"Martin hat Tito geseh'n" von Nikola Dzafo
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>>"pinki hat tito gesehen. aber wer war pinki? und wie ist das mit
tito gewesen? in den tagen danach haben ich viele leute gefragt: was geschah denn
eigentlich genau, als pinki tito gesehen hat? niemand wußte darauf eine
antwort.<< [Quelle]
Krusche mit Hasen-Tattoo auf dem linken Oberarm, in eben diesem Büchlein, das hat
Nikola Dzafo aus einer kleinen Kette von Ereignissen heraus so hergestellt. Wir waren
Anfang 2010 in der Fruska Gora unterwegs gewesen, hatten den Lauf der Dinge
debattiert und ein abgelegenes Tito-Denkmal besucht.
Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, daß der Satz "Pinki hat
Tito gesehen wie ein Codewort ist, welches eine ganze Sammlung von Geschichten
aufblättert, eine Erzählung, die offenbar zum nationalen Mythos von Jugoslawien gehört.
Nun ist Jugoslawien ein verschwundenes Land, doch mehr als eine
Generation, die in jenem Land aufwuchs, lebt heute mit den Mythen, den Lücken und den
neuen Identitätskonstruktionen junger Staaten.
Außerdem ist die Situation Kunstschaffender in einer
Postkriegsgesellschaft mit ihren Traumata, Defiziten, Wünschen und neuen Optionen sehr
problematisch. Das ist einer der Gründe, warum ich mich mit den südslawischen Leuten
gerne berate.
Ihre Erfahrungen und Strategien, um der Gegenwartskunst Boden zu sichern,
halte ich für sehr anregend. Ich betreten den südlichen Boden nicht als "schlauer
Westler", sonder als staunender Mensch, der bei jeder Fahrt neue Lektionen erhält.
Die ganze Sache dreht sich um Fragen des Kulturbetriebes und des geistigen
Klimas im Verhältnis von "Zentrum/Provinz". Dieses Verhältnis ist --
historische bedingt -- eine kulturelle und soziale Konstruktion, die nicht bloß
kleinräumige Entsprechungen hat, sondern auch quer durch Europa gepfelgt wird; was wir
anzufechten haben.
+) Die Freitags-Blätter
von 2010 (Übersicht)
+) Related to ok alijansa:
additional austrian set
+) Nikola Dzafo
-- [Notizen] --