13. Februar 2005

Im ersten Absatz ihres Buches "Was ist Philosophie?" weisen die Autoren Deleuze und Guattari der Tageswende eine besondere Bedeutung zu. In dem sie ihr diese Überlegung anheften:

"Es ist dies eine Frage, die man in einer verhaltenen Erregung stellt, gegen Mitternacht, wenn es nichts mehr zu fragen gibt."

Wobei ich es vorerst bewenden ließ, die Lektüre gestern nach den ersten Seiten unterbrach und längst vor Mitternacht in einen ausgedehnten Schlaf fiel, der erst heute gegen Mittag geendet hat.

Dieser Sonntag war im Auftakt von anderen Überlegungen geprägt. Zum Beispiel davon, daß mir Fräulein Nina aus China augenzwinkernd erzählte, Träume müßten eigentlich verboten werden. Womit sie vor allem meinte, daß sie letzte Nacht sehr irritierende Träume gehabt habe.

Wonach wir zu luftigeren Themen kamen. Etwa zur Frage, was ein schöner Mann sei. Da ich ihre überaus günstige Einstellung erfuhr: Alle Väter seien schöne Männer. Und falls einer kein Vater sei, solle er wenigstens ein Mascherl oder eine Krawatte tragen ...

log328a.jpg (22983 Byte) Während wir uns diesen essenziellen Dingen zugewandt hatten, geschah innerhalb der jungen "Reisegesellschaft" allerhand ... jener Runde, die mit mir aller Voraussicht nach demnächst einen fahrenden Zug bespielen wird.

Michael Gröller hatte unmittelbar nach unserer "Kant-Situation" gestern einen Abstecher nach Zagreb gemacht. Und dort eine Arbeit des Franzosen César entdeckt. Die Kompression "Ricard" aus dem Jahre 1962, welche für eine Strecke von "The Junction"  einen schönen Bezugspunkt abgäbe.

Autor Franz Krahberger legte mir folgende Überlegung ins Postfach:

stellen wir die frage einmal anders: wer und welche gesellschaftlichen kraefte stehen heute noch in der tradition der aufklaerung ? wer nimmt sie noch in anspruch ? hat sie sich nach einer etwa 350 jaehrigen wirkungsgeschichte leer und tot gelaufen ?

Das Buch von Deleuze und Guattari hängt ja mit der Zug-Sache zusammen, war uns von Philosoph Georg Flachbart vorgelegt worden. Während uns Philosophin Dagmar Eberhardt den "Kant-Moment" mit einer ironischen Anmerkung per Bild quittiert hat ... wovon ich hier nur einen Ausschnitt zeige:

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Kant. Frauen. Die "Welt der Wissenschaft". Kunst und Kultur ... Seit dem Symposion, das Platon beschrieben hat, besteht durch Diotima auf jeden Fall Evidenz darüber, daß weibliche Intellektualität weder ihren Rang noch ihren Raum fordern müßte. Weil sie ganz selbstverständlich da IST und standhält. Dieses historische Faktum ist in unserer Kultur ja mehr als nur angefochten worden.

Kommt dazu, daß auch der weibliche Leib von vielen zur Disposition gehalten werden möchte. Wozu sich in dieser Runde gerade erst Politologin Monika Mokre mit einem Essay zur "Leere des weiblichen Körpers" geäußert hat. Was sich, erweitert durch eine Vogeltanz-Arbeit, auf das Werk der serbischen Künstlerin Tanja Ostojic bezieht. Die mit Paraphrasen des weißen und schwarzen Quadrates, wie es Kasimir Malewitsch zu Ikonen überführt hat, dieses Thema betont.

Wozu Kunsthistorikerin Mirjana Selakov anmerkte, daß dies auffallend in der jüngeren Kunst des posttraumatischen Jugoslawiens sei. Männer würden ihr Werk oft auf / gegen andere Körper beziehen, Frauen gingen so auf die eigenen Körper ein.

Worauf sich Selakov bewegen ließ, ihre Theoriearbeit für "The Junction" in einer Verknüpfung von Ostojic-Praxis und Mokre-Reflexion zu einem "Malewitsch-Moment" auf die eigene Körperlichkeit zu übertragen.

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Das, genau das ist es, was mir an solchen Prozessen große Freude bereitet. Wie sich das Erzählen "under net conditions" zu so einem Chor der Ideen, Berichte und Taten fügt ...

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