next space / note #15
Der Architekt Joachim Karner ist für den Umbau des
Kulturkellers in Gleisdorf zuständig sowie für die eben abgeschlossene Renovierung des
alten Rathauses. Er ist ein deklarierter Exponent dessen, was im vorigen Eintrag als "Baudienstleistung" zur Sprache kam. Er
drückt es pointiert so aus:
>>Architekt heißt "Baumeister". [...] Es
wäre schön, wie ein Künstler Egoist zu sein. Ich kann aber allein kein Haus hinstellen.
[...] Da gibt nicht nur der Architekt seine Fachmeinung ab, sondern alle Bereiche. Ich hab
ja auch meine Grenzen. Ich allein kann das zeichnen. Aber bauen kann ich es nur gemeinsam
mit anderen Leuten.<<
Es wird demnach recht interessant sein, die so
unterschiedlichen Positionen einmal zu markieren und näher zu betrachten. Das wird nun,
wie schon erwähnt, im Rahmen der österreichweiten Architekturtage während einer Session in Gleisdorf exemplarisch möglich sein.
Eine weitere Session bereite ich gerade gemeinsam mit dem
Architekten Winfried Lechner vor. Der Arbeitstitel: "Das Haus, die Stadt, die
Welt". Zum Hintergrund:
In unserer Ideengeschichte gibt es die Vorstellung, daß
über Logos verfüge, wer am öffentlichen, am politischen Leben teilnehme, weil die
dafür nötigen Grundlagen erworben seien.
Der Begriff Logos ist vieldeutig. "Der
Logos" meint das Wort als Ausdruck der Vernunft, bezieht sich auf die Frage, wie sich
Weisheit und Wahrheit zu einander verhalten, dient sich als Grundlage politischer und
kultureller Partizipation an etc.
Dem Besitzer des Logos (als nach
draußen orientierten, als politisch bewußten Menschen) mit klarem Interesse an der
Welt standen die Idiotes gegenüber, von der Welt abgewandt, nur an den
eigenen Angelegenheiten interessiert, also: "unpolitisch".
Befasse ich mich mit der Welt, bin ich auf
Komplexitätsreduktion angewiesen. Nicht als Eigenschaft eines Status, sondern als etwas
Prozeßhaftes, wodurch meine Kognition sozusagen in Schuß bleibt, statt mit einem
Datenüberfluß lahmgelegt zu werden.
Bei meinem Gespräch mit Lechner wurden diese
Zusammenhänge in ihrer Anwendung auf Lebenspraxis sichtbar. Was das konkret bedeutet?
Davon wird dieser Abend handeln. Dazu liegen etwa solche Fragen an:
+) Die Grundlagen der Verständigung.
+) Wem gleichen wir?
+) Wen brauchen wir, um uns zu unterscheiden?
+) Wer sind "wir" und wer sind "die Anderen"?
+) Was bleibt vom "Wir", wenn wir die "dir Anderen" wegweisen?
+) Was sind Fragen der Macht?
+) Was ist die Macht der Verständigung?
Übrigens:
In einer Folgeveranstaltung wird Sozialhistoriker Robert Hausmann die einschlägigen
Hintergründe des Themas ausleuchten.
Cut!
Der Publizist David Staretz war im Vorjahr mit einem
künstlerischen Beitrag im Fokus des Auftaktes unseres Beitrags zum Festival
"steirischer herbst": [link] Staretz hat in der publizistischen Arbeit einen Schwerpunkt beim
Thema "Automobil". Dem ist eine Kolumne im Magazin "profil" gewidmet.
Die trug in der Ausgabe #13 des Magazins den Titel
"Schöner denken, schöner lenken (Gegen die allgegenwärtige Scheußlichkeit, die
uns einhüllt ...)" Darin zitiert Staretz Bill Bryson:
Deshalb muß ich nun Staretz zitieren, denn einerseits
bietet der zitierte Bryson sehr anregende Gedanken, andrerseits gibt Staretz hier
interessante Anstöße:
>>Man veranstaltet Architekturwettbewerbe,
Designwettbewerbe, die zielen wiederum weit am Bedarf vorbei, gefallen sich in der
Esoterik der Stilentfremdung. Aber die richtig schönen Dinge scheinen von selbst
gewachsen zu sein, namenlos.<<
Hier sind also in zwei Einträgen allerhand Aspekt
angerissen, die sich für eingehendere Debatten empfehlen; was in Gleisdorf nun
schrittweise geschehen soll.
Staretz schrieb an einer Stelle selbstironisch: "Ich
kann jetzt nicht die ganze Kolumne abtippen, obwohl ich gerade so schön in Schwung wäre,
und weil ich das auch gerne selber geschrieben hätte ..." Tja, geht mir übrigens
auch gerade so, deshalb hier noch ein ausführlicheres Zitat des Zitates von Bill Bryson:
[link]
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