log #342:
elektrisiertFolgende Passage in einem Buch des Evolutionsbiologen Josef H. Reicholf fand ich
sehr anregend für einen möglichen Ausgangspunkt meines Zuganges zum "Tag der
agrarischen Welt":
Reicholf befaßt sich in "Warum die
Menschen sesshaft wurden" mit den grundlegenden Fragen zu den Anfängen der
Agrikultur. Wie es also dazu gekommen sei, daß die Menschen den Ackerbau erfanden und so
aus dem Status von Jägern und Sammlern zu ganz neuen Formen der Gemeinschaft fanden. Das
führt am Beginn des Buches zu folgender Skizze:
Wir haben seither als Spezies bloß ein paar
tausend Jährchen durchlaufen und erst gut ein halbes Jahrhundert, etwa seit dem Zweiten
Weltkrieg, genießen wir einen davor nie dagewesenen Wohlstand für eine recht breite
Bevölkerungsschicht.
Ein Blick in die Region (hier von Wetzawinkel
aus) macht klar: Die meisten von uns leben ein urbanes Leben mit vielen der
Annehmlichkeiten, die das zu bieten hat. Aber einerseits ist dieses Wohlstandsniveau
aktuell durchaus gefährdet, andrerseits wirkt in uns allen die Mentalitätsgeschichte von
zig Generationen, denen die lebenslange Mangelerfahrung von Dienstboten, Keuschlern und
Kleinhäuslern praktisch im Blut liegt.
Gleisdorfs Kulturreferent Alois Reisenhofer, hier
rechts, neben Tierarzt Karl Bauer, schrieb mir kürzlich: "Ich selbst bezeichne
mich nicht als Urenkel, sondern höchstenfalls als Enkel, vielleicht sogar als Sohn dieser
Gruppe, die uns so ganz und gar verloren gegangen ist." Wir sind in jeder
Hinsicht noch ungeheuer nah an jenen Lebensformen dran und haben die Zusammenhänge doch
weitgehend aus den Augen verloren, manche unter uns vielleicht aktiv ausgeblendet.
Also haben einige Menschen zusammengefunden, um
sich diesem großen Themenkomplex zu widmen. Längerfristig. Es gibt keinen guten Grund,
noch wäre es überhaupt möglich, das irgendwie ruckzuck in bloß einigen Schritten
abzuhandeln.
Und gerade weil gegenwärtig jenseits
der Landeszentren so enorme Veränderungsschübe auf uns zukommen, viel davon uns
eigentlich schon erreicht hat, widmen wir uns bei "kunst ost" nun schon
einer Weile der Frage, wie dem zu begegnen sei. Daher also die generelle Themenstellung "Zwischen
agrarischer Welt und Hig Tech" ... [Fortsetzung]
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