Blatt #47 | KW
1/2020
1957: das Pucherl kommt
Da ich nun Haflinger
und G-Wagen in ihren frühen Versionen hier schon
aufgestellt hab, wird es höchste Zeit, den ersten Grazer
Nachkriegs-PKW einzuparken. Die historische STDPAG
hatte erst einmal auf Nutzfahrzeuge gesetzt, weil die Wirtschaft
das am Dringendsten brauchte. Lastwagen und Traktoren.
Das erste Baumuster von 1957:
Kanaldeckel
Micha Lanner notierte: „Trotz allem nahm das Hauptwerk Steyr
bereits 1945 neben den Aufräumungsarbeiten und der Herstellung
von Kochtöpfen und Feuerzeugen auch wieder die Fahrzeugfertigung
auf. Aus Restbeständen wurden Steyr 2000 A -Lkws gebaut, die
ersten Steyr-Nachkriegs-Lkws.“
Was PKW anging,
wurden italienische Fiat assembliert, darunter nur in einer
Hochpreis-Nische auch ein Steyr-Motoren verbaut. Lanner hat
diese Situation dokumentiert: [Link]
Für eine eigene PKW-Entwicklung haben sicher nicht die
Kompetenzen gefehlt, aber Rohstoffe, Devisen und Marktzugänge
waren einfach zu knapp. .
Der erste Prototyp: U1 von 1954
Es reicht ja nicht, ein taugliches
Fahrzeug zu kreieren. Der ganze Vertrieb, die Werbung, ein
Händlernetz, Service-Einrichtungen, eine verläßliche
Ersatzteilversorgung, das verlangt enorme Mittel.
Der
Steyr-Puch 500 Mod. Fiat wurde dann ein Kleinstwagen in
Grazer Produktion. (Die Unterscheidung Kleinstwagen
gegenüber Kleinwagen erfolgte vom Werk aus.) Nach drei
Prototypen, von denen keiner erhalten blieb, wurden aus
Kostengründen Bleche des Fiat Nuova 500 genutzt, um ein
paar Komponenten adaptiert bzw. ergänzt.
Werkseigene Druckvorlage für Werbemaßnahmen
Die Arbeit daran hatte noch in Steyr begonnen. Der letzte
Prototyp (U3) wurde schon in Graz gezeichnet, wohin dann auch
die PKW-Produktion wanderte, während man in Steyr bei den
Lastwagen blieb.
Einige Bilder zu diesen Themen finden
Sie in meinem Jubiläums-Bändchen „Mythos
Puch60“ (Jahre Steyr-Puch 500), das online durchgesehen
werden kann. Was aber Details jener Ära angeht, findet man sie
sehr ausführlich in Presseninformationen aus den ersten Jahren
dieses Puch-Schammerls. Die gibt es ebenfalls im Austria-Forum:
„Steyr-Daimler-Puch
Aktiengesellschaft Werke Graz“ (Presseinformationen aus
den Jahren 1961 und 1962).
Später beispielsweise: Vogel, private Sonderlackierung, tiefe
Felgen aus dem Zubehörhandel
Das war nicht der erste Puch 500. Im erwähnten Booklet
finden Sie gleich auf
Seite 2 eine 1931er Fotografie, die laut Fritz Ehn jenes
1929er Pucherl zeigt. Ich hab inzwischen eine
Fotografie gefunden, die Sie hier auf
Blatt #45 finden; so
sah dieser Fünfhunderter aus.
Aus eigener Erfahrung: das Pucherl als billige Motorsport-Basis
Wäre noch zu erwähnen, daß die
ersten Pucherln, wie sie ab 1957 vom Band rollten, an der
Nase keinen Vogel hatten, sondern einen
Kanaldeckel, so die umgangssprachlichen Zuschreibungen.
Ich kenne auf Anhieb kein vergleichbares Firmenlogo, aber
dieses Oval war den Zuständigen offenbar zu wenig dynamisch.
Es wurde nach kurzer Zeit durch das geflügelte Logo ersetzt.
(Auf dem nächsten
Blatt einige Miniaturen.)
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