Log #8

Im Mittelalter bezeichnete der Begriff "Gang" Gerinne und Kanäle aller Arten. Graz hatte ursprünglich zu beiden Seiten der Mur einen Mühlgang. Diese Gewässer waren vor allem eine wichtige und stabile Energiequelle, während die Mur rund ums Jahr überaus wechselnde Wasserstände hatte.

Die Mur hat übrigens erst mit ihrer Regulierung (gegen Hochwasser) begonnen, sich so tief einzugraben. Sie war früher viel höher gelegen.

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Der Mühlgang durch unsere Projektzone ist seit ca. 1300 nachweisbar. Und reicht, was ich nicht wußte, weit über Graz hinaus. Nämlich rund 30 Kilometer, bis Werndorf bei Wildon, wo er wieder in die Mur mündet.

Cut!

Unsere Projektzone liegt am linken Murufer. Und sie liegt am rechten. Es zeigt sich, das wird je nach Bezugssystem anders zugeschrieben. Drüben, also im Graz westlich der Mur, gilt es als linkes Murufer, so höre ich im Alltagsdiskurs. In geschichtlichen Werken über Graz lese ich hauptsächlich, diese sei die rechte Seite.

Ursprünglich hab ich die Community gefragt:
„uebrigens! linkes murufer. ich dachte mir dazu: warum geht das nicht nach der fliess-richtung des flusses? demnach waere es das rechte.“

Fotograf Michael Gröller:
Ist es ueblicherweise auch! Also "Friendly Alien" sitzt am rechten Murufer und das Forum Stadtpark ist am linken Murufer. Weshalb die Sigmund Freud Klinik trotzdem "Puntigam links" heißt, findet sich in Wolf Haas' Buch "Das ewige Leben" ;-)
best wishes,
michael

Architekt Ivan Redi:
es ist so weil die pläne immer genordet sind. demnach ist der süden immer unten - die südländer auch. ...

Graphic Novellist Jörg Vogeltanz:
ich glaub, dann hats wohl vielleicht damit zu tun, dass von wien aus (der
"kaiserstadt") das westliche ufer eben rechts ist...

Kunsthistorikerin Dagmar Eberhard:
Hab einen senior-studienkollegen, einen "alt-eingesessenen" geidorf-grazer. Er erzählte mir, dass er als kind niemals auf die rechte murufer seite gehen durfte, da dort "die bösen" seien. Wohnungsmieten waren/sind rechts-seitig der mur (bis KH) ja auch niedriger, also schlechter für investankäufe.(sagt man in geidorf...) ...

Was also das linke und das rechte Murufer sei, bleibt vom Kontext abhängig. Apropos Gröller. Der bietet auf seiner Website eine kleine "History of Graz".

Cut!

Daß es in unserer Zone einen Floßlendplatz gibt, verweist auf die Flößerei auf der Mur und daß Flöße hier "angelandet" wurden. Die Mannschaft eines Floßes bestand aus sechs bis zehn Knechten, die dem Fahrer und dem Nachzieher zur Hand gingen. Der eine für das vordere, der andere für das hintere Steuerruder zuständig. Dazu kam noch ein Ausrichter, der für die Ladung verantwortlich gewesen ist.


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