van.at: literatur (beiträge) |
Michael Roloff / Besuch auf dem Moenchsberg #2 Er hatte nichts weiteres über das Buch gesagt, 1978 oder so in New York und auch nicht über Alaska, und wenns ein Roman werden würde, fragte ich schon besonders nicht. Auch von dem bösen blöden Empfang des Buches dann in Deutschland hatte ich nichts mitbekommen, interessierte mich auch nicht zu der Zeit. Also hatte ich es erst auf der Rückreise von Sofia in Wien gelesen, eine Schauspielerin in Wien sagte ich sähe so aus wie sie sich den Sorger vorstellte: ich selbst hatte keine Vorstellung dann oder jetzt wie der aussieht, und auch Handkes angebliches Gesichts Tabu spielt da ihre Rolle, besonders in diesem auch "namenlosen" Buch. [Aber warum jemand mit solch einem Gesichts Tabu sich dann dauernd photographieren lässt? fällt mir im jetzt ein.] Er sagte darauf, dass er nur einmal während das Buches an mich gedacht hätte, wonach mir sofort der Gedanken-[Fehl]-Schluss durch Gehirn schoss, dass jemand der sich an jeden Gedanken den er über oder an einem Buch gehabt hat erinnert - dass ich gegen ein so buchmessengelaendeartiges Gedächtnis-Vermögen nicht ankommen könnte. [Außerdem hatte ich schon länger es vorgezogen eher ein "Laufer" [dem "Sorger" sein Gehilfe] zu sein, was zur Zeit dieser früheren Existenz schon der Fall war.
Ueberwaeltigt von dem noch ziemlich unverdauten Buch, dass ich so alle fünf Jahre wiederlese, besonders seinen ersten Teil, welcher mir eins der wichtigsten Erlebnisse meines eigenen Lebens artikulierte, sagte ich: "Sehr viel Pathos." Das bejahte er emphatisch. Dies könnte der Anfang, Anbruch, Einbruch zu einer Dissertation sein.
Dann kamen wir auf dies und jenes, oder es schienen dies und das aus beiden von uns hervorzustürzen. Vielleicht waren es Versuche endlich ins Gespräch zu kommen. Das Briefe schreiben ging ja wunderbar. Ich wollte auch irgendwie über diesen unsern wunden Punkt - Punkte eigentlich - weg kommen. Er erzählte mir von Valium, ich machte dazu eine erbrecherische Miene, meine Traumarbeit hatte damit schlechte Erfahrungen gemacht. Angesichts irgendwelcher Natur, erzählte ich plötzlich von einer Kousine die im frühen Alter immer nur die Baueme umarmt hätte. Dazu sagte er "ja, natürlich." Das muss irgendwie mit dem Pathos zu tun gehabt haben. Ich sprach also in Ashantiartigen Rätsel-Sprüchen. Ja auf diese Art waer es schon gegangen. Also im Schmerz verstanden wir uns schon.
Er sagte, dass er von all dem was er bis dahin geschrieben nur den Kaspar bereute. Ich antwortete darauf hin nichts, überlegte nur huschend was denn an dem Stück denn auszusetzen sei - wohl sein Nihilismus und dass es, trotz seiner musikalischen Struktur, irgendwie so ein randalisierend lautes Stück ist? so wie die Analytiker den Nachhall des Kastration Komplexes beschreiben: noisy. Was über die Identitaets Sucht und Politik und Sprache da ausgesagt wird hat für mich aber in der Zwischenzeit an Wahrheit nichts eingebüßt. Aus dem Blauen kam ein wütender Angriff auf ein mir unbekanntes neues Gedicht von Hans Magnus Enzensberger. Ich war schon ganz erschrocken, des Tonfalls wegen, der Vehemenz, so bin ich immer noch, und sagte auch nichts dazu. "Wenn ich so'n Art Gedicht lesen wollte, dann konnte ich mal... " Dies war nicht das erste mal, dass solche Urteile aus ganz unerwarteten Himmelsgegenden kamen... aber die Vehemenz war neu. - Vielleicht lag diese Attacke daran, dass ich viele Enzensberger Essays waehrend einer langen Schifffahrt übersetzt und in New York verlegt hatte? Vielleicht hatte dieser Enzensberger Hass, wie ja auch jetzt bei Jugoslawischen Angelegenheiten, mit Handkes Neid zu tun, der damals noch so genialen Essays? und wo dann wegen dieser besonders vehementen Art besonders viel projiziert wurde? Ich selbst hatte den Enzensberger, den ersten der Nachkriegsgrossen, schon 1961 by Ruth Landshoff-York in New York kennen gelernt, vertrug mich aber nicht mehr mit ihm, wahr auf ihn boese enttaeuscht: er hatte sich unerwarteter Weise als zu aalartiges Wesen entpuppt, die Lage war gestört und wurde auch nie wieder richtiggestellt werden. Falsche Hunde, Disloyalitaet, außerdem interressiert mich, nach der Psychoanlayse, was er, auch die Susan Sontag, all diese Brillierenden schrieben, weniger als zuvor. . Was Enzensberger betrifft: am Anfang als Handke bekannt wurde hatte er es mit Handke versucht, aber Handke schon von Anfang nicht; trotzdem E. doch, und nicht nur im Vergleich, sehr undeutsch, easy going ist. Handke hat ihn dann während der Handke/ Jugoslawien Kampagnen ad hominem angegriffen mit einem Formulierungs [Zitat], dass schon wie ein lang vorbereiteter Traum von der Zunge schnallte. Also, ich hab den Zeitpunkt versäumt den Grund, sei er tiefschürfend oder oberflaechlich zu erfahren, aber da Handke E. schon von Aanfang an haste und Enzensberger's Eitelheit wegen..... also schon aus seiner nur Oestreicher Zeit...
|