next code: reel / page #2 Andrerseits ist dadurch Raum entstanden, in dem sich profilieren
kann, was ich vorzugsweise Avantgarden des Blühens nenne. Immigranten und
deren Familien, die in solchen Vierteln schlechte Wohnungen für viel Geld in Kauf nehmen,
heruntergekommene Geschäftsräume und Betriebsstätten wieder in Schwung bringen. Das
sind Leute, die härter und länger zu arbeiten bereit sind, als einheimisch
Ortsansässige. (Denn warum wären die Viertel sonst heruntergekommen?) [Zu
Avantgarden des Blühens siehe: "Markante Positionen
(Auffindbar und einnehmbar)"!]
Wenn ich Graz besuche, esse ich Dürüm am liebsten in
einem geräumigen Laden an jener Ecke, wo die Kepplerstraße in den Lendplatz mündet.
Wenige Schritte davon entfernt befindet sich eine Wachstube in einem Gebäude, das die
älteste Kaserne von Graz ist. Das war einst ein wichtiger Entwicklungsschritt, die
Errichtung dieser Kaserne, denn davor sind Truppen in diesem Stadtteil privat einquartiert
gewesen. Das ist von den Menschen als sehr belastend empfunden worden.
Diese Tafel ist heute noch im
Vorraum des Wachzimmers auffindbar.
Wendet man sich vom erwähnten Kebab-Laden nach Norden,
passiert man einen vormaligen Betrieb in dem Pelzwaren, Felle, Leder verarbeitet wurden,
in dem heute unter anderem die Mevlana Camii-Moschee untergebracht ist. Kurz darauf findet
man einige jener ebenerdigen Häuschen, die für dieses Viertel einst typisch waren.
Schließlich besteht neben Neubauten auch ein verfallenes Haus von imposanter Form, das
heute völlig heruntergekommen ist und wohl nur mehr auf den Abbruch wartet. Im Parterre
kann man an einer der Türen noch in völlig verblaßter Schrift das Wort
Büro erkennen.
In diesem Haus hatten zuletzt verschiedene Wohnungen
bestanden. Die mit Gerümpel vollgepackten Räume geben nach wie vor Hinweise auf das hier
einst gelebte Leben. Und auf gegenwärtige Existenzen. Denn ganz offenbar wurden einige
der Räume von Obdachlosen bezogen. Man muß seine Schritt achtsam setzen, denn manche der
weitgehend ungenutzten Zimmer ersetzen den Menschen, die man tagsüber nicht zu Gesicht
bekommt, die Toiletten.
Hier sind noch Kleider in einem Schrank, anscheinend
unberührt, seit die einstige Bewohnerin ihre Quartier verlassen hatte. Es sieht danach
aus, daß hier nach einigen Toten niemand mehr gewesen ist, um deren persönlichen Dinge
an sich zu nehmen.
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