7. Dezember 2004

Sensationelle Ummantelung seitens der serbischen Post:

log264a.jpg (14959 Byte)

Svetlana Volic hat das Paket empfangen. Nun geht es an die Inszenierungen ...

Cut!

Gehen wir einmal davon aus: Filme zu machen ist ein Stress-Geschäft. Wer nicht improvisieren kann, komplexe Strukturen in Balance halten, wer bei hohen Wellen die Orientierung eher leicht verliert, wird sich schnell auf einem Riff wiederfinden.

Harald Friedl hat gerade seinen Film "Africa Representa" präsentiert. Was den Paradigmenwechsel ausmacht, wenn man sich als Europäer in Afrika bewegt, hat er mir an einem prägnanten Beispiel geschildert. Als er für einen Transfer den verfügbaren Bus erreichte und fragte, wann dieser abginge, lautete die Antwort: "Wenn er voll ist."

log264b.jpg (16585 Byte)

Autorin Barbara Neuwirth und Dokumentarfilmer Harald Friedl.

Aber auch Österreich hat seine Eigenheiten. Am Mittwoch, dem 8. Dezember, läuft auf ORF 2 um 21:55 Uhr Friedls TV-Dokumentation "Diesseits von Afrika: ENTDECKUNG LESACHTAL"
(Kamera: Jerzy Palacz, Bernhard Pötscher, Musik: Thierry Zaboitzeff, Beratung + Text: Burgi Czeitschner, Redaktion: Franz Grabner)

Cut!

Der unschlagbare Barbar. Der schöne Wilde. Der soldatische Mann. Was macht dieses Motiv so wirkungsvoll und präsent? Gibt es einen Hintergrund der "Notwendigkeit", aus dem man die Phantasie vom "Stählernen" herleiten kann?

Horden. In dunkler Vergangenheit. Bilder. Phantasmen. Die Wikinger sind wahrscheinlich das Härteste gewesen, was man in Europas Geschichte aufstöbern kann. Schwer bewaffnet, höchst mobil, vermutlich von einer Unerschrockenheit, der sich damals wenig entgegensetzen ließ. Und mit ihren Drachenbooten zu einer Reichweite fähig, die heute erstaunt.

Doch diese Bilder haben keinerlei Bedeutung für eine (spätere) militärische Welt der stehenden Heere. Ob nun der reale Fechtmeister Hace Strache oder die Filmfigur des "Erasers / Terminators", jede Ära scheint ihre Leitikonen zu pflegen, die "das Soldatische" demonstrieren. Jenseits jeder Realität.

Man mußte ja immer Männer (teilweise auch Frauen) dazu bringen, sich in Situationen zu begeben, da ihnen Qual, Schrecken, Schmerz und Tod drohen. Wie bringt man Menschen dazu? Zurichtung. Ideologie. Propaganda. Zwang auf viele Arten. Anders gehts nicht.

Im Mittelalter brauchte man die Ritterschaft zur Gewalttätigkeit nicht erst ideologisch aufbauen. Diese gut trainierten, reichlich bewaffneten Raufbolde waren ein ständiges Problem für Herrschaft und Bauern. Der erste Kreuzzug (1095) mit seinen Judenmassakern und Gemetzeln unter Muslimen war das Ergebnis einer Kampagne, mit der man die übermütige Ritterschaft aus Europa einmal herausbekommen und beschäftigen wollte. Um ihre Mitmenschen in der Heimat zu entlasten.

Der Historiker Georges Duby beschreibt in einem seiner Werke den mühsamen Prozeß, diese gefährliche Kaste über einen ideologischen Prozeß zu zähmen. Ihr einen Verhaltenskodex beizubringen, durch den sich ihre Gefährlichkeit bändigen ließ. Duby:

"Die ungehemmte Brutalität der Ritter zwang die Bauern, mit ihren Viehherden andauend in die Wälder und Sümpfe zu fliehen, um bei ihrer Rückkehr nur noch die Asche ihrer Strohhütten, eine zertrampelte Ernte und abgehackte Weinstöcke und Obstbäume vorzufinden."

An der historischen Realität gemessen erweist sich die Phantasie vom "Edlen Ritter" eher als Propaganda-Konstrukt. (Bei allen Ausnahmen, die man gelegentlich auffinden mag.)

Zeitsprung!

Der preußische Carl von Clausewitz ist fraglos ein Großmeister der "Kriegskunst". Sein grundlegendes Werk "Vom Kriege" umfaßt in einer aktuellen Ausgabe, die ich besitze, rund 700 Seiten.

Ich habe dieses Werk nicht gerade Satz für Satz, aber doch einigermaßen gründlich gelesen. Es fehlt darin jeder Hinweis auf den Typus des "soldatischen Mannes", auf jene Tugenden, die in Trivialmythen gerne hervorgehoben werden. Es gibt darin keine Referenz an alles, was ein Hace Strache oder ein Pumped up-Arnie verkörpern.

Man muß einmal mehr annehmen: diese Konstruktion des präfaschistischen Männchens ist real militärisch höchst unwichtig, aber ein sehr nützliches Propagandamittel, um Männer für das "Soldatenhandwerk" im Kopf fit zu machen ...

[kontakt] [reset]

50•04