next code: reel / page #20 Zu den Dingen, die ich sehr schätze, gehört Sesam-Öl. Es hat, wie
das Öl von Kürbiskernen, einen Geschmack, der ganz für sich zu stehen scheint, mit
nichts anderem vergleichbar.
Ich war sehr überrascht, als ich bei einer Flasche von
"Oh Aik Guan" (ich hoffe, das ist der Firmennamen und nicht etwa ein
koreanisches Wort für Sesam-Öl), unter der Kunststoff-Kappe mit einem Kronkorken
verschlossen fand. Das Motiv darauf ließ mich sofort eine Kaffeekanne denken, obwohl es
vermutlich eher eine Tee-Garnitur darstellt. Oder etwas ganz anderes, das einem "Westler"
bloß nicht vertraut ist. Apropos Tee und Korea.
Diese Kalligraphie hatte Michael Gröller aus Korea
mitgebracht. Sie besagt: "Freund, lass uns gemeinsam Tee trinken." Menschliche
Geselligkeit mit ihrem Anlaß in diesen wunderbaren Medien, welche im unterkühlten
Fachjargon von Verwaltern "Heißgetränke" genannt werden, ist so duftend und
belebend wie das Erzählen anregender Geschichten.
Wir hatten das 2005 in einer Station "Langsamkeit: Tee
trinken" thematisiert. Aber zurück zum Kaffee. Ich hatte auf Seite #16 von Goran Travanèiè, dem Sohn einer serbischen Mutter und
eines bosnisch-muslimischen Vaters erzählt.
Für eine bosnische Kafferunde ist gelegentlich jeder Tisch
zu klein. Da können gut zehn, zwölf Leute zusammenkommen, die Familie, Verwandtschaft,
Nachbarn. In solchen Situationen wird natürlich überall in der Wohnung gesessen, auch
auf dem Boden.
Zentrales Ereignis ist eine große Kanne mit sehr starkem
Kaffee. Die Schälchen, aus denen getrunken wird, sind dagegen winzig. Man ahnt, damit
sind die Dauer der Zusammenkunft und die Rituale des Ausschenkens als erheblich
vorgezeichnet. Der Genuß wird teilweise über ein Stück Zucker bezogen, das man in den
Kaffee eintaucht, um dann davon abzubeißen. Ich denke, das verweist noch auf Zeiten, in
denen Zucker und Kaffee ausgesprochen wertvolle und teure Güter waren.
Cut!
In der Wegbeschreibung durch unser Terrain sind Sprünge
unvermeidlich. Ich habe schon mehrmals den Mühlgang erwähnt, der noch heute durch die
Stadt fließt, zumindest jener auf dieser Seite der Mur, das Gerinne auf der 8010er-Seite
ist längst verschüttet.
Der Mühlgang kommt freilich nur stellenweise an's
Tageslicht. Entlang der Firma AVL List kann man ihn offen sehen. (Page #5) Quert man die Keplerstraße Richtung Annenstraße,
verschwindet er unter die Oberfläche.
Wo sich heute dieser Neubau befindet (Markus Pernthaler: Neue Marienmühle),
stand ursprünglich die Marienmühle,
eine der Mühlen, worauf sich der "Mühlgang" einst namentlich bezog.
An eben dieser Stelle hat man den Mühlgang einige Zeit
sehen können. Er war durch ein enormes Abrißunternehmen freigelegt worden. Diese Passage
hatte knapp davor noch ausgesehen, als müsse ein Berg abgetragen werden.
Das Cover-Foto
entstammt übrigens diesem Prozeß. Wir haben damals an jenem Ort ein erstes Set zum Thema
"Tote
Handschuhe" realisiert.
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