Blatt #59 | KW 9/2020

Puch 500 aus den 1920ern I

Im Jahr 1939 hat Hanns Doppler die Puchwerke durchaus einbezogen, als er die Redaktion der Jubiläumsschrift „75 Jahre Steyr-Werke. Steyr-Daimler-Puch-Aktiengesellschaft.“ besorgte. Aber der Kleine Fünfhunderter aus der Zwischenkriegszeit kommt da nicht vor.

Zwei mal bei Fritz Ehn im Buch: die Halle

Im Jahr 1964 stelle Hans Seper die Jubiläumsschrift „100 Jahre Steyr-Daimler-Puch A.G. (1864-1964)“ zusammen. Da fehlt dieses Auto ebenfalls. Fritz Ehn nahm es da genauer. Er schrieb den Puch-Beitrag für die Jubiläumsschrift von Magna Steyr: „100 Jahre Steyr-Daimler-Puch Graz“, 1999 von Rudolf Skarics herausgegeben.

Auf Seite 82 steht der Zwischentitel „Erlkönig oder Ansatz zur Volksmotorisierung?“ mit dem Hinweis auf zwölf gebaute Einheiten des Puch 500 aus den 1920er Jahren. Luftgekühlter Zweizylinder vom Motorrad Puch 500 Z mit damals durchaus beachtlichen 16 PS. Der Beitrag blieb ohne Abbildung des Fünfhunderters.

Die Halle nach einem Foto aus der Sammlung von Hans Sattler

Dafür kommt er in Ehns „Das Puch Automobilbuch“ von 2019. Auf jeden Fall die Nase des Fahrzeuges in einer Halle voller Motorräder. Davor hatte er es auch schon in „Puch-Automobile“ (1900 - 1990) von 1991gezeigt.

Dieses Foto habe ich von Sammler Thomas K Billicsich erhalten und einen Ausschnitt daraus in meinem Booklet Mythos Puch (60 Jahre Steyr-Puch 500) an den Anfang gestellt.

Ich hatte außerdem die Diplomarbeit 1985er Diplomarbeit „Die Steyr-Daimler-Puch AG – Standorte Graz 1918 – 1950“ von Hans Jörg Borstnar in die Hände bekommen. Darin findet man die grobe Kopie einer Fotografie dieses Autos.

Vorlage dafür war offenbar jenes Foto und Fahrzeug, das man schließlich in Ehns 2019er Puch-Buch findet. Man sieht deutlich, daß ihm kein guter Abzug zur Verfügung stand und erkennt mit freiem Auge sehr gut den etwas groben Punktraster. Das läßt mich annehmen, diese Abbildung im Buch kommt nicht von einer Originalfotografie, sondern stammt aus einem anderen Druckwerk, für welches das Foto einst gerastert wurde.

Ausschnitt aus dem Hallefoto: der Puch 500

Vergleicht man nun das Hallen-Foto mit jener Ansicht des Puch 500 von vorne, darf man annehmen, es sei das gleiche Fahrzeug. Selbst mögliche Unterschiede blieben dabei unerheblich, weil damals Kleinserien gebaut wurden, in denen von Einheit zu Einheit so manche Differenz entstand, weil zum Beispiel praktische Erfahrungen gleich umgesetzt wurden.

Geschichtsschreibung bedeutet: Interpretation von Quellen. Ich hatte die gleichen Quellen an der Hand wie Fritz Ehn. Meine diesbezügliche Skizze handelte 2012 von einer eher groben Einordnung des Puch 500: „Was man hier sieht, läßt konzeptionell etwa an einen Citroën C4 von 1922 denken, dessen Tauglichkeit Opel zu einer ‚Raubkopie‘ veranlaßte, den Opel 4 PS „Laubfrosch". Der Dixi 3/15 von 1927 ist dieser Art, der 1928er Morris Minor ebenso. Auch vergessene Marken wie Rosengart bauten in dieser Dimension.“ [Quelle]

Der Puch 500 in Borstnars Diplomarbeit

Inzwischen kam die Achtsamkeit von Hans Sattler zum Tragen. Er hatte einen Packen Fotografien quasi aus dem Mistkübel gezogen und so vor dem Verschwinden bewahrt. Darunter auch eine sehr schöne Heckansicht des Puch 500 in seiner Zweisitzervariante. Im Film nennt man sowas Schuß/Gegenschuß.



Der Fünfhunderter im zweiten Ehn-Buch über die Puch-Autos,
offenbar aus der gleichen Quelle mit den erkennbaren Spuren des Punktrasters

Sie dazu den Eintrag # 45! Nun mein Glücksfall: jetzt ist nicht bloß der kleine Zweisitzer (mit der gleichen Nummerntafel) deutlicher darstellbar. Es gibt auch zum Hallenfoto ein Gegenstück von der anderen Seite her: Gegenschuß. So erfahren wir, daß jener Fünfhunderter nicht der kleine Phaeton ist, sondern ein Pickup. Siehe dazu die [Fortsetzung]

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-- [start] [steyr-puch 500 bis 700] --