mal die
GLOSSE, ein bißl goschert, ein bißl ungenau, manchmal auf einen Lacher hin gebürstet,
naja, keine Frage. (Das ist ja auch, was mein Operetten-Österreicher so ausdauernd
ignoriert. Wie käme er sonst zu seiner anhaltenden Erregung?)
Iich fürchte, von meiner Unterstellung kann man letztlich
doch nur sehr wenige Leute ausnehmen; wenig gemessen an der Gesamtzahl derer, die sich auf
Österreichs Kunstfeld drängen. Aber dazu später ... (Eben ist eine sehr anregende
Studie von Peter Landerl erschienen: "Der Kampf um die Literatur. Literarisches Leben
in Österreich seit 1980", StudienVerlag.)
[kontakt] [reset] |