log #457: the track: axiom | 2014

Beyond Memory / Jenseits der Erinnerung
Bilder einer Epoche

„Ich war Persönlich immer sentimental gegenüber dem Ereignis, das doch passed by time ist, aber irgendwie heute noch relevant.“ (Radenko Milak)

Im Geschichtsunterricht lernte der Künstler Radenko Milak, dass das Attentat von Sarajevo ein Anlass für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges war, aber nicht der Grund für den Großen Krieg. Heute, genau hundert Jahre nach dem Ereignis, sind die Historikerinnen und Historiker besonders bemüht, nicht nur die Bedeutung der „Schüsse von Sarajevo“ neu zu gewichten, sondern auch die „wahren Intentionen“ des jungen Attentäters Gavrilo Prinzip offenzulegen.

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Ganz egal, wie man über das Geschehen vom 28. Juni 1914 denkt, es ist zweifellos ein einzigartiges Weltereignis, in dem sich die intimen, privaten Gründe eines jungen Mannes mit den lokalen, sozio-ökonomischen Umständen und mit weltrelevanten politischen Interessen sowie Konstellationen überlappen.

Mit einer erheblichen zeitlichen Distanz zu diesem historischen Moment kann das Attentat als ein Akt der politischen Partizipation gesehen werden. Der Partizipationsversuch eines aus armen Verhältnissen kommenden, verzweifelten bosnischen Serben, der -- von einer Befreiungsidee besessen -- an der Gestaltung der Welt teilnehmen wollte.

Wir zeigen in Gleisdorf eine Bilderserie, in der Radenko Milak das Moment der Partizipation aufgreift. Er holt das Weltereignis aus dem Medium der Fotografie, um seine Welt-Dimension auf eine private, fast intime Ebene des Pinselstriches zurück zu bringen. Diese intime Ebene kann als Suche nach der eigenen Identität des serbischstämmigen bosnischen Künstlers interpretiert werden, die zwischen diversen Interpretationen des Ereignisses von Sarajevo schwebt.

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Radenko Milak: 28. juni 1914

Das Attentat als Schuss gegen Europa, als heroische Geste eines Jungen, als Befreiungsversuch einer kleinen Nation, oder als nationalistischer Akt, vielleicht sogar als ein anarchistischer und terroristischer Akt?

Dabei ist es verblüffend, wie sich diese Fragen auch mit der aktuellen innenpolitischen Situation sowie der internationalen Position des jungen Staates Bosnien und Herzegowina in Deckung bringen lassen.

Die Ausstellung „Beyond Memory“ ist ein Versuch, den Akt des Attentats durch eine Serie von gemalten Bildern, welche ihren Ursprung in der Archivfotografie haben, in weitere Zusammenhänge und Betrachtungsdimensionen zu setzen, um auch nach seinen kulturellen Konsequenzen und Implikationen zu suchen.

Mirjana Peitler-Selakov

+) Siehe dazu auch:
Ein Jahrhundert, zwei Künstler und drei Kriege

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Radenko Milak

-- [Die zwei Ausstellungen | Radenko Milak] --


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