log #545: konvergenz Ein Thema sorgt hier aktuell für Gesten und
Momente: 20 Jahre Energieregion Weiz-Gleisdorf. Das bedeutet, mehrere Gemeinden
der Oststeiermark haben sich bemüht, über Ortsgrenzen hinaus zu blicken, zu agieren, vor
allem zu kooperieren.
Es wird noch zu erörtern sein, warum bei
diesem fröhlichen Rückblick das Thema Kultur bloß als Randbemerkung vorkam und folglich
auch in den Reviews nicht auftaucht. Ich spare mir hier Spekulationen über die Gründe
dafür, lege einfach ein paar Wegmarken vor, die diese marginale Behandlung der Kultur-
und Wissensarbeit als Kuriosität erscheinen lassen.
Ein wichtiger Meilenstein dieses gesamten
Prozesses war 2001 die Landesausstellung "Energie", welche in den
Städten Weiz und Gleisdorf stattfand, in St. Ruprecht eröffnet wurde.
2001, die Eröffnung der
Landesausstellung: Manfred Glawogger, damals Chef der Kulturabteilung des Landes
Steiermark (links) und Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark
Ab da waren noch viele Erfahrungen zu sammeln,
wie man von gewohntem Kirchturmdenken loskommt, wie man Konkurrenzverhältnisse
im Ringen um Standortvorteile abbaut, wie sich Zukunftsfähigkeit erarbeiten
läßt, indem sich ein größeres Ganzes konsolidiert.
Einige kulturelle Kräfte waren damals schon
aktiv, um kulturpolitische Impulse wirksam zu machen und so zu neuen Modi zu finden. Im
Archiv zum "xplus-info" von 1999 findet man die Protokolle dieser Arbeit: [link]
Ich habe im Mai 1999 ein Papier ausgeschickt,
das einen Überblick bieten sollte: "Provinzlage (Die Bedingungen von Kunst- und
Kulturschaffen abseits des Landeszentrums am Beispiel der Landesausstellung 2001 ... eine
Faktensammlung)", heute noch online: [RTF]
Eine Weile später war klar, daß
Landesausstellungen als Veranstaltungstyp in der Steiermark am Ende sind. Es sollte eine
"regionale" folgen, die ganz speziell der Gegenwartskunst und ihren
Optionen abseits des Landeszentrums gewidmet sei. Wir waren auch da aktiv.
2008: Durch unsere Arbeit kam auch
die Energieregion
auf die regionale-Landkarte
Allerdings war zu erleben, daß Politik und
Verwaltung bezüglich des Bottom up-Prinzips stellenweise Probleme hatten, die
Arbeit von der Ebene der Zivilgesellschaft her ausreichend ernst- und wahrzunehmen.
Es wird in solchen Fällen manchmal gerne der
Eindruck erweckt, als hätte man in einem Rathaus gerade das warme Wasser erfunden, wie
damals etwa in Weiz, und das neue Projekt haben sie sowieso entwickelt etc.; siehe dazu
etwa: [log #266]
Die Faktenlagen widersprechen solchen
Anmutungen freilich. Ein kontrastreiches Team hatte ab 2007 am Vorhaben "Leben,
Kunst, Geschwindigkeit" gearbeitet, um eventuell den Zuschlag für die "regionale
08" zu bekommen und das waren nicht die Verwaltungs- Kräfte oststeirischer
Orte; siehe [link]
Die "regionale 08" ging
damals an Feldbach, aber Kunst Ost und der Verein kultur.at hatte es
immerhin erreicht, daß Gleisdorf offiziell einbezogen wurde. Siehe: "Der
[Effekt] ist dann zum Beispiel in einer Präsenz Gleisdorfs auf so einem Papier und in der
gesamten PR-Arbeit des Festivals gegeben" [quelle]
In diesem Jahr brachten wir auch das Festival steirischer
herbst nach Gleisdorf; siehe: [link] und 2008 erneut, nicht zum letzten Mal: [link] 2008 war dann auch das Jahr in dem wir hier das überhaupt erste
LEADER-Kulturprojekt der Steiermark realisiert haben und damit die Energieregion
erneut als Kulturregion markierten, die auch überregional wahrnehmbare Kulturakzente
zeigte.
2008: Mit "next
code: exit" beim Festival "steirischer herbst" ,
und zwar in Gleisdorf, Graz und Weiz
Das haben wir schon 2005 angelegt, da gab es
die Energieregion in heutiger Form noch gar nicht; siehe dazu den Logbuch-Eintrag
#1 [link]
Dieses 1er-Logbuch reicht bis 2006 und illustriert, daß wir hier für die neuen
Modi inhaltlich längst gerüstet waren, als das Land Steiermark 2008 die Weichen
entsprechend stellte. [link]
Wir hatten 2007 beachtet, was die
Landeshauptleute Voves und Schützenhöfer unter „Regionext“ (Für eine
‚Steiermark der Regionen’) [link] verstanden, hatten unsere eigenen Erfahrungen und Zielsetzungen
in diesem Kontext zur Debatte gestellt.
Mitte 2007 hieß es noch: Auf dem Weg zur
LEADER-Region; siehe [link]
Zu der Zeit waren wir mit Kunst Ost und kultur.at schon umfassend
unterwegs, wie das Basis-Archiv anschaulich macht; siehe: [link]
Ich bin inzwischen etlichen Leuten begegnet,
die behauptet haben, sie hätten erdacht, erfunden, eingeführt, was wir gemacht haben.
Die Fakten belegen derlei Behauptungen aber nicht.
Von links: Künstler Radenko MIlak
aus Bosnien, Philosoph Dragan Prole
aus Serbien und Politilogin Monika Mokre aus Österreich
Das Eine sind Optionen, die wir
aufgebracht und erprobt haben. Das Andere sind Schritte der Teilhabe an
wesentlichen regionalen Projekten wie etwa "iEnergie Weiz-Gleisdorf"
und die Vision "Gleisdorf 2050"; siehe: [link]
Ferner kam es dann 2012 in einer komplexen
Kooperation zum ersten Gleisdorfer Kunstsymposion mit dem Titel "Regionalität
und Realität // Globalität und Virtualität" [link] Das alljährliche
Kunstsymposion in der Energieregion gibt es seither immer noch.
Im März 2013 war zu berichten, daß
Gleisdorfs Bürgermeister Christoph Stark dem Konzept "Kulturpakt Gleisdorf"
Potential zutraut, wenn auch gerade unklar sei, was aus der LEADER-Region werden
könne; siehe: "Arbeit am Konsens" [link]
Ich schrieb damals: "Es geht hier
also um eine längerfristige 'Praxis des Kontrastes', die nicht am grünen Tisch
bewältigt werden kann, sondern in kontinuierlicher Zusammenarbeit." [link]
Ich hatte im Jänner davor die zentrale
Anforderung an Kulturschaffende so formuliert: "Vom Subventionsempfänger zum
Kooperationspartner" [link] Das halte ich heute noch für den Angelpunkt, an dem sich
entscheidet, ob die gesamte Kultur-Szene zu einem nötigen Paradigmenwechsel in der Lage
ist oder in Modi des vorigen Jahrhunderts zurückkehrt.
Am 2. Mai 2013 berichtete die Kleine
Zeitung über den formellen Auftritt des Kulturpaktes; "'Das ist nicht nur
auf Gleisdorf bezogen, sondern auf die ganze Region', so Krusche." [quelle]
Im März 2015 war diese Modus allerdings
Geschichte. Staat, Markt und Zivilgesellschaft in Kooperation auf Augenhöhe, das schien
Gerwald Hierzi, dem Leiter der Gleisdorfer Kulturabteilung, zu lange zu brauchen. Also
übernahm er die Federführung im Kulturpakt Gleisdorf und beendete somit das
Experiment, das wir danach gründlich überdacht und neu aufgestellt haben.
2015: Martin Krusche (links) und
Thomas Ludwig zu "Mythos Puch"
Das ging dann über die Kulturspange (Eine
Epoche begreifen) [link]
zu einer Neudeutung von Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft; siehe [link] All das hat
sich im ersten Quartal 2016 im Kulturgeviert verdichtet; siehe [link]
Ich fasse kurz zusammen: "Am 7. Mai
1996 wurde die Energieregion Weiz-Gleisdorf als Verein gegründet." Spätestens
seit 1998/99 waren wir Kulturschaffende kontinuierlich dabei. Wir haben erhebliche Akzente
gesetzt, teils von internationaler Relevanz.
Wir haben über die Jahre Gelder bewegt und in
der Region zur Wirkung gebracht, das liegt in Summe längst irgendwo zwischen einer
dreiviertel Million und ganzen Million Euro; für eine kleine Kultur-Formation gewiß
nicht übel.
Es wird also zu erörtern sein, welche Gründe
dafür sorgen, daß diese regionale Wissens- und Kulturarbeit bei derlei öffentlichen
Momenten nicht adäquat zur Sprache kommt.
Aktuelles Medienecho
+) Eine Zeitreise durch die Geschichte
+) Aviso auf gleisdorf.at
+) Gruppenfoto auf gleisdorf.at
+) Kleine Zeitung
+) Christoph Stark (Bürgermeister, Gleisdorf)
+) weiz.at
+) WOCHE
-- [Kunstrasen] [Konvergenz] --
core | reset | home
20•16 |