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[link] Lehmann will den
Juni und Juli 2017 nützen, um sich über die neuen Optionen klar zu werden. Daraus leitet
er dann seine Planung für das nächste Aprilfestival ab.
Danach hat mich Ewald Ulrich besucht. Er ist für das aktuelle LEADER Kulturprojekt
verantwortlich. Wir haben den wesentlichen Teil des Vorhabens absolviert und die
Verzweigungen für die weitere Arbeit angelegt. Ulrich steht für die Initiative Fokus
Freiberg: [link]
Selbstverständlich reden wir schon jetzt darüber: Was hat das Projekt gebracht? Wo
führt es hin?
Um es noch einmal zu betonen: Kollektive Kulturarbeit. Das bedeutet, ein Kreis sehr
unterschiedlicher Menschen arbeitet einerseits vollkommen eigenständig an den jeweiligen
Positionen, greift andrerseits stellenweise zusammen, um in diesem gemeinsamen Vorgehen
große Themenstellungen zu bewältigen. Dabei ist im Augenblick der Themen-Fokus auf diese
Dreiergruppe gerichtet:
Volkskultur | Popkultur | Gegenwartskunst
Was derzeit das Teilthema Volkskultur angeht, ist eine Anregung von Ursula
Glaeser (Kultur Büro Stainz) [link] sehr wesentlich geworden. Sie widmet sich schon geraume Zeit den
Klein- und Flurdenkmälern des Landes. Wie an andere Stelle notiert, das ergibt ein sehr
ausdifferenziertes Codesystem, mit dem nicht bloß religiöse Inhalte erzählt
werden, sondern Lokal- und Regionalgeschichte ihren Niederschlag finden. Siehe: [link]
Eine vorindustrielle Form der Info-Sphäre. Wissenschafter Hermann Maurer hat mir diese
Annahme inzwischen bestätigt. Der renommierte Informatiker befaßt sich seit Jahrzehnten
damit, über welche Medien welche Codesysteme sich für uns Menschen als tauglich
erweisen. Er betont übrigens auch gängige Kirchenausstattungen als ein komplexes
Kommunikationssystem. (Das werden wir uns noch genauer ansehen.)
Glaeser, hier in der Pfarrkirche Gleisdorf, hat für diese Themenentwicklung wichtige
Anstöße gegeben, die wir in aktuellen Projektschritten zu ordnen begonnen haben. Von
diesen alten Formen zur Digitalen Revolution, da liegt noch Neon dazwischen.
Schildermalerei, Glühbirnen, Pailletten-Tafeln...
Apropos! Beachtet man oben, was auf dem Foto vor Ewald Ulrich auf dem Tisch liegt, hat
man einen Querverweis zu einem Codesystem, das sich bei uns nur bruchstückhaft findet. Es
ist ein Klassiker der Architektur-Theorie: "Learning from Las Vegas" [link] von
Venturi, Scott Brown und Izenour.
In diesem Buch wurde eine Architektur beschrieben, die vom fahrenden Auto aus rezipiert
werden kann. Das empfiehlt gewissermaßen einen Blick auf unsere Straßen. Die
Schilderfluten in manchen Orten der Region, zwischen denen die alten Wegmarken, die
Wegkreuze, Bildstöcke, aber auch die profanen Mitteilungen zuweilen untergehen, ist
frappierend.
Learning from Las Vegas in Gleisdorf? Es ist fast schon grotesk, wie dicht
dieser Straßenabschnitt im GEZ mit Botschaften bepflastert wurde, wobei das Rechteck im
Hintergrund eine elektronische Bildwand ist, die mit verschiedenen Motiven und Filmen
bespielt wird.
Ein Kameraschwenk würde dann auch noch ein altes Wegkreuz zwischen neuen Werbedisplays
zeigen. Eine erdrückende Menge Information am Wegesrand, um die Aufmerksamkeit der
Menschen in den Autos von der Fahrbahn abzulenken.
Wäre jetzt noch erwähnenswert, daß Ulrich sehr profunde Kenntnisse über viel
ältere Code-Systeme im öffentlichen Raum hat. Er befaßt sich seit Jahren mit
vorchristlichen Relikten, die man in freier Natur finden kann. Ein diesbezügliches
Gespräch mit ihm machte mir deutlich, wie umfassend, dicht und tief menschliche
Mitteilungen in unseren Lebensraum eingeschrieben sind; seit vielen Jahrtausenden
ungebrochen.
Ich denke, im Laufe des heurigen Sommers wird einigermaßen klar sein, wie wir
innerhalb dieser Community an solchen Themen arbeiten wollen und was daraus an nächsten
Schritten entstehen soll. Eine spezielle Gewichtung im Bereich der Volkskultur
steht derzeit zur Debatte.
-- [Warum
Volkskultur] --