11. August 2005

Lange nicht gesehn ... Wolfgang M. Siegmund. Lyriker und Dramatiker. Wir hatten vor zwei Jahren einen sehr schönen Durchgang in Sachen Blues. Gemeinsam mit Sir Oliver Mally und Bernie Mallinger. Wir sind eben nicht bloß Leute der virtuellen Welten, es kann auch auf Bühnen hoch hergehen ...

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Nun ist mir eine Ausgabe der Kärntner Kulturzeitschrift "Die Brücke" ins Haus geflattert, keineswegs zufällig, darin eine Story von Siegmund: "Fenster für Aussichtslose". Es geht, wohl auch kein Zufall, um den Blues ...

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Das kommt ja kurios nahe an meine Themenstellung heran, den "Balkan-Reflex", wie er sich in unserem Aufwachsen als Kinder des Kalten Krieges entwickelt hat. Und was das alles an Eigenheiten mit sich brachte. Reichlich Anlaß für Bestandsaufnahmen und Reflexionen.

Cut!

Vogeltanz (mein Dämon ;-))) hat nun ein Logo für unsere Basel-Station ausgeschickt, die Website dazu bauen wir grade erst auf, deren Arbeitsversion ist HIER schon online.

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Cut!

Patsch! So geht Österreich. Hat mir grade noch ein demonstrativer Schritt zur "Kummerlnummer" hier in der Kleinstadt den Geruch eingebracht, ich sei ein Kommunist, bin ich nun gestern zum Nazi avanciert:

"ich will mit dir volltrottel nicht mehr reden und deine scheisse auch gar nicht verstehen hoffentlich brichst du dir an der tastatur alle zehn finger du nazi vollkoffer mit einschlaegiger familiaerer tradition"

Man möchte ja annehmen, Menschen seien in der Lage Kontext zu lesen. Das ist eine Grundlage von Literarität. Nicht bloß Schrift entziffern zu können, sondern auch BEDEUTUNGEN zu erfassen. Was verlangt, daß man einen Zugang zu SUBtext und KONtext findet.

Klappt leider nicht immer. Ich finde mich grade als Kommunist UND Nazi aufgestellt, wovon ja einige Menschen meinen, da bestehe gar kein besonderer Unterschied. (Was aber seit der "Habermas-Kontroverse" meist differenzierter betrachtet wird.)

„allen ernstes: krusche, du bist ein selbstdarsteller und vogeltanz ist dein daemon. eigentlich bist du und vogeltanz reif fuer eine anklage wegen wiederbetaetigung.
das ueberlass ich aber der region, in der du lebst. und ich hoffe, dass die nicht solche trotteln sind, wie du einer bist. euch beiden dummen buben ghoern die wadln firigricht.... solong mr. gruschin“

Davon abgesehen sind wir Kinder des Kalten Krieges ja in der Tat mit Vorbildern / Autoritäten aufgewachsen, die verwirrende Konglomerate der Weltanschauung verkörpert haben. Wie dieser mein Onkel, der meinem slawischen Mädchen mit dem Statement begegnete, er wär ja "schon froh", daß sie "keine Negerin" sei. So ein Kerl vereinigt in sich also den "Restnazi", der als glühender Katholik sich in der Kirche engagiert hat und als Sozialdemokrat in der Kommunalpolitik seiner Gegend ein Amt innehatte.

Wenn man nun vermutet, dies sei ein Zustand nahe an der Pathologie, so zerstreut könne ein Leben doch nicht gelingen, verstellt sich damit den Blick auf die Dispositionen unserer Leute, die mit genau solchen fragmentierten Orientierungsensembles diese ganze Nazi-Nummer realisiert haben. Also demonstrativ und grauenerregend Evidenz geschaffen: Das geht. So geht das.

Kurz noch zum Vergleich von Nazi und Bolschewiken. Der Blutzoll war auf beiden Seiten horrend, die Modi waren furchterregend. Während aber Hitler sich gewisse, klar definierte Menschengruppen zum Ausrauben und Abschlachten zurechtstellen ließ, war vor Stalin niemand sicher. Es konnte jedes Milieu treffen. Das macht im Effekt vielleicht keine gravierende Differenz, ist aber in der qualitativen Unterscheidung doch von Gewicht.

Genau dieser Aspekt wird übrigens gerne verwischt, wenn WIR uns den ehemaligen "Ostblock" als "Kontrastmittel" zurechtstellen. Was es auch in doppelter Drehung gibt, wenn etwa in meinem Milieu T-Shirts mit dem Aufdruck "CCCP" getragen werden, was ja einer leichtfertigen Nostalgie für Stalins großem Werk gleichkommt, das ginge vergleichsweise mit einem Swastika- oder SS-Aufdruck auf einem T-Shirt so kaum über die Bühne.

In diesem Zusammenhang ist es ja auch kurios, wie unscharf unsere Blicke auf (Ex-) Jugoslawien oft ausfallen. Denn diese Nation hatte Stalin getrotzt wie kaum ein anderes sozialistisches Land.

Als unlängst unmittelbare Nachbarn dieses Landes, das uns zu Nachbarn eines Krieges gemacht hat, sollten wir eigentlich eine wenigstens kursorische Ahnung haben: Wie hat das begonnen? Und wodurch? Was ist dort geschehen, daß das 20. Jahrhundert so einen Ausklang hatte? [Balkan-Reflex]

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