Blatt #22 | KW 38/2019
Blitzen-Benz, 1909 (1:40, Cursor Modelle
Es ist mir eines der liebsten Modelle in meiner Sammlung. Pure Funktion. Große Ketten zum Antrieb der Hinterräder. Es hat garantiert viel Mumm gebraucht, diesen Brocken auszufahren. Phaeton, der Sohn des Sonnengottes, hätte sofort gesagt:
„Mein Ding!“ Und er wäre darin umgekommen.
Dieser karg ausgeführte Monoposto wurde erstmals 1909 gebaut. Kein Rennwagen, sondern ein Rekordbrecher. Er bündelt in sich alles, was den Automobilismus des 20. Jahrhunderts symbolisch prägen wird.
Das Monster hat eine formvollendete Torpedo-Karosserie. Überbordende Kraft. Überragende Technik für ein davor nie dagewesenes Tempo. Donnergrollen. Bis zur
Digitalen Revolution wird all das im Paket der Inbegriff von Maschine bleiben.
Bis in die Gegenwart findet man auf unseren Straßen Stutzer in Kerl-Posen, die ihren kompakten Kleinwagen und neuerdings auch ihren Kombis fetten Klang verpassen, um solche Eigenschaften zu simulieren.
Liebhaber wissen freilich, daß derlei technischen Preziosen von Durchschnittsfahrern nicht bewältigt werden können, schon gar nicht von Posierern, die ihre eigenen Autos bloß deshalb überleben, weil Fahrassistenzsysteme per Computer vielfach regeln, was versemmelt wird.
Das Hauptereignis des Blitzen-Benz ist der etwa 400 Kilo schwere Motor mit 21,5 Liter Hubraum. Dieser wuchtige Reihenvierzylinder brachte damals die nötige Kraft, um die 200 Km/h-Marke platt zu machen. Das war beispiellos. Rund 200 PS für den Eineinhalbtonner, der nicht umsonst aussieht wie ein Projektil. (Auf
Yotube findet man Videos, die den beeindruckenden, etwas langwierigen Startvorgang zeigen: „Starting the 1909 Blitzen-Benz“.)
Meine Miniatur stammt von der wenig bekannten Firma Cursor Modelle aus Nürnberg. Dort hatte man sich auf Stücke für Museums-Shops spezialisiert, später auch auf Werbemodelle. Ich vermute, dieser Benz stammt aus einem solchem Zusammenhang. Im Web wird das gut detaillierte Kunststoff-Modell mit den Metallfelgen als 1:43er promotet.
Ich glaub das nicht recht, denn wenn man das Cockpit mit anderen Fahrzeugen in diesem Maßstab vergleicht, erscheint es etwas zu groß. Also hab ich die 4,82 Meter Fahrzeuglänge des Originals durch 43 und durch 40 dividiert, dann die Miniatur abgemessen. (Die 120 Millimeter sprechen für den Maßstab 1:40.)
Ich halte diesen Blitzen-Benz für emblematisch und für eines der bedeutendsten Automobile des 20. Jahrhunderts, sowohl technisch wie auch dem Aussehen nach.
Zum Thema Torpedo-Karosserie und Design siehe das
Blatt #7
von „Straße des 20. Jahrhunderts VII“ (Eine kleine Formengeschichte). |