log #321: kunst ostMit einem Vortrag von
Mirjana Peitler-Selakov zum Thema "Kollektive Kreativität" rundet sich ein
Herbstschwerpunkt. Dieser inhaltliche Schritt gehört zu einem Reflexionsprojekt von "kunst
ost", das noch läuft.
Dem Vortrag gingen
zwei "Laborübungen" voraus: [Abend #1] [Abend #2] Darin
war die Arbeit der "Kollektiven Aktionen" aus Moskau Anlaß, Fragen speziell zur
Konzeptkunst, aber auch generell zur Gegenwartskunst zu erörtern. In ihrem Vortrag
betonte Peitler-Selakov:
>>Der bis in die sechziger
Jahre gültige Begriff des "Kunstwerkes", das Repräsentation verlangt, ist
durch die Idee des "Kunstprojektes", das Präsenz fordert, ersetzt. Eine
wichtige Voraussetzung hierfür ist die Ausstellungsform der Installation, die es
überhaupt erst ermöglicht, in einem offenen Bezugsraum prozessbetont zu arbeiten. Der
Entstehungsprozess wird gleichwertig mit dem Endprodukt. So hat sich das kollektive
Arbeiten in seiner Entwicklung eines sozialen Raumes auch medial verlagert.<<
Präsenz. Aktive Anwesenheit, die
sich in einem konkreten Raum, einer Region längerfristig vollzieht. Daß der Prozeß
selbst dabei auch Werkcharakter erhält, gilt immer noch als eher ungewohnt.
>>Kollektive Kreativität bedeutet immer
die Potenzierung von Talenten und Wissen. In ihrem Wortsinn als "gemeinschaftliche
schöpferische Kraft" betont sich ihr Potenzial in der Sichtbarmachung des
Produktionsprozesses. Kollektive Kreativität kann sich durch ihre Pluralität intensiver
mit aktuellen Diskursen auseinander setzen und vielleicht auch am deutlichsten
Veränderungen fordern, indem sie Alternative aufzeigt. So besitzt das Künstlerkollektiv
Vorbildfunktion auch für Kunstkontexte.<<
Daraus mag deutlich werden, daß in der
kollektiven Praxis eben auch eine soziokulturelle Kompetenzlage Bedeutung hat. Dadurch
werden Rang und Autonomie der Kunst nicht vermindert, auch nicht relativiert.
Cut!
Unser Arbeitsbereich berührt auch die Bereiche
der Alltagskultur und des Kunsthandwerkes, Genres, die Verknüpfungen zur Kunst haben, ihr
nicht untergeordnet sind, sondern komplementär zur Seite stehen.
Hier Michael Toson im Grazer "Johann Puch-Museum".
In seinen Händen das historische Holzmodell des "Steyr-Puch U3", der nie
gebaute Prototyp, dem der legendäre "Steyr-Puch 500" folgte. (Siehe dazu auch
den Eintrag im [flame]-Logbuch!)
In unserem "Kuratorium für triviale Mythen"
bearbeiten wir einige der Grundlagen von Themen, die in der "Energie-Region"
zur Debatte stehen. Dazu steht uns auch ein Fenster in einem Gleisdorfer Geschäft
längerfristig zur Verfügung.
Dort ist gerade im Part #3 ein Stück der
Anfänge europäischer Massenmotorisierung dargestellt. Kein Zufall, daß dieses Kapitel
im Faschismus begründet liegt. Gregor M. Rinn schreibt in seiner Dissertation "Das
Automobil als nationales Identifikationssymbol":
>>Wolfgang Sachs, der den
Wandel der "Bedeutungswelten" des Automobils untersucht, vermutet hinter den
Volkswagenplänen Hitlers den Versuch, die Ideologie der Volksgemeinschaft zumindest in
Teilen zu materialisieren und sich durch die Egalisierung des Luxusguts Auto die
Zustimmung breiter Schichten der Bevölkerung zu erkaufen.<< [Quellen]
Massenmobilisierung und Massenkultur einer
Massengesellschaft, wuchtige Kräftespiele innerhalb eines sehr kurzen Zeitraumes. Darin
liegen auch jene Momente beschreibbar, die in der Oststeiermark zu einer "Energie-Region"
geführt haben. Wie all das in einer Zusammenschau von Kunst, Technik und Wissenschaft
bearbeitbar wird, zeigt sich in einer kleinen "Avantourismus"-Skizze: [link]
Somit ergeben sich hier aus der schon laufenden
Arbeit Schnittpunkte für das kommende "April-Festival".
Eine Mehrsparten-Veranstaltung, die an mehreren orten realisiert wird, wie erwähnt, in
der Zusammenschau von Kunst, Technik und Wissenschaft.
[kunst ost]
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