19. März 2005
Eine Session für "The Junction" im Hof des
"Museums Moderner Kunst".
Später, im Haus, eine "John Baldessari-Situation". Für die mir Grafikerin Anke
Barnard den Kontrast zu dieser provokanten Arbeit bot. Worauf mich zwei Aufsichtspersonen
bestürmt haben. Hier sei, wie in jedem Museum, das Fotografieren verboten. Die Antwort
"Ich weiß. Aber ich setzte mich grade darüber hinweg." ließ sie sehr
irritiert erscheinen.
Wie würde wohl ein formeller Rausschmiß sich gestalten,
da die beiden weder mich anfassen dürfen, noch mir körperlich gewachsen gewesen wären?
Ich nehme einfach an, tatenlos zu bleiben hätte ihren Job gefährdet. Insofern haben wir
das also ruhig und nobel geregelt.
Kurios, daß zugleich einige Etagen höher die
"Sammlung Costakis" gezeigt wurde, in der sich auch "Schwarzes Viereck,
undatiert" von Kasimir Malewitsch befindet. Das, als Zitat, auch
schon durch unsere Geschichten geistert.
Danach hab ich noch einiges über den Unterschied von
Hämodialyse und Bauchfelldialyse erfahren. Fotografenehepaar Bärbel und Peter
Weißensteiner sind damit gut vertraut. Da diesmal das Transportsystem defekt war, in dem
die rund zwei Liter Zuckerlösung auf Körpertemperatur gebracht werden, bat mich Bärbel,
beim erwärmen der Flüssigkeit zu helfen. Also schob ich mir auf der Fahrt den Beutel
unter die Jacke. Beunruhigend wie kalt frühlingshafte Tagestemperatur die Flüssigekeit
sein läßt.
Später baute sich Peter neben dem Wagen auf, weil die
Lösung aus der Höhe schneller in den Leib einsickert.
Cut!
Peter Handke wird bis heute von Journalisten für sein Buch
und seine Haltung angefeindet. Erstaunlich. Denn einerseits findet man ja im Buch keine
Stelle, die anfechtbar wäre. Andrerseits besteht er auf einigen Fragen, die immer noch zu
stellen wären. Nicht nur auf den jugoslawischen Sezessionskrieg bezogen. Zum Beispiel:
"Eine Kindersandale dümpelte zu meinen Füßen. *Du
willst doch nicht auch das Massaker von Srebrenica in Frage stellen?* sagte dazu S. nach
meiner Rückkehr. *Nein*, sagte ich. *Aber ich möchte dazu fragen, wie ein solches
Massaker denn zu erklären ist, begangen, so heißt es, unter den Augen der
Weltöffentlichkeit ..."
Diese Frage ist ja abenso gewichtig, wie das Herstellen von
Evidenz, wenn irgendwo die Massaker begonnen haben:
"Warum so ein Tausendfachschlachten?
Was ist der Beweggrund? Wozu?"
Darauf sind Antworten zu finden, Klärungen vorzulegen. Im
Widerspruch auch zu dem soldatischen Geschwätz, das ich gestern zitiert habe (über die "Monster" Hitler und Stalin)
konstatiert Handke: "*Psychopathen* genügt
nicht"
Mehr noch. "Psychopathen" verschleiert. Verhüllt
vor allem die Vorgeschichten, welche an die Schwelle von Massakern führen, in denen
Intervention noch denkbar wäre. Ich habe Ende Februar meine Anmerkungen zu Handkes "Eine winterliche Reise zu den Flüssen
Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit für Serbien" schon mal gebündelt.
Jetzt bleiben nur noch wenige Seiten zu prüfen ...
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