log #238: kunst ost Es ist ein kniffliges
Vorhaben, in der Region die Sache der Kunst verhandeln, da bei den Orts-Chefs die
Prioritäten-Listen momentan kurz und prägnant sind. Gegenwartskunst steht aus
begreiflichen Gründen nicht ganz oben.
Eine Gemeinderatswahl im
Frühjahr, eine Landtagswahl im Herbst, damit ist das Thema Kunst selbstverständlich für
einige Zeit kein Spitzenreiter in öffentlichen Diskursen. Aber gerade DAS läßt
die Sache besonders spannend werden. |
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Am Beginn solcher Prozesse
steht für mich jetzt einmal das Zuhören, nicht das Verhandeln. Damit meine ich
Klärungen, wo sich die Orts-Chefs ganz konkret mit ihren lokalen THEMEN und AUFGABEN
befinden. Es ist auch nicht so, daß diese Leute gerade irgendwo "abgeholt"
werden möchten oder müssen. Es stell sich eher die Frage, ob wir "Kultur-Leute"
zu ihnen hin finden.
Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen
einzelnen Gemeinden? Auf diesem Bild von links: Philippine Hierzer (Labuch), Erwin Gruber (Laßnitzthal), Werner Höfler (Hoftstätten)
und Robert Schmierdorfer (Albersdorf-Prebuch).
Aus einer wachsenden Serie von Gesprächen
entsteht für mich ein immer deutlicheres Bild, welche kulturellen Schnittpunkte in der
Region auffindbar sind, welches mögliche "Koordinatensystem" folglich
eine Art von regionalem "Möglichkeitsraum" ergibt, in dem dann AUCH
die Kunst ihren Platz haben mag.
Womit haben wir es also praktisch zu Tun?
Vielfalt! Kontraste! Bürgermeister Hans Graf in Naas sagt etwa lächelnd: "Wir haben hier mehr Schafe als Einwohner."
Das läßt erahnen, welcher sozialgeschichtliche Hintergurnd vor Ort Gewicht hat.
Während sich unsere Gesprächszeit zu Ende
neigte, saß im Nebenraum schon ein Team im "Kampfgwandl": Rallye-Piloten,
die in der Gegend Bergrennen bestreiten. ("Bergrallye
Naas") Also ein weiteres, sehr konkretes Exempel für den Bogen "Zwischen
Landwirtschaft und High Tech" ...
Es sollte demnach für uns klar sein, hier
draußen findet keine Salonkultur statt, das Urbane ist unwichtig. Diese
Kommunen und ihre Menschen ticken völlig anders als die "Zentren", sind von
anderen Verläufen geprägt. Das heißt aber bloß: ANDERS und keineswegs
"nachrangig". Selbstbewußte und erfahrene Leute machen dort über viele Jahre
sehr spannende Dinge. Ein Beispiel:
Graf erzählte mir über eine Ausstellung von
Modellflugzeugen, die in Naas stattgefunden hatte. Die Truppe kenne ich zufällig. (Das
Geschichterl dazu: [link]) Es
ist ein Weizer Club, der in Unterfladnitz einen kleinen Flughafen nutzt, denn ich habe da
unter anderem Garnituren gesehen (Motorflugzeug schleppt Segelflugzeug in den Himmel), die
sind so groß, das ginge nicht vom Garten aus.
So. Club aus Weiz ordiniert in Unterfladnitz,
stellt in Naas aus. Das sind offenbar typische Verläufe in der Region, wo viel schon
besteht und wo die Leute selbst sehr gut für ihre Angelegenheiten sorgen. (Naas stellt
übrigens heuer die Flieger wieder aus.)
Je mehr Orts-Chefs und Geschäftsleute ich
treffe, desto klarer wird mir: Die wollen keine Schmähs hören, weil sie selber den
besseren Schmäh haben. Denen braucht man keine "supa Ideen" bringen,
weil sie selbst mit reichlich guten Ideen beschäftigt sind.
Und wer sich je vorgemacht hat, da könnten
"abgehobene" Menschen am Werk sein, wird schnell herausfinden, wie nahe diese
Orts-Chefs an ihren Leuten dran sein müssen, weil Distanz sich nicht ausgeht. (Graf in
einer Gesprächspassage am Telefon: "Und wenn es ohne Drohung geht, tu ich mir
halt auch leichter, mich dafür anzustrengen.")
Ebenenwechsel! Sandra Kocuvan (links hinten),
zuständige Referentin der Kulturabteilung des Landes, hatte nach Graz ins
Besprechungszimmer geladen. Es ging um einen Konsens-Check für unser Projekt ("kunst
ost"). Vorne links unsere Obfrauen Christa Ecker-Eckhofen und Michaela Zingerle,
rechts vorne Verbandsobmann Christoph Stark ("Energie-Region
Weiz-Gleisdorf").
Man kann heute wohl sagen: Mehr Konsens geht
nicht. Die Basis für unsere Arbeit darf als sehr stabil bezeichnet werden. Wo und wie
geht es nun konkret weiter, ...? [Fortsetzung]
[kunst ost]
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