7. Dezember 2004 Sensationelle
Ummantelung seitens der serbischen Post:
Svetlana Volic hat das Paket empfangen. Nun geht es an die
Inszenierungen ...
Cut!
Gehen wir einmal davon aus: Filme zu machen ist ein
Stress-Geschäft. Wer nicht improvisieren kann, komplexe Strukturen in Balance halten, wer
bei hohen Wellen die Orientierung eher leicht verliert, wird sich schnell auf einem Riff
wiederfinden.
Harald Friedl hat gerade seinen Film "Africa Representa"
präsentiert. Was den Paradigmenwechsel ausmacht, wenn man sich als Europäer in Afrika
bewegt, hat er mir an einem prägnanten Beispiel geschildert. Als er für einen Transfer
den verfügbaren Bus erreichte und fragte, wann dieser abginge, lautete die Antwort:
"Wenn er voll ist."
Autorin Barbara Neuwirth und
Dokumentarfilmer Harald Friedl.
Aber auch Österreich hat seine Eigenheiten. Am Mittwoch,
dem 8. Dezember, läuft auf ORF 2 um 21:55 Uhr Friedls TV-Dokumentation "Diesseits
von Afrika: ENTDECKUNG LESACHTAL"
(Kamera: Jerzy Palacz, Bernhard Pötscher, Musik: Thierry Zaboitzeff, Beratung + Text:
Burgi Czeitschner, Redaktion: Franz Grabner)
Cut!
Der unschlagbare Barbar. Der schöne Wilde. Der soldatische
Mann. Was macht dieses Motiv so wirkungsvoll und präsent? Gibt es einen Hintergrund der
"Notwendigkeit", aus dem man die Phantasie vom "Stählernen" herleiten
kann?
Horden. In dunkler Vergangenheit. Bilder. Phantasmen. Die
Wikinger sind wahrscheinlich das Härteste gewesen, was man in Europas Geschichte
aufstöbern kann. Schwer bewaffnet, höchst mobil, vermutlich von einer Unerschrockenheit,
der sich damals wenig entgegensetzen ließ. Und mit ihren Drachenbooten zu einer
Reichweite fähig, die heute erstaunt.
Doch diese Bilder haben keinerlei Bedeutung für eine
(spätere) militärische Welt der stehenden Heere. Ob nun der reale Fechtmeister Hace
Strache oder die Filmfigur des "Erasers / Terminators", jede Ära scheint ihre
Leitikonen zu pflegen, die "das Soldatische" demonstrieren. Jenseits jeder
Realität.
Man mußte ja immer Männer (teilweise auch Frauen) dazu
bringen, sich in Situationen zu begeben, da ihnen Qual, Schrecken, Schmerz und Tod drohen.
Wie bringt man Menschen dazu? Zurichtung. Ideologie. Propaganda. Zwang auf viele Arten.
Anders gehts nicht.
Im Mittelalter brauchte man die Ritterschaft zur
Gewalttätigkeit nicht erst ideologisch aufbauen. Diese gut trainierten, reichlich
bewaffneten Raufbolde waren ein ständiges Problem für Herrschaft und Bauern. Der erste
Kreuzzug (1095) mit seinen Judenmassakern und Gemetzeln unter Muslimen war das Ergebnis
einer Kampagne, mit der man die übermütige Ritterschaft aus Europa einmal herausbekommen
und beschäftigen wollte. Um ihre Mitmenschen in der Heimat zu entlasten.
Der Historiker Georges Duby beschreibt
in einem seiner Werke den mühsamen Prozeß, diese gefährliche Kaste über einen
ideologischen Prozeß zu zähmen. Ihr einen Verhaltenskodex beizubringen, durch den sich
ihre Gefährlichkeit bändigen ließ. Duby:
"Die ungehemmte Brutalität der Ritter zwang die
Bauern, mit ihren Viehherden andauend in die Wälder und Sümpfe zu fliehen, um bei ihrer
Rückkehr nur noch die Asche ihrer Strohhütten, eine zertrampelte Ernte und abgehackte
Weinstöcke und Obstbäume vorzufinden."
An der historischen Realität gemessen erweist sich die
Phantasie vom "Edlen Ritter" eher als Propaganda-Konstrukt. (Bei allen
Ausnahmen, die man gelegentlich auffinden mag.)
Zeitsprung!
Der preußische Carl von Clausewitz ist
fraglos ein Großmeister der "Kriegskunst". Sein grundlegendes Werk "Vom
Kriege" umfaßt in einer aktuellen Ausgabe, die ich besitze, rund 700 Seiten.
Ich habe dieses Werk nicht gerade Satz für Satz, aber doch
einigermaßen gründlich gelesen. Es fehlt darin jeder Hinweis auf den Typus des
"soldatischen Mannes", auf jene Tugenden, die in Trivialmythen gerne
hervorgehoben werden. Es gibt darin keine Referenz an alles, was ein Hace Strache oder ein
Pumped up-Arnie verkörpern.
Man muß einmal mehr annehmen: diese Konstruktion des
präfaschistischen Männchens ist real militärisch höchst unwichtig, aber ein sehr
nützliches Propagandamittel, um Männer für das "Soldatenhandwerk" im Kopf fit
zu machen ...
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