Blatt #131 | KW 42/2020

Das Jahr 1909

Matthias Marschik schrieb in „Heldenbilder“ (Kulturgeschichte der österreichischen Aviatik): „In Österreich beginnt die Zeit der Aviatik im Jahr 1909…“ Das ist nur einer von etlichen Hinweisen, daß dieses Jahr als ein Angelpunkt verstanden werden kann. Die Zweite Industrielle Revolution entfaltete erhebliche Wucht.



Der Estaric

Igor F. Petković hat auf die elegante Zahl 111 gesetzt, sich in seiner aktuellen Arbeit auf das Jahr 1909 bezogen. Ich konnte vielleicht schon ein wenig deutlich machen, daß anno 1909 ein junges Kräftespiel gerade massiv beschleunigt hat. Die Mechanisierung und Motorisierung unserer Welt.

Bei Durchsicht meiner Unterlagen schlug die Neun noch ein paarmal kräftig durch: 1889-1909-1999… Vom Hochrad (High Wheeler) zum Niederrad (Safety) und ab da recht flott zur Motorisierung aller nur denkbaren Fahrzeugarten…



Zitat: Hilde Harrer

Das hatte zwischen den 1880er Jahren und dem Großen Krieg eine massive Dynamik. Es hieb an vielen Stellen auch mit erheblicher Wucht in das private Leben einzelner Menschen. So erfolgte eine Mechanisierung der Welt, die uns heute selbstverständlich erscheint, aber Europa tief erschütterte, dabei von sensationell bis schockierend ein breites Spektrum an Wirklungen entfaltete.

Hilde Harrer hat sehr gründlich zu den steirischen Entwicklungen im Rahmen der Mobilitätsgeschichte gearbeitet; zu jenen Entwicklungen, die vom Fahrrad zum Automobil führten.



Zitat: Matthias Marschik

Ich habe vorhin einen Harrer-Aufsatz zitiert, der 2001 erschien und als PDF frei downloadbar ist: „Johann Puch und seine Förderer“ (Blätter für Heimatkunde, Jahrgang 75). [Quelle PDF] Das Buch von Marschik ist 2002 erschienen.

Am 20. Juni 1909 legte Kaiser Franz Joseph I. in Wien den Grundstein für das Technische Museum für Industrie und Gewerbe. Ein deutliches Signal, daß aktuelles Know gebündelt werden soll. Kurz darauf, 25. Juli, überquerte Louis Blériot mit dem Eindecker Blériot XI als erster Mensch den Ärmelkanal.



Hans Grade in seinem Eindecker „Libelle“

Sein Schauflug auf der Simmeringer Haide soll am 23. Oktober 1909 eine enorme Menschenmenge angelockt haben. Johann Puch orderte in Paris einen Blériot Eindecker. In Deutschland hatte Hans Grade seinen Eindecker „Libelle“ erprobt. Einen Absturz überstand er unverletzt. So reihte sich nun ein markantes Ereignis an das andere.



Aus: „Die Wiener Jahrhundertwende“

Wäre hier noch kurz der Offizier und Feldpilot Eduard Nittner zu erwähnen, mit dem Johann Puch befreundet war. Er kam 1913 bei einem Absturz auf dem Flugfeld Fischamend ums Leben.

Dieses Terrain war 1909 von der k.u.k. Aeronautische Anstalt zum Einfliegen neuer Flugzeuge der k.u.k. Fliegertruppe adaptiert worden Das Zitat zu Nittner stammt aus „Die Wiener Jahrhundertwende“ (Einflüsse, Umwelt, Wirkungen) 1993 herausgegeben von Jürgen Nautz und Richard Vahrenkamp..

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