8. Dezember 2004 Unlängst habe ich auf die "Big Brother
Awards" verwiesen, bei denen man sich dem Thema Überwachungskameras gewidmet hatte.
Nun wollte ich sehen, ob auch Gleisdorf über sowas verfügt. Oh ja. Am Rathaus ist eine WebCam
installiert, die ich von meinem Schreibtisch aus steuern kann. Mein Sohn fand es sehr
lustig, daß ich ihn vor meiner Haustüre ablichten kann:
Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark bemerkt dazu:
"Die Privatsphäre ist ein zu schützendes Gut,
deren Unantastbarkeit um jeden Preis verteidigt werden muss. Nur: Die Privat- und damit
die Intimsphäre hört für mich bei der eigenen Haustüre auf."
Damit hätten wir nun aber noch nicht geklärt, was
der öffentliche als politischer Raum sei. Und welche meiner Rechte in diesem
öffentlichen Raum gewahrt sein müssen, ist dabei auch noch nicht erwogen. Stark weiter,
mit Fokus auf das Thema:
"Und angesichts der Kriminalitätsentwicklung
der letzten Jahre ist diese Sicherheit gefährdet. Die einzigen Menschen, die aus meiner
Sicht etwas gegen eine Überwachung haben können, sind jene kriminellen Elemente, die
ihre "Berufsausübung" dadurch gestört sehen."
Einspruch! Ich unbescholtener Bürger will auf keinen Fall
überwacht werden. Prinzipiell. Weil. Unsere Erfahrungen besagen vor allem, daß praktisch
jedes System, welches Mißbrauch ermöglicht, über kurz oder lang für Mißbrauch benutzt
wird. Das muß man sich im Kontext lückenloser Videoüberwachung des öffentlichen Raumes
mal genauer überlegen.
Zumal wir überdies die Erfahrung des Faschismus gemacht
haben und ein oft geäußertes "Nie wieder!" mir in dieser Sache nicht genügt.
Außerdem! Wer sagt: "Ich hab nichts zu verbergen. Was sollte mir schon drohen?"
ignoriert ein zentrales Thema von Devianztheorien.
Abweichendes Verhalten wird nicht vom devianten Menschen
konstituiert, sondern durch die Reaktionen seiner Umgebung. Was im Klartext bedeutet: Du
kannst Dich nach Deinen eigenen Maßstäben noch lange korrekt verhalten, da hat Dich
vielleicht jemand anderer aufgrund geänderter Maßstäbe längst als abweichend
eingestuft und Maßnahmen gegen Dich zu ergreifen begonnen.
Das ist also kein gar so harmloser Zusammenhang. Aber egal.
Ich hab mich ein wenig mit der Anlage gespielt und geschaut, was das System kann: [Beispiele]
Cut!
Ich habe gestern
behauptet, im Jahrhundertbuch "Vom Kriege" des Generals Carl von Clausewitz
spiele der "Held", der sich ins Rad der Geschichte wirft, überhaupt keine
Rolle. Clausewitz, der mit zwölf Jahren, also 1792, in die preußische Armee eintrat,
wußte natürlich, daß belastbare, unerschrockene, gewandte Menschen als Soldaten den
schwächlichen, furchtsamen und ungeschickten vorzuziehen seien. Aber er begriff
Kriegsführen als das Bedienen einer aus Menschen gebildeten "Megamaschine", die
klug bewegt sein will.
"Ob die Bevölkerung groß oder klein ist, tut
nichts Entscheidendes, denn an Menschen fehlt es dabei am wenigstens. Ob die Einwohner arm
oder reich sind, ist auch nicht geradezu entscheidend, oder sollte es wenigstens nicht
sein, es ist aber nicht zu verkennen, daß eine arme, an anstengende Artbeit und
Entberhungen gewöhnte Menschenklasse sich auch kriegerischer und kräftiger zu zeigen
pflegt."
So steht es im Kapitel "Volksbewaffnung". Was er
von Duellen hielt, klingt im Kapitel "Allgemeine Aufstellung des Heeres" an.
Fechter wie Hace Strache oder "Eraser" wie Schnellfeuer-Arnie, also der Typus
"soldatischer Mann", sind dabei völlig irrelevant:
"... wie ein Duell, wo man sich auf ein bequemes
Rendezvous begibt."
Das dürfte bis zur Gegenwart Relevanz haben. Natürlich
leistet sich jede Armee "Sondereinheiten", deren Geschäft jenseits aller
Konventionen beginnt. Das braucht außergewöhnliche Männer. Das sind aber in der Regel
dann auch außergewöhnlich traumatisierte Männer, die in kein "normales Leben"
zurückfinden. Was ja im trivialen Eck vor allem der erste Teil von "Rambo"
unmißverständlich thematisiert. Der "Held" bleibt im Krieg, auch wenn dieser
längst vorbei ist.
Genau das haben die österreichischen und deutschen
Soldaten durch den furchtbaren Ersten Weltkrieg erfahren und konsequent in den Zweiten
Weltkrieg übersetzt.
Heute ... die Realität des "Heldischen" ist
längst auf das menschliche Maß zurückgestutzt und stellt sich in banaleren Motiven dar.
Zum Beispiel, ganz aktuell, wie ein amerikanischer GI einen verwundeten und unbewaffneten
Moslem mit einem Kopfschuß aus der Welt schafft. (Ein Fall fürs Kriegsgericht.)
[kontakt] [reset] |