Einmal mußte
ich so was haben. Einen Chopper. Easy Rider war von so nachhaltiger Wirkung
gewesen, über all die Jahre, daß sogar die Chopper-Welle, das Comeback der Harleys und
die Invasion der Nudelaugen mich nicht abhalten konnten. Denn es ist schon so, daß mit
den Choppers eine Menge Schönwetter-Knalldeppen auf die Straße kamen, deren Outfit und
Fahrstil einem die Plomben ziehen. Wenn ich dieses Geschwätz höre von Freiheit auf
zwei Rädern. Uff! Frei wovon? Ein billiger Deal mit dem Outcast-Image von
Motorradfahrern.
Das geht alles auf die Heimkehr von
Piloten und anderen Soldaten nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Wovon sich etliche,
verstört von den Erlebnissen auf Schlachtfeldern, in einer (klein-) bürgerlichen
Existenz nicht zurechtfinden konnten. So. setz die Jungs auf Motorräder, etwas Booze
dazu ... Sprengstoff. Aus dieser Geschichte heraus wurde die Harley Davidson zum
überteuerten Kultgegenstand. Die Nummer Eins Amerikas (es gab ja keine inländische
Konkurrenz mehr) war in den 60ern und 70ern eine totale Grammel. Während sich
gelegentlich noch hochgestochenen Schnösel wichtig machen, sagte Sonny Barger, Altvater
der Hells Angels, in einem Interview, er würde eigentlich lieber BMW fahren. So
viel dazu.
Aber das Layout so eines Motorrades
wollte ich doch mal kennenlernen. Der amerikanische Slang-Begriff Chopper, auch auf
Hubschrauber angewandt, leitet sich bei den Motorrädern von den schräg gestellten
Lenkköpfen her, in denen die langen Gabeln verankert werden konnten. (To chop = hacken.)
Also. Die große Intruder,
mächtiger V2, hätte mir gefallen. Die Tante Trude war mir aber zu teuer.
Also wurde es die 650er Savage. Der Rüpel. Die Zicken des großen Eintopfs
waren mir vertraut. Von meiner Horex (400er) und
NSU (500er). Wasserkühlung. Die Kühlrippen am Zylinder ... bloß Dekor. Zahnriemen statt
Kette. Das fand ich hervorragend. Hab keine Ahnung, warum sich die Zahnriemen gegenüber
Kette und Kardanwelle nicht durchsetzen konnten. (Außer, jaja, bei Harley Davidson.)
Erste Ausfahrt: 4. März 1991. Also: Nicht ohne meine lange Unterhose.
Ein hübsches Eisen. Sicher.
Aber nichts für mich. Die Sitzposition ist nur was für einen sonnigen Sonntag im Juli,
um durch die Stadt zu zuckeln. Der breite Lenker macht alles über 90 Km/h zur Strapaze.
Besonders wenn man in mieses Wetter kommen sollte. Die Sitzhaltung ist für den Liegstuhl
am Strand ganz annehmbar. Meinetwegen für einen Schaukelstuhl auf der Veranda. Aber es
kann mir niemand erzählen, man hätte eine gute Chance, die Füße von da vorne und die
Schulter von da hinten in eine passable Position zu bringen, falls man mit der Maschine in
eine brenzlige Situation kommt. (Ich bin heilfroh, daß mir auf der Suzie nie eine
brenzlige Situation geblüht hat.)
Diese 650er war einer Honda
CB 500 aus den 70ern gefolgt, war Vorgängerin einer Africa
Twin aus den 90ern. Sie war also bloß Flitter zwischen zwei erstklassigen Geräten. |