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american muscle (miniatur-ausstellung in gleisdorf)


Muß das sein?
Von Martin Krusche

Es gibt keine "Muscle Car-Behörde". Also bestehen zu manchen Modellen Auffassungsunterschiede, ob sie den Begriff "Muscle Car" tragen dürfen oder nicht. Doch im Kernbereich verstummen die Glaubensfragen. Da steht der 1964er Pontiac GTO als "Urmeter" der Muscle Cars. Ein Coup, den John DeLorean gegen bestehende Konzern-Regeln durchgesetzt hatte. (Siehe dazu: "Der Traum vom edlen Barbaren"!)

Die würdige Auslegung der Glaubensgrundsätze besagt, daß ein "wahres" Muscle Car kein "Full Sizer" ist, was "Yank Tanks" im Bereich von fünf Metern meint, sondern ein mittelgroßes Coupé von der preiswerten Sorte.

Der mittelgroße Bürgerkäfig bekommt eine übergroße Verbrennungsanlage eingesetzt, auf das überforderte Fahrwerk und die erst recht überforderten Trommelbremsen wird gepfiffen, denn die Frömmigkeit ist auf das Geradeausfahren gerichtet; Kurven gelten als sündig. (Warum müssen Testosteron-Junkies denn dauernd so gefährliche Sachen tun? Falsche Frage!)

Diese sehr amerikanische Attitüde hat rebellische Wurzeln. 1919 bis 1932 war in den USA der Handel mit Alkohol verboten. Schwarzbrenner und Schmuggler hatten in dieser Ära der Prohibition reichlich Erfahrungen gesammelt, wie man ein harmlos aussehendes Auto so schnell macht, daß man die Polizei in einem "Liquor Run" abhängen und die Ladung behalten kann.

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Symbiotisches Großmaul: Der Dodge Charger, klassisches Muscle Car, als Dragster

Nach dem Zweiten Weltkrieg plagten viele junge Kriegsheimkehrer mit ihren Gewalterfahrungen teilweise erhebliche Probleme, sich in ein "ruhiges, bürgerliches Leben" einzufinden und mit biederen Familienkutschen brav ihre Wegstrecken zu bewältigen.

Das "Hot Rodding" hat seinen Ursprung in diesen sozialen Zusammenhängen. Billige alte Autos wurden modifiziert und mit mächtigen Motoren muskulös aufgestellt. Illegale Beschleunigungsrennen auf den Straßen sind bis in die Gegenwart ein lebhaftes subkulturelles Phänomen, das auch in Europa gepflegt wird. (Siehe dazu "Dice & Deuce"!)

Das "Drag Racing", heute ein populärer Rennsport in den Staaten, war ursprünglich vor allem auch eine Konsequenz des Versuches, die Rabauken von der Straße zu holen und den einschlägigen Leidenschaften einen etwas sichereren Rahmen zu geben.

Anfang der 1970er brach die "historische Ära" der Muscle Cars ab. Sicherheitsfragen und Umweltprobleme hatten die gesetzlichen Bestimmungen für die großen Companies zu eng werden lassen. Damit wurde das Segment ein Bereich der Subkultur, wo sich Liebhaber ein Festhalten an diesem Genre leisteten.

Natürlich drängt sich vielen Menschen die Frage auf: Muß das sein? Wie soll man auf ein Thema, das sich vor allem aus Emotionen schöpft, vernünftige Antworten finden? Das ist unrealistisch.

Die Zweckgebundenheit und die "Normative Kraft des Faktischen" schneidet das Irrationale sowieso immer wieder zurück und zurecht. Aber genau das birgt auch den Anreiz, auf "unvernünftigen" Positionen zu beharren und sich dabei gelegentlich sehr weit aus dem Fenster zu hängen.

Im Jahr 2008 wurde die Welt von einer umfassenden Wirtschafts- und Liquiditätskrise erschüttert. Eine Ereigniskette, die Vergleiche mit der großen Krise von 1929 anregte. Nun, im ersten Quartal von 2009, sind maßgeblichen amerikanische Automobilerzeuger in schweren Problemen. Vor allem Chrysler ist so gut wie Pleite und hat eben die Marke Pontiac eingestellt. Damit ist das Haus des ersten "amtlichen" Muscle Car aus "Vernunftgründen" erloschen.

Man muß kein Prophet sein, um vorherzusehen, daß damit der GTO in seinem Legenden- Status noch einige starke Grade zulegen wird. Ich habe oben -- allerdings rein rhetorisch -- gefragt: Muß das sein? Die PS-Monster sind ja, was niemand bestreitet, ein Spott allen Sicherheits- und Umweltfragen.

Die Antwort muß etwas polemisch ausfallen:
Was uns Menschen möglich ist, das tun wir auch. Wir loten alle Möglichkeiten aus. Davon erzählt schon die Griechische Mythologie; Stichworte: Hephaistos, Phaeton und Ikarus. Das ist also seit Jahrtausenden Teil unsere Kultur. (Siehe dazu: "Phaeton"!) Es gibt demnach sehr gute Gründe, das Thema in einen "Kultursalon" einzubringen.

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