the long distance
howl | koexistenz in konvergenz (die quest) | seite #3Netz der Narrative
Gehen. Raumüberwindung. Denken. So lautet eine
Zeile in den Notizen zu diesem Projekt: [Quelle] Ich hab dort
einige Variationen der Quest, Reise, Suche erwähnt. Das ist
ein Angelpunkt, über den sich hier einige weitere Schritte nahelegen.
Ich hab unterwegs -- in unseren Gesprächen -- einige
dieser Motive entdeckt. Winfried Lehmann ist als junger Mann ausgewandert, hat einen
nennenswerten Teil seines Lebens in Südafrika verbracht. Afrika ist auch ein wesentlicher
Bezugspunkt für Helmut Oberbichler. In seinem Fall hat die Sahara eine enorme
Anziehungskraft, die nun über Jahrzehnte auf ihn wirkt. Auch Pilgerwege sind ihm
vertraut.
Die Reise von Marko Brajkovic sehe ich in Verzahnung mit
dem Untergang Jugoslawiens. Geboren in Novi Sad, in Sarajevo gelebt, in Vukovar, dazu ein
Weinberg in der Fruska Gora, nun diese Ansässigkeit auf Istrien, nahe eines Territoriums,
um das sich zwei junges Staaten -- Kroatien und Slowenien -- vor wenigen Jahren gestritten
haben.
Die radikalste Reise meines eigenen Lebens war eine in die
Unterwelt: [link]
Dazu kommt ein weiterer Moment, der hier hereinwirkt, mit dem ich derzeit befaßt bin. Im
Schlußsatz der vorhin erwähnten Notiz ist keineswegs zufällig Polarforscher Shackelton
erwähnt:
Von Sir Francis Drake bis Sir Ernest Shackelton reichen
die Markierungen tapferer und dubioser Personen; kühne Selbstüberwinder und skrupelloser
Verbrecher. Stets aber die Fahrt als ein Angelpunkt. Die Reise.
Chris Scheuer mit seinem Comic-Band
"Antarctica Obscura"
Graphic Novelist Chris Scheuer [link] hat in einer seiner
früheren Arbeiten eine von ihm kreierte Figur, Sir Ballentime, mit dem
bedeutenden Polarforscher zusammengebracht. Er hatte die Figur des Ballentime
1988 eingeführt. Nun ließ er den Exzentriker bei uns auftauchen, und zwar im Rahmen von "Mythos
Puch", einem Projekt zu Aspekten der Raumüberwindung, der
Mobilitätsgeschichte: [link]
Der wesentlichere Aspekt an einer Verbindung zu Scheuer
sind hier allerdings dessen mehrmalige Indien-Aufenthalte mit einigen außergewöhnlichen
Momenten des Reisens, mit Aspekten von ganz anderen Geschwindigkeiten der Abläufe eines
Lebens.
Sir Ballentime auf einem 1914er
Styria Rad mit angeschraubtem Wall Auto-Wheel
Das ergibt heuer im Rahmen unseres 2016er Kunstsymposions
schon einen Kristallisationspunkt in der Wunderkammer, an dem etwas aus diesem Netz
der Narrative greifbar wird. Das betrifft meine Session am 4. November 2016.
Am 18. November folgt ein Abend von Helmut Oberbichler, mit
dem er Blicke in seine afrikanischen Bezüge bietet, die andrerseits in der Reflektion ein
Nachdenken über die Welt bedeuten.
Im Vorjahr ist ein Turmzimmer von Schloß Freiberg
schon einmal meine Wunderkammer gewesen, in dem eine lose Sammlung von Artefakten
eine Skizze des 20. Jahrhunderts ergab: [link]
Dort werde ich an meinem Abend mit Chris Scheuer einen
ähnlichen Schritt setzen, mit dem eine erste Reflexionsphase unserer Quest
dargestellt wird, während wir im Hauptbereich der Kanzley die genannte
Themenstellung der Edition Freiberg bearbeiten.
Martin Krusche & Chris Scheuer | Triviale Mythen
Ausstellung und Debatte
Freitag, 4. November 2016
19:00 Uhr, Kanzley, Schloß Freiberg, Ludersdorf-Wilfersdorf
[link]
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