log #311:
elektrisiert
[Vorlauf]
Plauderstündchen im Weizer "Weberhaus". Fotograf Franz Sattler hat seine eigene
Leidenschaft, die mit dem Namen Nikola Tesla verbunden ist. Die ergibt übrigens auch eine
Verbindung zur Welt meines Großvaters und zu der meiner Kindheit.
Radios waren seinerzeit mit Röhren
bestückt. Ich vermute, mein Sohn würde nicht wissen, was hier rechts zu sehen ist,
obwohl er schon als Kind eine leistungsfähige Medienausstattung mit sich herumtrug, die
ich mir über Jahrzehnte nicht einmal erträumt hätte. Das ist eine "Elektronenröhre", eine "Tesla-Röhre", wie sie
zwar schon rar ist, aber immer noch im Hi Fi-Bereich Verwendung findet; genauer: Eine
"EC83".
Auch hier gilt übrigens, daß dieses Stück nicht bloß
von technischen Aspekten handelt. Formal sind alte Röhren teilweise abenteuerlich und
hinreißend gestaltet. Sattler schrieb mir dazu:
>>Es "röhrt" so schön! Die "88
er" ist noch bei sehr vielen Röhrenverstärkern anzutreffen. Eigentlich werden diese |
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noch überall dort verbaut, wo auf
exklusiven Klang Wert gelegt wird, nicht nur bei Verstärkern. Sogar bei
Gitarrenverstärkern wie Marschall, Vox usw. werden Röhren bevorzugt.<<
Wir haben es hier also mit Querverbindungen zur Musik zu
tun. Außerdem, was wäre die Pop-Kultur als bahnbrechende Massenkultur ohne E-Gitarren,
die über "Marshall" oder "Orange" verstärkt werden? Sattler weiter:
>>Die Musik atmet einfach schöner, wunderbare
Höhen, ein Raum baut sich auf, als ob man selbst im Konzertsaal sitzen würde und kein
Ton schmerzt. Das hat Seele. Es gibt sogar japanische Hersteller, wo Kunden ihr Haus
verkaufen, um sich eine derartige Röhrenanlage zu kaufen.
Foto: Sattler
Der Rest des Geldes wird noch in ein Flascherl Rotwein
der Marke "Petrus" und für einige schwarze Scheiben investiert. Dieser
Röhrenwohlklang lässt die anderen Geräte blass aussehen. So schaut's aus, die richtige
Welt!<<
Die "richtige Welt" im Kontrast zur digitalen, da
reißt Sattler etwas sehr Ernsthaftes an. Das Digitalisieren kann medientheoretisch und
philosophisch durchaus als ein Getrenntes zur Welt gedeutet werden, als
"Nicht-Welt".
>>Ist bei einem Transistorgerät etwas kaputt, so
hat es das Zeitliche gesegnet. Beim Röhrenverstärker tauscht man die Röhren aus und er
klingt wieder jungfräulich wie eh und je. Interessant in diesen Zusammenhang ist auch der
Vergleich CD - Langspielplatte. Auf der einen Seite die digitale Härte einer CD und auf
der LP-Seite dieses unglaubliche Livegefühl und dieser zarte Schmelz. Das ist wie Tag und
Nacht!
Leider machen wir viel zu oft jede technische Neuerung
mit und kommen mit einem Dosenfutter aus. Die Gourmets aber wissen Bescheid. Wenn
einer auf seinen "Wascheln" noch etwas hört, wird er dies alles bestätigen.<<
Wir werden aber auch in andere Genres hineingehen. Hier
Experimentalbäckerin Ida Kreutzer (flankiert von Jaqueline und Tino Pölzer) bei unserer
ersten "Avantoursimus"- Session: "in medias keks:
eßbarer unfug" [link] Kreutzer hat schon zugesagt, sich für
kommenden April etwas einfallen zu lassen.
Außerdem hat Filmemacher Heinz Trenczak gemeinsam mit Paul
Hofmann eine bemerkenswerte Dokumentation vorgelegt, "Der Akku-Blitz", die wir
uns näher ansehen werden: "Doch im Sommer 1995 ging die fast hundertjährige
Ära batteriebetriebener Schienenfahrzeuge zu Ende. ..."
[elektrisiert]
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