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Auf Blatt #2 ist ein Polizeiwachzimmer auf dem Lendplatz als Ausgangspunkt meiner Wege genannt gewesen. Es befindet sich in einem Haus, das als erste Kaserne von Graz errichtet worden war, weil sich die Menschen des Viertels einst zunehmend gegen die belastenden Einquartierungen von Soldaten in den Privathäusern gewehrt hatten.

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Geht man von da Richtung Stadtzentrum, passiert man die Grazer Berufs-Feuerwehr. Vor der markanten Fassade habe ich auf einem meiner Rundgänge diese rare Motto Guzzi Falcone aus den 1970ern entdeckt. Wenige Minuten später findet man das Lokal "Demiri". Der Name läßt auf albanische Betreiber schließen. Wenn ich Lust auf Cevapcici habe, ist das meine erste Adresse.

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Kunsthistorikerin Mirjana Selakov schätz diese Küche ebenso. Für einen "Schwabe" wie mich ist es kaum zu schaffen, "Cevapcici" korrekt auszusprechen, denn die "c" in unserer simplen Schreibweise, sind im Slawischen anders notiert und entsprechen verschiedenen Lauten. Ich entstamme einer Familie heruntergekommener Herrenmenschen und bin damit aufgewachsen, daß etwa der Zwetschgenenschnaps "Slibovic" vereinfacht "Schligowitz" heißen durfte. Man hat sich seinerzeit keine Mühe gemacht, über die Nachbarn etwas herauszufinden.

Ich hänge an der geschmacklichen Dimension solcher Gerichten. Das Brot nennt man "Lepinja". Wenn es aber, wie bei "Demiri", mit Öl zubereitet ist, heißt es "Somun". Demnach wäre "Deset u Somunu" ("Zehn in Somun") ein Ensemble von zehn Fleischstücken in diesem wunderbaren Brot.

Dazu Zwiebelringe, nicht zu knapp, statt Kajmak tut es auch Sauerrahm. Die zuweilen zickige Verschämtheit gegenüber rohem Zwiebel muß ignoriert werden, denn das gesamte Geschmackserlebnis wäre ohne solche Wohltaten unzureichend. (Seit dem Krieg, so höre ich, ist Somun auch in Beograd zu haben.)

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Auf der anderen Straßenseite läßt ein hochmögender Name an "bessere Zeiten" denken. Aber was heißt das schon? Eigentlich sind doch Konjunkturen das Normale einer Stadt. Wie könnte es anders sein?

Über die türkischen Geschäfte im Viertel höre ich, daß man unlängst noch "Türkischen Kaffee" gekauft hat. In der Sache muß sich etwas ausdifferenziert haben. Denn inzwischen bekommt man Sorten angeboten, die ungewöhnlich wirken. Stutzt jemand darüber, kann es sein, daß die Frage kommt: "Ah, Sie wollen welchen aus Bosnien?"

Ich wundere mich noch so vor mich hin, daß vor wenigen Monaten in der Steiermark zu vernehmen war, man wolle sich in einer großen kulturellen Anstrengung dem "Dialog zwischen Ost und West" widmen; wozu Stichworte wie "Diwan" und "Regionale 2008" zu vernehmen waren.

Das ist eine großes Wort zur großen Anstrengung: "Dialog". Wovon mag dieser Begriff wohl handeln? Mir fällt gerade ein anderes Wort ein, das mir phonetisch viel besser gefällt: "Dzezva". Damit werden die langstieligen Kannen bezeichnet, in denen man "Türkischen Kaffee" kocht. (Vom Kaffetrinken werde ich noch allerhand zu erzählen haben.)

Verläßt man das "Demiri", ist man bald beim Grazer Kunsthaus angekommen. Das chinesische Lokal knapp dahinter hat sich deshalb die Bezeichnung "Kunsthaus- Chinese" eingefangen.

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Hier ordiniert gerade der Projektmanager Georg Gubo, selbst ein versierter und leidenschaftlicher Koch; aber auch Radio-Macher. Von diesem Tisch aus braucht man bloß mit wenigen Schritten die Annenstraße überqueren, gelangt so zum Studio von "Radio Helsinki".

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Das schließt dann auch Graphic Novelist Jörg Vogeltanz ein, der gemeinsam mit Gubo nach Mitternacht via Radio "Nekrologe" sendet. Gerade erst mit einem Schweizer Kunstradio-Ereignis verknüpft: "Kanal 7". Es ist hier also ein Terrain mit ganz erheblichen Kontrasten.

Ein P.S. zum Thema Kaffeetrinken, Ivan Redi meinte:
>>die besten konzepte entstehen im kaffeehaus, die besten geschäfte werden geschlossen und die beste (sozialste) art zeit zu vertreiben.<<


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