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MI.[Josipa Crnoja & Dragana Dimitrijevic]Kulturelles
Erbe in Bosnien und Herzegowina |
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Am 7. Mai haben wir uns auf den
Weg in die Bosnische Hauptstadt gemacht. Grund dafür war die Veranstaltung
"Kulturelles Erbe Bosnien / Herzegowina und Österreich. ExpertInnen aus Bosnien und Österreich, eingeladen waren auch ExpertInnen aus Kroatien und der Türkei, und von der UNESCO haben sich schwerpuntkmässig mit dem baulichen Erbe aus der Zeit der österreichischen Verwaltung Bosniens beschäftigt. Auftakt zu einer gemeinsamen Auseinandersetzung mit der gemeinsamen Geschichte dieser europäischen Region zwischen Wien, Istanbul und eben Sarajevo, in der das Schicksal Europas in Vergangenheit und Gegenwart oft massgeblich mitentschieden wurde und wird. Und die hoffentlich eine bessere gemeinsame Zukunft hat. Dzevad Karahasan ist einer der bekanntesten bosnisch-herzegowinischen Schrifftsteller. Josipa Crnoja sprach mit dem Autor über das kulturelle Erbe Bosniens, zu dem auch das österreichische gehört. Weitere Themen waren die Bedeutung des kulturellen Erbes, der gegenseitige Einfluss, die ewige Frage der bosnischen Identität, und die Bemühungen, ein solches Erbe zu bewahren. Herr Karahasan, Bosnien Herzegowina ist ein Land, wo verschiedene Kulturen Jahrzehnte lang zusammengetroffen sind und ihre Spuren hinterlassen haben. Ein davon war die Österreichische. Wo sind sie heute noch sichtbar, vielleicht in der Architektur? In fast allen Lebensbereichen der bosnischen Kultur bzw.
des alltäglichen Lebens in Bosnien. Stellen Sie sich eine bosnische Stadt, ob Sarajevo
oder Mostar, ob Tuzla oder Banja Luka vor, ohne österreichischen Anteil an der Gestaltung
der Stadt. Sarajevo wäre geradezu unvorstellbar ohne den österreichischen Teil dieser
Stadt. Ich denke, jetzt an die Gegend zwischen dem Hotel Europa und dem Bazar und dem
Marienhof Marindvor Viertel und dieser Zentrale Teil der Stadt prägt ganz
wesentlich die Identität der Stadt. Ohne diese Teile wäre Sarajevo nicht das was es
heute ist. Wie wichtig ist das kulturelle Erbe heutzutage? Äußerst wichtig, ich würde es sogar wagen zu behaupten, dass es viel wichtiger wäre, verschiedene Traditionen, und Einflüsse auf unsere - heutige Identität zu bewahren als - sagen wir einmal die Wirtschaft im Lande in Bewegung zu setzen. Weil kulturelle Identität ein Kompositum der Definitionen ist. Ohne Einflüsse der türkischen bzw. der islamischen, der österreichischen bzw. der katholischen, der russischen bzw. der orthodoxen Kulturtradition würde Bosnien einfach anders aussehen. Um Bosnien zu bewahren, muss man jedes Paradigma, jede Kultur, die die bosnische Identität mitprägt, bzw. mitgeprägt hat irgendwie bewahren. Es ist unaussprechlich wichtig, nicht nur in der Architektur, sondern auch in der Musik, in der Literatur die Erinnerungen, das Gedächtnis an die österreichische Anwesenheit in Bosnien zu bewahren. Viele Menschen vertreten die Meinung, dass es in Bosnien nicht nur eine, sondern drei Identitäten gibt. Diese Meinung teile ich nicht. Ich kann mir wirklich kaum meine Wenigkeit vorstellen ohne Matija Divkovic, ohne Svetozar Corovic, und ohne Rahmet Muratbegovic. Oder Mesa Selimovic. Und auch ohne Isak Samokovlija. Ich habe gerade große Schriftsteller genannt, die die bosnische Literatur ganz wesentlich mitbestimmt haben. Ich kann mir meine Literatur wirklich nicht vorstellen ohne alle vier. Ich bin natürlich nicht bereit, einem meiner Nächsten, Kollegen oder Nachbarn, seine kroatische, jüdische, serbische, bosniakische Angehörigkeit zu bestreiten. Selbstverständlich bin ich bereit anzuerkennen, dass z.B. meine Kollegen Miljenko Jerkovic oder Ivan Lovrenovic auch der kroatischen Literatur bzw. kulturellen Tradition angehören. Aber ich behaupte, dass nicht nur literarische, sondern allgemein kulturelle Unterschiede zwischen meiner Litereratur und der Literatur von Miljenko Jergovic wesentlich geringer sind, als Miljenko Jergovics Literatur und sagen wir einmal Literatur eines Dubravko Horvatic. ... Textauszug! |
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Dzevad
Karahasan über Deutschland und Europa |
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