log #554: kunstsymposion

Die Prizren Session

Mein künstlerisches Langzeitprojekt „The Long Distance Howl" (derzeit im zweiten Jahrzehnt) ist im Kern auf prozeßhaftes Arbeiten und auf kollektive Kunstpraxis ausgelegt. Dieses Vorhaben braucht Diskurse und die Mittel der Kunst.

Dabei ist es mir wichtig, daß die einzelnen Projekt-Abschnitte auch in das reale Leben zurückführen, auf daß hin stellenweise genau jene Personen handelnd in das Projekt  hereinkommen, die von den künstlerischen Momenten gemeint waren.

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Flurim Zeqiri (links) und Karl Bauer

Dabei hat es in den letzten Jahren eine Verdichtung der Bezüge zu Vorkommnissen und Menschen in Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kosovo gegeben.

Nun habe ich mit dem Kosovaren Flurim Zeqiri genauere Übereinkunft, wie unsere 2016er Prizren Session gehalten sein wird. Das meint eine Konferenz in der kosovarischen Stadt Prizren, welche unter folgendem Motto steht: "Hast du eine gute Frage gestellt?" (Der Satz stammt von Forscher Eric Kandel.)

Was bedeutet es und was verlangt es in einer Postkriegsgesellschaft, Künstler zu sein, wenn gerade gerade ein Staat formiert wurde, wenn sich eine Nation bildet?

Zu dieser Konferenz führt uns ein Road Trip, den wir zu dritt absolvieren. Ich werde nicht nur mit Karl Bauer unterwegs sein, der mit dem Land gut vertraut ist. Zu uns gesellt sich auch Blues-Musiker Oliver Mally.

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Martin Krusche (links) und Oliver Mally

So treffen drei höchst unterschiedliche Charaktere aufeinander, deren Zugänge zum Thema überaus kontrastreich sind. Wie schon angedeutet, zum prozeßhaften Arbeiten gehört also auch die Vorgeschichte unserer Prizren Session.

Diese Vorgeschichte hat eine prägnante Markierung. In einer Notiz vom 3. Juni 2008 hielt ich fest: „Ich war ein junger Schnösel, fühlte mich unzerstörbar, war das auch ein Weilchen, lotete aus, was das für einen in den 50ern geborenen Steirer bedeuten könnte: ‚Den Blues haben’." [Quelle]

In der Folge kommt es bei dieser 2008er Notiz zu einer Verknüpfung der Themen Blues, Kosovo und Prizren; etwa über das Detail: 20/21 07 99: Oberstleutnant Hans Tomaschitz, der für das österreichische KFOR-Bataillon vorgesehene Kommandant, trifft im Einsatzraum (in Prizren) ein und nimmt Verbindung mit der deutschen Brigade auf. ... [Quelle]

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Der vormalige KFOR-Kommandant Oberstleutnant Hans Tomaschitz

Später, im Jahr 2010, habe ich Prizren besucht. Die Stadt hat eine exponierte Position in der Historie des Amselfeldes. Nun wird sie zum Ziel unseres Road Trips und zum Ort jener Erörterungen, die derzeit ganz Europa betreffen, denn wir erleben einen massiven Rechtsruck, in welchem rechtspopulistische Formationen eine Renationalisierung der EU empfehlen.

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Prizren

Die aktuellen Umbrüche lassen niemanden von uns unberührt. Dieser Teil unseres 2016er Kunstsymposions handelt also nicht davon, Schlußfolgerungen und Feststellungen auszubreiten. Er handelt davon, gute Fragen zu suchen.

-- [Die Prizren Session] [Das 2016er Kunstsymposion] --


coreresethome
28•16