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2014Ein
Jahrhundert, zwei Künstler und drei Kriege
Am 28. Juni dieses Jahres gab es ein großes
künstlerisches Spektakel, einen Auftritt der Wiener Philharmoniker in Sarajevo. So zeigte
sich Europa, genauer, die Europäische Union, in der bosnische Hauptstadt. Und zwar im
Gebäude der Nationalbibliothek, das 1914 als Rathaus diente und vom österreichische
Thronfolger-Paar kurz vor dessen Ermordung im Juni 1914 besucht worden war.
Das Konzert wie das ganze Veranstaltungsprogramm war als
Zeichen des Friedens gedacht, finanziert von der Europäische Union, organisiert und
durchgeführt von vier Staaten: Österreich, Frankreich, Großbritannien und Deutschland.
Diese vermutlich gut gemeinte Geste wurde von den Bewohnern und Bewohnerinnen Sarajevos
mit sehr unterschiedlichen Emotionen aufgenommen. Das hörte ich bei meinem Aufenthalt in
der Stadt kurz nach dieser Gedenkfeier.
Die nicht gerade lobenden Kommentare bezogen sich
keineswegs auf die künstlerische Qualität der Veranstaltung, sondern auf die auffallende
Emphatielosigkeit der Veranstalter gegenüber der Lage, in welcher sich die Menschen
Sarajevos und des gesamten Landes gerade befinden. Manche empfanden das als Affront.
Meine Reiseimpressionen beschäftigten mich noch einige
Zeit intensiv, besonders weil ich vor der Aufgabe stand, zu diesem Gedenkjahr hier in
Österreich, im Museum eines oststeirisches Städtchens, als Kuratorin einen
künstlerischen Akzent zu setzen. Das führte zur üblichen Fragen, die sich eigentlich
jeder Kurator im Prozess der Ausstellungsentstehung stellt: Wie soll ich über das Thema
denken? Was möchte ich zeigen und was an das Publikum weitergeben?
Solche Fragen haben in meinem Fall eine zusätzliche
Dimension, die sich in erste Linie aufgrund meiner Herkunft zeigt. Ich bin eine gebürtige
Serbin, die in Jugoslawien, einem Land, das es nicht mehr gibt, aufgewachsen ist. Die
Entstehung Jugoslawiens hat einiges mit dem hundert Jahre zurückliegenden Ereignis zu
tun. Ich bin einerseits recht stolz auf meine Herkunft, andrerseits, um die Sache noch
komplizierter zu machen, finde ich mein Dasein hier, in Österreich, wo ich schon seit
zwei Jahrzehnten lebe, recht angenehm.
Genau diese meine ganz private Perspektive machte mit klar,
dass ich künstlerische Positionen finden muss, die dem Publikum neben den historischen
Tatsachen, die nicht wegzudenken sind, auch eine sehr private, intime Perspektive
ermöglichen. Positionen, die neben den großen historischen Zusammenhängen ebenso die
Geschichte der kleinen Leute" erzählen, welche sich als Objekte dieser
historischen Ereignisse erleben mußten.
Der Große Krieg, der Zweite Weltkrieg, die jugoslawischen
Kriege der 1990er-Jahre
Ich hoffe, das gelingt mir mit der Auswahl von zwei
künstlerischen Positionen, aber viel mehr noch mit dem Künstler Radenko Milak und der
Künstlerin Jelena Juresa.
Mirjana Peitler-Selakov
+) Siehe dazu auch:
Beyond Memory / Jenseits der Erinnerung (Bilder
einer Epoche)
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Radenko Milak |
Jelena Juresa |
-- [Die zwei
Ausstellungen | Radenko Milak | Jelena Juresa]
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