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zu Welten Von Klaus
Zeyringer |
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Textauszug! |
"Kunst, Literatur bietet den Zugang zu Welten und
Tiefenschichten, die sich prinzipiell in einer Rezeptions- und Reflexionskette als
unendlich erweisen können" diesen Satz nennen Internet-Reaktionen
"schwampfig", "Feuilleton-Dummlall" Welten (also Welt-Anschauungen aus exemplarischen Perspektiven) und Tiefenschichten (also hintergründige Zusammenhänge) können zum Beispiel aus dem jüngsten Roman von Dzevad Karahasan erstehen, im Lesen und Nach-Denken und Besprechen, in einem Weiter-Reden über diesen Roman und seine Bedeutungen und seine Hintergründe, also in einer Kette der Rezeption und der Reflexion, die immer weiter geführt werden könnte, etwa über: Kriege in Zeiten einer vorgeblichen Globalisierung; die Mächtigen und die Zielscheiben; Liebe und "Ausgeliefertsein"; Reden und Schweigen; Weggehen und Bleiben; Denkmäler und Kulturen; Erzählung und Erinnerung... Exemplarisch verfährt der großartige Roman Sara und Serafina (Rowohlt Berlin 2000) von Dzevad Karahasan, der als der bedeutendste zeitgenössische Autor Bosniens gilt. Er illustriert menschliche Grund-Lagen und Grundfragen, indem er die Extremsituation des Krieges als entsetzliches Experiment denken läßt und zugleich seine Erzählung wie eine Versuchsanordnung durchführt. [bild] "Die Menschen verbringen ihr Leben auf Erden im
Schatten von Denkmälern", lautet der erste Satz, damit bei einer Macht-Figur
ansetzend, die Eigen- und Fremd-Bilder zu fixieren vermag. Die österreichische Schule
nach 1945 (der "Nachkriegszeit") etwa gab dem Monument des Prinzen Eugen eine
nicht unbedeutende Rolle; und in oft wiederkehrenden Träumen sah ich mich lange Zeit eine
steirische Burg gegen "die Türken" verteidigen, letztlich allein, fast schon
überwältigt dann doch noch durch einen geheimen Tunnel flüchtend. Die vorgeblich
bösen "Anderen" freilich, das erfuhr ich aus Karahasans Schriften über das
bosnische Kulturmodell, konnten auch wesentlich toleranter und offener sein als seinerzeit
die hiesigen christlichen Herrschaften... Sag mir, welche Denkmäler du hast, und ich sage
dir, wer du bist. Ein Kollektiv, scheint es, paßt auf kein Monument; auf den Denkmälern,
in deren Schatten wir leben, sitzen die Einzelnen, über uns hinwegblickend, ein
versteinerter oder bronzener Kanon der Gschichts- und Geistesmächtigen (die zuweilen, vom
Körper getrennt, nur als Kopf auf dem Sockel stehen), Namen als Signale: die Sieger,
Herrscher, Bezwinger, Gesetz-Geber, die Hohen Priester und Welt-Definierer. |
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Siehe auch Dzevad
Karahasan: |
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