Log #10

Wie vorhin erwähnt, Gaststätten, Schenken und Vergnügungsstätten gehören seit jeher zur Murvorstadt. Bevor die Eisenbahn sich durchsetzte, waren die Mur als Wasserweg für Massengüter und eine Handeslstraße von Wien nach Triest jene belebten Routen, zu denen der Lend einen Umschlagplatz abgab.

Die zahlreichen Betriebe, Quartiere und Wege verlangten, daß Menschen versorgt und unterhalten werden mußten. Mit der Eisenbahn verloren Wasserweg und Handelsstraße ihre ursprüngliche Bedeutung. Radikale Veränderungen sind also gar nichts Neues auf diesem Areal.

log10b.jpg (16954 Byte) [Annenstraße]

Wie erzählt man denn all das? Wie gehen diese Geschichten in einander? Wo knüpft das Aktuelle an? Die Wiener Autorin Christine Werner (hier bei einer unserer "Netzkunzt-Aktionen") schrieb mir etwas in dieser Sache sehr Anregendes:

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"eigentlich wollt ich dich ja ursprünglich in eine ganz andere debatte verwickeln. alles fing mit der überlegung in bezug auf 'novellen' an. früher hieß es ja, daß eine novelle nur sein könne, wenn sich durch eine bestimmte aktion von außen (durch eine begebenheit etc.) eine figur auf eine ganz andere laufbahn bewegt, also der protagonist in eine geschichte verwickelt wird, die er konsequent ausleben muß - was ohne die konfrontation mit einer bestimmten begebenheit nie gewesen wäre. (als jäger sind wir eigentlich zu einer aneinanderkettung von novellenleben verdammt - wir saugen ja alles auf)."

Cut!

Daß Methoden der Literatur mit Fragen der Architektur korrespondieren, mag hier schon aufgefallen sein. Wir wollen das noch weiter ausloten. Ich habe nun aus Verpackungsmaterial ein "Counter-E" zum Gebäude-E des "SPLITTERWERKS" gefertigt.

log10a.jpg (4378 Byte) Um so einige Erwiderungen auf deren Arbeitsansätze, zum Beispiel Häuser in der Form alphanumerischen Codes hochzuziehen, aus dem Raum "binär codierter Fakten" hinaus ins Grüne zu schaffen. Folgender Hinweis ist ja kaum mißzuverstehen:

"achtung: was ihr wissen sollt, wenn ihr ein muster von uns verwendet, heisst das noch lange nicht dass ihr mit uns ping pong spielt. damit bezieht ihr SPLITTERWERK nicht in euren entwurf ein, ihr verwendet nur materialien aus dem open-sorce-bereich."

Was diese Crew an Mustern generiert, wo diese eingespielt werden, was dem an Formen, nein, an Körpern folgt, ist für mich oft ein Weilchen verwirrend. Und im Weiterarbeiten dämmert mir gelegentlich etwas. Plötzlich. Naja, oder auch nicht.

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Ich weiß heute allerdings, genau dieses "Naja, oder auch nicht." ist eine äußerst wertvolle Option. Die vor allem darin Qualitäten entfaltet, daß sie einem hilft, den Kopf frei zu bekommen. Zum Beispiel für das, was sich unter primärem rationalem Zugriff nicht zeigt.

Apropos! Ich habe mit Sicherheit keine Pose bei Zusammenkünften der Crew so oft gesehen, wie diese, hier in der Performance von Emil Gruber und Lio Oswald.

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Woraus man schließen darf, das Ringen um vor allem jene Ergebnisse, die sich nicht primär rational erschließen, ist eine in dieser Crew sehr verbreitete Sache. Wie schrieb Lola Peschl bei ähnlicher Gelegenheit?

"grüsse in den abend"


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