log #654: Mythos Puch Es war damit zu rechen, daß der 90. Geburtstag
des vormaligen Thondorfer Werksdirektors Egon Rudolf zu einer hohen Dichte bewegender
Begegnungen führen würde, nachdem sein Sohn Markus Rudolf in das Johann Puch-Museum
geladen hatte. Altmeister Fredi Thaler hatte mich darauf angesprochen, daß Zeichner Chris
Scheuer der richtige Mann wäre, für Rudolf das Allrad-Ensemble Haflinger, Pinzgauer und
Puch G in eine gemeinsame Szene zu bringen. (Von Chris stammt das vorjährige Jubiläumsposter mit
dem knallroten Puch-Schammerl.)
Graphic Novelist Chris Scheuer
Ich erhielt von Chris eine Zusage für diese
Arbeit. So saß ich an jenem verregneten Samstag mit dem gut verpackten Bild und einem
Schirm im Zug. Von der Haltestelle im Murpark ist es nur ein kurzer Weg zu
Thalers Haus, wo wir uns verabredet hatten.
Manfred Hasi Haslinger kam mir in
der Gasse schon entgegen. Wir erhielten von Fredi erst einmal Puch-Pins verpaßt, damit
klar war, zu welchem Team wir gehören. Dabei kassierte ich die kurze Ermahnung, den Pin
in die richtige Stellung zu drehen, "denn das schaut ja sonst nach BMW aus".
Dann war das Bild auszupacken, für welches Thaler mir einen weißen Rahmen empfohlen
hatte. |
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Ich hatte Scheuer übrigens
gleich auch noch gebeten, sich mit diesen Motiven ein wenig intensiver vertraut zu machen,
denn wir würden heuer für "Mythos Puch V" das Thema "Der
Geist des Transports" (Zugkraft und Ladekapazität) bearbeiten. Es ist außerdem
damit zu rechnen, daß mich noch mehr Interesse an solchen Graphiken erreicht, denn es
sind schon einige Anfragen gekommen.
Fredi Thaler (links) Und Manfred
Haslinger
Zur Erinnerung: Seit Friedrich Spekner, einst
Design-Chef im Puchwerk, keine derartigen Zeichnungen mehr angefertigt hat, sind
kaum anspruchsvolle Arbeiten mit diesen Fahrzeugen aufgetaucht, die uns diese Klassiker
zeigen. An Scheuer ist bemerkenswert, daß er sich persönlich für Autos eher nicht
interessiert, diese Artefakte also rein auf ihre ästhetischen Qualitäten hin betrachtet.
Markus Rudolf (links), der Sohn des
Jubilars, mit Handwerker Fredi Thaler
In all dem lebhaften Getriebe, das in
Fröhlichkeit die alte Halle erfüllte, den letzten authentischen Bau aus den Tagen von
Johann Puch, fanden so feine, kleine Begegnungen statt, wie etwa, der Konstrukteur Harald
Sitter aus der Menge auftauchte. Sitter (Puch Vierzylinder Boxer, Pinzgauer-Motor
etc.) hat den 90. Geburtstag schon hinter sich, blickt -- wie Rudolf -- auf eine Ära
zurück, die es so in der Automobilindustrie nicht mehr gibt, weil sich etliche
Produktionsmethoden radikal verändert haben.
Harald Sitter (links) und Egon
Rudolf
Manfred Haslinger hat schließlich, wie man unten sieht,
die Scheuer-Graphik übergeben. So rundet sich dieser Moment, der sich als eine Markierung
anbietet. Ich hab auch im vorigen Eintrag
erzählt, daß wir uns heuer dem Thema "Der Geist des Transports"
widmen. Das betrifft in der Nachkriegszeit natürlich den Haflinger, von dem ich
gerne sage, er sei der kleinste Lastwagen der Welt.
Der Hafi war in der Verantwortung von Erich
Ledwinka als purer Lastesel entstanden, kam als Allrad-Plattform (AP 700) auf den
Markt, ist demnach ein Transporter, welcher mit minimalem Aufwand an Material zu einem bis
heute verblüffenden Maximum an vielseitiger Leistung kam. Das war 1959, als Rudolf schon
zu den Konstrukteuren im Grazer Puchwerk gehörte.
Manfred Haslinger (links) und Egon
Rudolf
Das bedeutet, Rudolfs Berufslaufbahn ist mit dieser
gesamten historischen Entwicklung der Nachkriegszeit eng verbunden, wovon übrigens auch
sein Buch erzählt: "Puch" (Eine Entwicklungsgeschichte). Das bedeutet
ferner, der heute Neunzigjährige ist mit diesem gesamten Verlauf gründlich vertraut, in
dem es kurz sogar das Puchschammerl als Transporter gab; Und da meine ich jetzt
nicht den 700er Kombi, sondern eine Sonderversion für Post und Gendarmerie, die man kaum
zu sehen bekommt, vor allem erkennbar an dem Gitter hinter dem Fahrersitz.
Schließlich aber war Rudolf nicht bloß mit Haflinger,
Pinzgauer und G-Wagen vertraut, sondern auch mit dem City-Bus,
dessen markantes Design von Louis Lucien Lepoix stammt. Dieser Designer ist überdies
wesentlich für das Aussehen des Puch Maxi verantwortlich, für die kantige Plus-Serie
bei den Traktoren und für das typische Fahrerhäusel der LKW Baureihe 90.
Tragen, schleifen, fahren... eine Jahrtausendgeschichte.
Raumüberwindung und Ladekapazität sind zentrale Anliegen der Menschen. Im Grazer Puchwerk
wurde dazu für das 20. Jahrhundert Geschichte geschrieben, wobei Egon Rudolf für einige
wesentliche Kapitel verantwortlich gezeichnet hat.
-- [Rudolf-Doku] [Mythos Puch V] --
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