the track / axiom / page #28

2014 bis 2019 [english version]

Als das zweite Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts endete, hatten mehrere mächtige Dynastien Europas umfassende Niederlagen erlitten. Die Romanows mußten einer Revolution weichen. Die Osmanen mußten sich vom Balkan zurückziehen. Habsburger und Hohenzollern hatten sich selbst um ihre Imperien gebracht.

Der „Erste Weltkrieg" hieß damals noch nicht so. Er wurde „Der große Krieg" genannt, war in seinem Ausmaß, seinem völlig neuen technischen Level und seinen brutalen Konsequenzen für den ganzen Kontinent traumatisierend.

In Österreich steht ein knapper Satz ebenso bezeichnend wie irreführend für den Auftakt dieser Katastrophe: „Die Schüsse von Sarajevo".

Das Attentat des Gavro Princip auf den österreichischen Thronfolger und seine Ehefrau war der Vorwand, welchen Franz Conrad von Hötzendorf, Chef des Generalstabs, schon geraume Zeit erhofft hatte, um einen Präventivkrieg gegen Serbien beginnen zu können.

Die Habsburger hatten nach dem Berliner Kongress eine deutliche Ambition, den Balkan zu einer Kolonie Österreichs zu machen.

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Das Österreich, dessen Österreicher ich bin, ist ab den Ereignissen nahe der Lateiner-Brücke (latinska cuprija) in Sarajevo ein in sich mehrfach gebrochenes Legendengebilde. Dazu gibt es Klärungsbedarf.

Ich möchte davon ausgehen, daß es diesem Europa ernst damit ist, sich nach Verdun, Auschwitz und Srebrenica ideologisch und organisatorisch neu zu ordnen.

Ich möchte davon ausgehen, daß es diesem Europa ernst damit ist, mit seinen rassistischen Traditionen zu brechen, Verteilungsgerechtigkeit anzustreben und die Würdigung der Menschenrechte in jedem Fall zu verteidigen.

Wenn dem so ist, dann werden wir an uns überprüfen müssen, wie genau wir uns gegenüber den dominanten Bildern und Entwürfen der Zeit um 1914 emanzipiert haben.

Um das tun zu können, sollte uns die unmittelbare Vorgeschichte wenigstens skizzenhaft vertraut sein. Wir würden sicher auch davon profitieren, uns mit jenen zu verständigen, deren Großeltern im anderen Lager standen.

Eben das ereignet sich gerade in diesem Teilbereich von „the track: axiom" in der Betonung des Zeitfensters „2014 bis 2019".

Dieser Abschnitt hat eine mehrjährige Vorgeschichte in unseren Projekten. Nun haben wir begonnen, im Jahr 2013 die entsprechenden Vorbereitungen zu treffen... Siehe dazu auch: Die Tage der Vojvodina [link]

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