Log #627: Die Quest III

Intro

Die Menschen mußten der Natur im alpinen Raum ein erträgliches Leben stets mühevoll abringen. Das hat unsere Leute vielfach sehr erfinderisch gemacht. In der Geschichte der Steiermark spielen zwei Bodenschätze eine herausragende Rolle. Das Eisenerz und die Kohle.

log627a.jpg (24155 Byte)

Die Verhüttung von Erz und die Verarbeitung von Stahl hatten lange Zeit Holzkohle und Wasserkraft als wesentliche Energiequellen. Das bedarf reicher Ursprünge, vieler Flüsse wie Bäche, das bedarf dichter Wälder. Über all das verfügt die Steiermark seit jeher.

Bei der Gelegenheit möchte ich noch das Salz erwähnen, welches uns nicht nur enormen Alltagsnutzen bot, sondern auch eine sehr einträgliche Ware gewesen ist. Der steirische Anteil am Salzkammergut ergibt außerdem eine historische Verbindung zur Hallstattzeit.

Das Gewürz als kulturelle Anregung in vielerlei Hinsicht, aber -- wie erwähnt -- auch als gewinnträchtiges Handelsgut. Damit sind unter anderem die Handelswege und Kommunikationslinien betont, von denen etliche Ortschaften profitierten. Das alles verlangt nach einem leistungsfähigen Transportwesen, in dem die Pferdekraft bis zum Zweiten Weltkrieg unverzichtbar blieb. Massengüter konnten vor Einführung der Eisenbahn nur auf Wasserwegen transportiert werden.

Der Grazer Lendplatz erinnert mit seinem Namen noch an solche Transportwege, zu denen die Mur gezählt hat, an das Anlanden von Wasserfahrzeugen. Die Alte Poststraße ist der Rest einer der von Kaiser Karl VI. angeordneten Reichs- und Kommerzstraßen, bei denen es nicht bloß um Gütertransport, sondern auch um Kommunikation ging. Jene Straße durch Graz verband die Reichshauptstadt Wien mit dem Hafen in Triest.

log627b.jpg (29132 Byte)

Solche Entwicklungen bekamen auch Impulse aus der Grenzlage der Steiermark. Der hiesige Landeshauptmann war einst für einen wesentlichen Abschnitt der Militärgrenze zuständig, die zwischen dem Imperium der Habsburger und dem Osmanischen Reich lag. (Davon erzählt noch heute das Landeszeughaus mit seiner weltweit einzigartigen Waffensammlung.)

Die laufende Stationierung von Soldaten und die Anwesenheit von Studenten aus allen Teilen des Reiches sorgte -- neben all den Fuhr- und Handelsgeschäften -- für ein ständiges Kommen und Gehen begabter Leute. Das Joanneum und schließlich die Technische Universität Graz taten ein Übriges.

In der sogenannten Murvorstadt von Graz, heute wesentlich die Bezirke Lend und Gries, entwickelte sich ein lebhaftes Treiben beim Herstellen unzähliger Güter in kleinen Schuppen und in stattlichen Fabriken. In diesem Klima der Handfertigkeit, des Tüftelns und der wachsenden Mobilität konnten sich erstaunliche Talente entwickeln, etablieren.

Da wurden etwa ein kleiner slowenischer Handwerker oder ein ärmlicher ungarischer Kommis (Handelsgehilfe) erfolgreiche Fabrikanten. Das meint konkret Johann Puch (Puchwerke AG) und Josef Körösi (Andritzer Maschinenfabrik), um nur zwei Beispiele zu nennen.

log627c.jpg (18422 Byte)

Wenn ich also -- ausgehend von der Gemeinde Hofstätten an der Raab -- das Thema "Vom Pferd zum Sattelschlepper" bearbeite, wenn ich das mit den Vorhaben anderer Kulturschaffender verknüpfe, bekommen wir langsam eine brauchbare Ansicht, was unser Bundesland in den letzten 200 Jahren geprägt hat.

Etwa diese zwei Jahrhunderte ist es her, daß eine Klimakatastrophe (Tambora- Ausbruch) unseren Leuten Mißernten und Hungersnöte bescherte, was unter anderem ein katastrophales Pferdesterben zur Folge hatte. Damit verloren die Menschen viel an Zugkraft für die agrarische Welt, für das Transport- und Kommunikationswesen.

Nun wird Ihnen gewiß einleuchten: Es kann kein Zufall gewesen sein, daß das Fahrrad rund 200 Jahre alt ist und daß zu jener Zeit James Watt die Dampfmaschine optimierte, wodurch diese Kraftquelle vor allem auch mobil wurde. Eine Entwicklung, von der sich übrigens Erzherzog Johann von Österreich in England umgehend bei Watt persönlich informierte, um technisches Know how in die Steiermark zu bringen.

log627d.jpg (19502 Byte)

Es war der Beginn der Ersten Industriellen Revolution. Nun mag ersichtlich werden, warum ich auf dieser Seite Bilder montiert habe, die mit dem Abbau von Kohle zu tun haben. Dazu mußten wir in die Weststeiermark fahren, wobei der kleine Ort Pölfing Brunn uns mehrere Anlässe zum Besuch bot.

Diese Fahrt, gemeinsam mit Künstler Winfried Lehmann und Fotograf Helmut Oberbichler, markiert den Auftakt von "Die Quest", Teil III; siehe dazu auch den Eintrag mit ein paar Details dieser Fahrt: [link]

-- [Vom Pferd zum Sattelschlepper] [Die Quest] --


coreresethome
42•17