Log #26 [Grünegasse]
Die "Commercial-Haupt- und Poststraße" von Wien
nach Triest prägte vor allem den Lendplatz. "Schwere Fuhrleute" lenkten
wuchtige Fahrzeuge, die mit sechs, acht und mehr Pferden bespannt waren. Neben k. k. Post-
oder Eilwagen, "Stellwagen" mit Reisenden oder "Brancard-Wägen" unter
militärischer Bedeckung.
Von Wien nach Graz, über den Semmering, brauchte ein
Wanderer 96 Stunden. Eine Postkutsche rund 29 Stunden. Mit der Eisenbahn verkürzte sich
die Reisezeit auf etwa neun Stunden und 15 Minuten.
Cut!
[Große Ansicht]
6. Oktober, ein Teil der Konferenzrunde: Philosoph Georg
Flachbart, Theatermacher Michael Wrentschur, Architekt Ivan Redi, Kulturmanager Eberhard
Schrempf, Kulturstadtrat Christian Buchmann und Stadtmuseums-Boß Otto Hochreiter. [Das Album-Blatt]
Im Themen-Papier zu dieser Konferenz hieß es unter
anderem:
"+ die neuen städtischen agoras ("vibrant
agonistic public spheres"), die das engagement der stadtbewohner stimulieren: das
linke mur-ufer lebt intensiv, die geistige potenz der stadt explodiert. ergebnis:
high-spirited networked city."
Es ist also noch kein Konsens gefunden, ob die Seite
westlich der Mur nun das linke oder rechte Murufer sei. ("Unsere Projektzone liegt am
linken Murufer. Und sie liegt am rechten." Siehe Log #8!) In der Geschichtsschreibung ist allerdings das westliche das
rechte Murufer. Da wird offenbar nach der Fließrichtung des Flusses benannt.
Cut!
Einer der Punkte auf der Checkliste für die Konferenz
lautete:
"+ kurzlebigkeit als roter faden der
gesellschaft. konkrete meinungsäusserung findet selten statt."
Aber! Auf der Ebene oraler Kultur war die
Meinungsäußerung vermutlich nie all zu eingeengt. Weshalb ich ja als einen meiner
Ausgangspunkte das GERÜCHT verstanden hab. "Konkrete Meinungsäußerung"
jenseits der Gerüchte ist dagegen an Fragen der Definitionsmacht, der Medienkompetenz und
der Medienzugänge gebunden.
[Doytchinov und Mastrototaro]
Die Prozesse der Meinungsbildung, des Formulierens von
Argumenten und deren medial gestützte Äußerung, das Führen von Diskursen und das
Rezipieren verfügbarer Quellen ist natürlich ein Eliten-Geschäft.
Das ändert sich nicht, indem man der Bevölkerung High
Tech-Interfaces in den Alltag lötet. Bliebe zu klären, welche Bildungsagenda von wem
übernommen werden können, und zwar mit welchen Ressourcen ausgestattet ... um die
klassische Aufgabe der Agora, den öffentlichen Meinungsaustausch, mit angemessenen
Strukturen zu versehen.
Demnach, welche technologischen Fortschritte, ergänzt um
welche Vermittlungsschritte, sind für einen derartigen Gewinn an demokratischen
Verhältnissen nötig? (Und, ganz nebenbei, wer genau will das?)
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