Blatt #138 | KW 44/2020

A Day at the Races

Samstag. Vor genau einer Woche hab ich mir zu der Zeit, 6:00 Uhr morgens, die Augen gerieben, um mit zu wenig Schlaf in den Tag zu gehen. Rennleiter Manuel Wutti war schon ab Freitag im PS Racing Center Greinbach zugange, das in einem Industriepark hinter Hartberg liegt.

Der Tag auf dem Drag Strip geriet zu unser aller Glück in eine Lücke des schlechten Wetters. Gasbrenner sorgten im Startbereich für einen trockenen Boden. Die Leute kamen aus allen Himmelsrichtungen an. Ich war mit dem Zug von Gleisdorf nach Hartberg gefahren. Das macht eineinhalb Stunden aus.



Marschik und die Aviatoren.

Für diesen ruhigen Auftakt hatte ich mir „Heldenbilder“ von Matthias Marschik eingepackt, um in seiner „Kulturgeschichte der österreichischen Aviatik“ einiges nachzulesen. Das hat mit meiner aktuellen Arbeit am Motiv der „Ikarier“ zu tun.

Ikarus spielt in unserer Mythologie und Kulturgeschichte eine wichtige Rolle; zumal als angeblicher Himmelsstürmer, den wir allerdings – folgt man Ovid – eigentlich nicht finden. Ikarus war ein verspieltes Kind, dagegen Daedalus, sein Vater, der erfinderische Handwerker und erfolgreiche Flieger.

 



Rennleiter Manuel Wutti.

Die Schrauber stehen, genau genommen, in der Gefolgschaft von Prometheus und haben in Hephaistos, dem mythischen Schmied, ihren Patron. Aber beim Fahren werden dann alle zu Ikariern… Absturzgefährdet.

Ich bin mit diesen historischen und kulturellen Aspekten befaßt, weil mir das Talent zum Schrauben fehlt, wie auch die Hingabe und Gelassenheit, welche nötig sind, um gute Ergebnisse zu erzielen.

Ferner braucht man, um wirklich schnell fahren zu können, große Präzision und eine kognitive Ausstattung, die hohen Geschwindigkeiten gewachsen ist. Da muß die Wahrnehmung über sehr kurze Leitungen mit dem Reaktionsvermögen verknüpft sein.



Trockener Aspjhalt, erhöhter Grip.

Das zeigt uns jeder Motor GP, aber noch besser verdeutlichen es selbst den Laien allerhand Videos von der Tourist Trophy, der „TT - Isle of Man“. Dieser „Ride on the Edge“ über die Dörfer gehört für mich zum Furchterregendsten, was der Motorsport bietet.

Warum machen Menschen das? Wer so fragt, wird es nicht verstehen. Es gehört zum Reich der Obsessionen und bedarf keiner rationalen Begründungen. Wir sind so; zumindest einige von uns. Das war mir auch wieder sehr klar vor Augen, als wir jüngst diesen Flugtag hatten.

Igor F. Petković und Dominika Kalcher hatten „KUNST:FLUG:111“ (Als die Renner fliegen lernten!) realisiert. Das hängt mit meiner Familiengeschichte zusammen, da meine Großmutter Marianne eine Renner war.



Dragster sind zum Geradeausfahren gemacht.

In diesem Teil der Geschichte ist das Jahr 1909 wie ein Angelpunkt verzeichnet, an dem die Motorisierung Europas einen qualitativen und quantitativen Sprung gemacht hat. Darin spielten die Piloten und die Rennfahrer bei bedeutenden Spektakeln wesentliche Rollen.

Das hatte dann seine nächsten weltweiten Höhepunkte einer Inszenierung der Ikarier, als sich in den Jahren 1933/34 die Stromlinie durchsetzte, was die Welt der Flugzeuge, Rennwagen und Lokomotiven eigentümlich verknüpfte.



-- [Wir Ikarier] --

Fußnote
A Day at the Races“ (1937) war ein Film der Marx Brothers und schließlich 1976 ein Album der Gruppe „Queen“. Die Formation hatte übrigens im davor erschienenen Album „A Night at the Opera das Thema schon angerissen: „The machine of a dream, such a clean machine / With the pistons a pumpin', and the hubcaps all gleam / When I'm holding your wheel / All I hear is your gear…“ So geht es in I’m in Love with my Car dahin.


+) Das MBr2020 (Drag Strip)
+) KUNST:FLUG:111 (Als die Renner fliegen lernten!)

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