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Ein kleiner Sprung in der Wanderung, deren Beschreibung letztens bis zur Nagelschmiede in der Wienerstraße geführt hat, nahe dem Lendplatz. (Siehe Seite #9!) In diesem Abschnitt hat man den Mühlgang längst längst verlassen. Er verläuft weiter westlich, großteils unterirdisch.

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Ab der Annenstraße kommt das Gewässer wieder an die Oberfläche. Ich war da eben erst mit dem Fotografen und Reisenden Emil Gruber im Viertel unterwegs. Folgt man dem Mühlgang hier ein Stück, erreicht man die Einmündung der Kernstockgasse.

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Wo sich diese wiederum mit der Dreihackengasse trifft, hat nicht nur der Automobil- Paparazzo in meiner seine Freude an so einem glänzend erhaltenen C-Kadett aus den 1970er-Jahren. Unter diesem Sonnenschirm kann man die Annehmlichkeiten des Lokales "Bosporus" genießen.

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Was mich daran erinnert, daß wir im Rahmen des "city upgrades" schon erwogen haben, die "Reise zur Speise" etwas ernster zu nehmen. Denn was "das Andere" sei, wird gerade über die Speisen aus anderen Ländern auf höchst unprätentiöse Art erfahrbar.

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Hier findet jenes "Leben auf der Straße" statt, das uns in weiten Bereichen städtischen Lebens verloren gegangen ist. Eine Geselligkeit, die sich da nicht bloß auf "Schanigärten" der Wirtsleute beschränkt.

Ich bin dort in ein kurioses Gespräch geraten, bei dem ein Mann, vermutlich ein Serbe (Kuratorin Mirjana Selakov meinte aufgrund seiner Aussprache: "Mein Landsmensch"), von einer sehr merkwürdigen Annenstraßen-Begebenheit erzählte.

Er betreibt in der Straße ein Schuhgeschäft. Es kommt dabei vor, daß er auch sonntags geöffnet hat. Da macht er seine Buchhaltung, räumt auf, und falls sich Kundschaft einstellt, wird sie nicht weggeschickt. Eines Tages bekam er Besuch von einer Nachbarin, einer Österreicherin, die ihm erklärte, was er tue, sei gesetzwidrig, sie sei politisch tätig und werde ihn anzeigen, wenn er weiterhin sonntags sein Geschäft offen halte. Kommentar? Kein Kommentar!

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Mein Gang durch das Viertel mit Emil Gruber brachte mir noch eine weitere Kuriosität ein. Ein alter 680er Steyr mitten in der Stadt gehört zu den raren Ereignissen. Und die Losung "Billiger geht's nicht", verbunden mit der Frohbotschaft "es gibt fast alles", hat etwas rührend Unübertreffliches. Dagegen ist "Geiz ist geil" eine sehr flache Behauptung.

Wir sind übrigens zu einem interessanten Themenschnittpunkt gekommen. Während ich hier den Orten und Bedingungen von Gemeinschaft nachgehe (Stichwort: Mahala), hat Emil längst begonnen, sich dem Thema Einsamkeit zu widmen. Ich halte es für naheliegend, daß diese zwei Kategorien im urbanen Leben einander bedingen. Was meint: Ich kann eines nicht beschreibbar machen, ohne das andere zu sehen.

Wir hatten uns auch mit den Motiven von Piazza und Boulevard als tief "westeuropäisch" fundierte Merkmale des Städtischen zu beschäftigen. Der Boulevard, so meinte Emil, nicht zuletzt deshalb, weil die Obrigkeit einst schnell herausfand, man könne Aufständische militärisch leichter in den Griff bekommen, wenn sie nicht in verwinkelten Seitengassen versickern würden, sondern auf einer breiten Chaussee gut faßbar wären.

Und die Piazza, so erklärte mir Architekt Andreas Mayer, habe ihr "Raummaß" vom Platzbedarf der Bürger einer Stadt erhalten, die sich zu Abstimmungen im öffentlichen Raum zusammenfanden.


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29•07