Es war schon spät im
Jahr und meine 650er Suzie brauchte eine neue
Plakette. Es zeigte sich, daß neue Bremsbacken rauf mußten. Ich wollte gleich warten.
Mein Dealer sagte: Magst du derweil was probefahren? Freilich mochte ich. Auch
wenn ich für die Jahreszeit eigentlich zu dünn angezogen war. Lechner stellte mich vor
eine 750er Africa Twin. Ein Ableitung von einem Paris-Dakar-Flieger, im ersten Baumuster
als 650er eingeführt.
Das Eisen verursachte mir einen mords
Respekt. War so hoch, daß ich im Sitzen beide Füße nicht mehr zugleich auf den Boden
stellen konnte. Und der starre Vorbau schien mir sehr gewöhnungsbedürftig. Aber! Der
wassergekühlte V2 mit satten 59 PS schob vergnüglich an. Die Tankmulde und die
Frontscheibe hielt die Kälte passabel ab. Die Sitzposition fand ich perfekt.
Was für ein Kontrast zur schicken, doch
eigentlich unkomfortablen und, naja, einfach zu lauten Suzie. Nun ein ruhiges, rund
laufendes Triebwerk, äußerst dezenter Sound, hinreißende Straßenlage. Huh! Ich war
elektrisiert und wußte, daß ich in den nächsten Tagen mit meinem Mann in der
Kreditabteilung sprechen würde. (Vor Jahren hatte ich schon mal mit der 650er Trans
Alp geliebäugelt.) Am 27. September 1991 hatte ich dann die erste Ausfahrt mit
meiner eigenen Twin. Der ankommende Winter ließ sich mit dieser großen Enduro auch
passabel durchfahren. (Und die Tradition: Krusche-Einheitsblau.) |