martin krusches [flame] logbuch / blatt #96Leiblichkeit und Weiblichkeit: Die mechanische Braut Männer, Maschinen, Frauen. Der Kontext ist evident, das muß ich mit niemandem verhandeln. Die Zusammenhänge wären es auch, aber darüber schweigen wir meist. In der Geschichte des Automobildesigns kann man verschiedene Linien verfolgen. Ich finde zum Beispiel jene interessant, die von der Architektur zum weiblichen Leib führt, vom griechischen Tempel (Rolls Royce-Front) zu fast schon obszönen Alfa Romeos.Gerade im Umfeld der Maschinenverliebtheit, am Händchen der mechanischen Braut", bemäntelt sich Frauenverachtung gerne als Frauenverehrung. Solche Verwindungen sind nötig, wo man eigentlich verachtet, was man begehrt, nämlich die lebendige Frau. "Vergewaltige mich" Um das zu lösen, wird sie in eine eigentümliche
Wechselbeziehung mit der Maschine verwoben, sich wechselseitig erotisch aufzuladen. Ein
ziemlich schlauer Dreh. Was dahinter steht, hat sehr problematische Wurzeln. Der HUMMVEE zeigt schmucklos blanke Zähne Zurück zur Kerl-Nummer. Bernd Nitzschke (Männerängste,
Männerwünsche) macht männliche Maschinenverliebtheit in seiner Faschismustheorie dingfest.
Das Konzept zeigte sich vom soldatischen Mann über den Landser im Felde bis zum zivilen
Krieger anwendbar: Das zum Ideal erhobene männliche Prinzip der heroischen
Einsamkeit, der festen Grenzen, hinter denen sich das Individuum verbarrikadiert",
ist seither vielfach variiert und zum Beispiel über Hollywood-Produktionen omnipräsent. Was am Reichsadler noch fehlt, muß niemandem erklöärt werden Das kraftvolle Automobil, unser Generalfetisch, die bedeutende Freiheitsmaschine, in Wahrheit ein Herrschaftsinstrument? (Hitler hatte dieses Konzept gemeinsam mit Ferdinand Porsche schon in die Geschichtsbücher eingetragen.) Nitzschke bietet mir Gelegenheit, mit einem einzelnen Satz
zum Kontext Frau überzugehen: Der soldatische Mann nähert sich der Frau in
einer Mischung aus Angst, Mystifizierung, Verklärung, Herabsetzung und
Gewalttätigkeit." Man kann heute etwa bei einschlägigen Auto- und
Motorrad-Fangruppen auf Facebook leicht überprüfen, wie sehr diese Zuschreibung
aktuell zutrifft. Männerphantasien: "Bestrafen und versklaven" Die mechanische Braut" zeigt sich
reizvoll: Nicht nur die äußere Form ist Analogon von Mensch und Maschine,
sondern ein Steigerungsverhältnis. Frauen und Autos steigern sich gegenseitig. [
]
Ein weiterer Kreislauf der Geschwindigkeit, mit dem das Interesse am Objekt wächst." BMW 328: Ein Schelm, wer hier bloß "Nieren" sieht Joachim Petsch erwähnt diese Gestaltungsform
am Beispiel des Vorläufermodells in seiner Geschichte des Auto-Design":
die BMW-Kühlerniere taucht erstmalig beim Typ 326, einem
Sportwagen, auf. [
] Form und Firmenzeichen sollen den Käufer an eine bestimmte
Marke binden." Siehe dazu auch: .-- [Fiat Lux] [In der Ebene] -- |