Blatt #123 | KW 38/2020

Mythos Puch VII

Eben konnte man sich hier durch mehrere Seiten klicken, um etwas über den Puch Vierzylinder Boxer zu erfahren. Die erste der diesbezüglichen Seiten: Link. Das macht anschaulich, wie es momentan läuft. Ein lebhaftes Netzwerk bietet Möglichkeiten, aber vieles holpert. So ist diese Pandemie-Zeit.



Manuel Wutti

Ich kann nicht klagen, hab zwar finanzielle Einbußen, was ich mit tausenden Menschen teile, doch im Kern kann ich meinen Themen und meiner Arbeit nachgehen; solange ich flexibel bleibe. Das ist keine gute Zeit für Leute, die stabile Abläufe brauchen. Also: vernetzte Vorgänge.

In der Wissens- und Kulturarbeit habe ich oft ausposaunt: Vernetzung ist ein Werkzeug, kein Inhalt! Das sollte eigentlich spätestens dann klar werden, wenn unter steigendem Druck der Schrei nach Solidarität immer gequälter wird, während das im Kulturbetrieb meist eine Floskel bleibt.



Der Garagen Liebling

Um es mit Tolstoi zu sagen, dessen ersten Satz aus dem Roman "Anna Karenina" man vorzüglich auf das Kulturvölkchen umlegen kann: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“

Ich hab also zu tun, bin meist vergnügt, manchmal übellaunig, hab ein paar ziemlich gute Leute um mich. Das geht dann so, was man an den Seiten des Flat 4 ablesen kann (einfach durchklicken!):

Da ist das besondere Blatt aus der Mappe von Micha Lanner, die Werkszeichnung. Ich fuhr mit Manuel Wutti zum Sammler und Schrauber Gottfried Lagler, um das genauer durchzusehen und für ein Foto aufzuspannen; dazu bedurfte es zweier Leute am Blatt.



Mit Wissenschafter Hermann Maurer (rechts) jüngst im Lockdown

Tags darauf besuchten mich Susanne und der Garagen Liebling, denn wir haben immer was zu bereden und wir nahmen uns dieses Blatt vor, das auch noch zu vermessen war. (Hab hier auf den Routen zu den beiden nun eine eigene Übersicht erstellt.)

Dazwischen kam nun diese Post von Wissenschafter Hermann Maurer: „Lieber Martin, willst Du der erste Tester für mein Buch ‚Lückenbiographie Hermann Maurer‘ sein? (Vielleicht gibt es auch einen besseren Titel? Idee?). Kannst gerne nein sagen, oder nur kurz hineinschauen und ersten Eindruck berichten.“



Juli 1938: "Der Steyr 55 stellt sich vor!"

Ist das Wasser naß? Ist der Papst katholisch? Klar will ich. Und was entdecke ich da? Folgende Passage: „Für die 70 Kilometer braucht man mit dem Familienauto, einem Steyr 55, über zwei Stunden, der letzte Kilometer durch einen schlammigen Hohlweg, der bei großer Nässe unbefahrbar ist.“ Hab kurz nachgefragt. Mauer: „Ja, das war unser erstes Auto in der Familie...“

Was ich damit sagen will: vom Statischen in’s Prozeßhafte. Heuer ist mit „Mythos Puch“ nicht recht vom Fleck zu kommen. Inzwischen finde ich aber Geschmack an dieser laufenden Fragmentieren. Stückwerk. Da muß man wach bleiben, immer wieder reagieren, wenn man nicht möchte, daß alles versiegt und verstummt.

Wir sind ein überschaubarer Kreis lebhafter Leute, die sich mit Mobilitätsgeschichte und deren Querverbindungen befassen. Wir müssen alle unser Brot verdienen, zugleich halten wir an unseren Themen fest.

Damit kommt der gesamte Themenkomplex in eine merkwürdige Schwebe. Ich finde langsam Geschmack daran. Wo ich mich in der Arbeit um Kontinuität bemühe, kann man im Rückblick gut sehen, wie die Strukturen erodiert sind, dank derer uns Vorhaben gelingen.

Diese Erosion geht über die Corona-Pandemie erheblich zurück. Ich hab Anfang September im Blatt III der Reflexion „Mein Kontinent“ etliche der markanten Ereignisse der Jahre 2010, 2015 und 2020 zusammengefaßt. Dieses Jahrzehnt des Umbruchs hat uns den Staub aus den Klamotten geklopft.

Ich bin selbst überrascht, wie deutlich diese Ereignisse im Raster jener rund zehn Jahre dastehen, was mir eben nur die Rückschau so deutlich werden ließ. Mittendrin konnte ich es nicht sehen. Also arbeiten wir prozeßhaft, bleiben flexibel, stets hoffend, in diesem Prozeß nicht wirtschaftlich abzustürzen.

Um die Oma von Fritz Muliar zu zitieren: „Es kost‘ ja ein Geld.“ Also schauen wir mal, dann sehen wir schon… was aus der Serie „Mythos Puch“ werden will.

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