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beitrag #1
Martin Krusche

Ich bin dafür, daß die alte Landeshymne beibehalten wird. Solange bis sich darin ein Paradigmenwechsel ausdrücken darf. Gemeinschaften stützen sich auf Symbole und symbolische Akte. Ich akzeptiere das. Also mag die Hymne bleiben wie sie ist. Und mögen relevanante Opinion Leaders die „versteckten Passagen“ des Dirnböck-Textes abstauben, das ganze Gefüge mit angemessenen Kommentaren zur Betrachtung unseres historischen Hintergrundes sichtbar machen.

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[Martin Krusche (links) mit Christine Werner und Sergey Yugov]

Falls man sich zu einem neu gestalteten Symbol aufraffen möchte, möge man eine bescheidene Lehre aus der Geschichte ziehen, möge man all das kleinbürgerliche Bildungspersonal vom Set verscheuchen. Denn von solchem Personal ist schon einmal viel Unsägliches gedichtet worden. Wer sowas heute tut, möge das als private Leidenschaft pflegen und damit aus der Öffentlichkeit zurückgewiesen werden.

Ich wünschte, es würde aktuell verhandelt und geklärt, aus welchen Quellen die Symbole einer Gemeinschaft heute geschöpft werden können, damit etwas nachweislich Anderes dabei herauskommt, als heimattümelndes, verklärtes, weltfremdes Geraune à la 19. Jahrhundert. Vielleicht sollte man zum Auftakt bei Leuten jener Volksmusik nachfragen, die allgemein als authentisch gewürdigt wird; vor allem, weil sie eben nicht herrschaftlichem Kulturverständnis oder kleinbürgerlicher Selbstüberhöhung gefällige Projektionsflächen bietet. Sondern mit kraftvoller und ungezügelter Sprache, mit wuchtiger Poesie, gestützt auf bewegende Musiken, von der Vielfalt des Leben und dieses Landes erzählt.

Vielleicht sollte man diesen Leuten, den Volksmusikanten, einfach mal aufmerksam zuhören. Um dann erörtern zu können, worum es denn in einer neuen Landeshymne überhaupt gehen könne.

Geschwätzigkeit solcher Art, die nicht einmal in zeitrangigen Werbeagenturen durchginge, wird man in unserer traditionellen Volksmusik kaum finden:

„Dieses schöne Land ist die Steiermark, / ist ein kleines Land voll Witz und Charme / dieses schöne Land ist die Steiermark, / ist für viele Menschen Heimatland."

Mit solchen Stoffe bleint einem ja allerweil noch der „Grand Prix der Volksmusik“. Oder alles, was sich hinter Karl Moik auftut. Dorthin möcht ich diese Dichtung mit dem Gruße „Gut Holz!“ verabschieden.

[...]

Textauszug aus:
Hymnen singen, Dichtung dichten
(Steirische Auffälligkeiten)

Martin Krusche (Home)


15•04


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