Blatt #96 | KW 31/2020

Mopedismus V

Woher kommt das Wort?

[Vorlauf] Was als Leichtmotorrad technisch schon Jahrzehnte auf dem Markt war, ist während der 1950er Jahre in vielen Ländern Europas per Gesetz als eigener Kraftfahrzeug-Typ definiert worden. Die Besonderheit: führerscheinfrei.

In dieser Geschichte gab es auch reichlich Fahrräder, die mit Hilfsmotoren aufgerüstet wurden. Die Entwicklung zeigte, daß an allen nur denkbaren Stellen eines Rahmens Motörchen angebracht werden konnten. Dazu wurde es auch nötig, stärkere Rahmen zu bauen. Das erwies sich aber nicht als zukunftsträchtig.



Ein Moped-Vorbote: Leichtmotorrad Puch Styriette

Das ist erstens bis heute nicht ganz aus der Mode gekommen und zweitens mit den elektrischen Pedelec neu etabliert worden. Zwischen den Kategorien Leichtmotorrad und Pedelec hatten wir das Moped, das Mofa und das Mokick, auch allerhand Roller/Scooter.

Der Begriff Mokick ist wieder untergegangen. Er markierte jene Zeit, als die gesetzliche Vorschrift einer Tretkurbel am Moped entfiel und daher Kickstarter angebracht wurden. In Österreichs Gesetzen findet man den Begriff Moped allerdings nicht. Hier heißt es Motorfahrrad.



Verstärkte Fahrradkonstruktion mit Hilfsmotor: HMW

Wer sein Mopperl aufbrezelt, das Ganze auch amtlich macht, hat ein Leichtmotorrad oder Kleinmotorrad, für das ein Führerschein nötig ist. Zur Anschauung hier ein Zitat aus einem Dokument des Unabhängigen Verwaltungssenats Steiermark im Rahmen eines Berufungsverfahrens (Schlagworte: Zulassung Motorfahrrad Kleinmotorrad Leichtmotorrad Tatbestandsmerkmal):



Die Stangl-Puch als jugoslawische Lizenz-Version: Tomos APN 4

„Mit dem bekämpften Straferkenntnis wurde dem Berufungswerber zur Last gelegt, er habe am 30.06.2003, um 13.40 Uhr, in der Gemeinde Feldkirchen bei Graz, auf der B 67/Ortsgebiet, StrKm 62.8, 1.) das Kraftrad mit dem Kennzeichen gelenkt, obwohl mit dem als Motorfahrrad zugelassenen Fahrzeug eine Geschwindigkeit von 81 km/h erreicht werden habe können. Die Geschwindigkeit sei mit einem Rolltester festgestellt worden. Das Fahrzeug gelte daher nicht mehr als Motorfahrrad, sondern als Leichtmotorrad und sei es daher nicht richtig zum Verkehr zugelassen; 2.) sei der Berufungswerber nicht im Besitze einer von der Behörde erteilten Lenkberechtigung für Leichtmotorräder gewesen.“ [Quelle]



Hoch geschätztes Frisierobjekt: Puch MC 50

Aber woher kam der Begriff Moped? Meine Recherchen besagen: von Schweden. Da sei das Wort in einer Zeitschrift nachweisbar. Dann hatte die Industrie in Deutschland einen Wettbewerb veranstaltet, um die Bezeichnung des neuen Fahrzeug-Typs zu klären. Dabei setzte sich das Wort Moped durch. So muß es dann wohl auch nach Österreich gekommen sein.

Also hab ich mich mit einigen Brocken Schwedisch vertraut gemacht, um darüber etwas herauszufinden. Hier eine der Quellen, die das illustriert: „Varför heter det moped?“ („Warum heißt es ein Moped?“) „Har hört lite olika förklaringar.“ („Habe ein paar verschiedene Erklärungen gehört.“)



Auch das Puch Maxi gab es mit Kickstarter

Hier zwei der möglichen Erklärungen. Eine, daß ein Journalist namens Harald Nielsen in der Zeitschrift „Motor“ die Teile „Mo-„ vom Motor und „-ped“ von den Pedalen kombiniert habe. „Den andra versionen kommer från tidningen Teknik för Alla (TfA) i juni 1952…“ Die zweite Version stammt aus der Zeitschrift „Teknik för Alla (TfA)“ im Juni 1952, also einen Monat vor Inkrafttreten des Mopedgesetzes. Demnach sei MOtor und velociPED verknüpft worden, meint daher ein „Motorvelociped“. [Quelle]



Unikat mit zwei mal 1,7 PS, da kann heute ein Murl allein schon mehr

Solche Wortschöpfungen haben Tradition; wie etwa das Fagrrad einst auch Fußkutsche genannt wurde, während Vélocipède mit „Schnellfuß“ zu übersetzen wäre. (Lateinisch: velox = schnell und pes = Fuß.)

Dänisch heißt das Moped Knallert, in Holland Bromfiets, in Italien Ciclomotore, in Frankreich Vélomoteur, die Maori sagen Opare. Es macht übrigens Spaß, „Tretrad mit Motor und Pedalen“, also etwa „trampcykel med motor och pedaler“, verschiedentlich durch ein Übersetzungsprogramm zu schicken. In Te Reo, der Sprache der Maori, hieße das zum Beispiel: „Peera pahikara me te motopaika me nga papa". [Fortsetzung]

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